Thüringische Landeszeitung (Jena)
Patienten-Demo vor der Kassenärztlichen Vereinigung
Streit um die Nachfolge in einer onkologischen Praxis in Jena: Kundgebung in Weimar angemeldet und genehmigt
JENA. Im Streit um eine Praxisnachfolge in Jena verschärft sich der Ton: Eine Gruppe von Patienten wird am kommenden Freitag in Weimar vor der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) demonstrieren. „Ich rechnet damit, dass zwischen 50 und 70 Menschen dabei sein werden“, sagte Astrid Heßmer.
Das Ordnungsamt der Stadt Weimar hat als zuständige Versammlungsbehörde die Kundgebung genehmigt: „Wir wollen unser Unverständnis gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Berufungsausschuss zum Ausdruck bringen“, sagte Heßmer, die den Protest organisiert.
Die Patienten dürfen auf dem Gehweg vor dem Gebäude der KV demonstrieren, auch die Polizei wurde über die Kundgebung informiert. Heßmer und Mitstreiter haben sogar einen Bus organisiert, um jenen Patienten die Teilnahme zu ermöglichen, die nicht so mobil seien. Zudem starteten sie eine OnlinePetition, die bislang von 574 Menschen unterzeichnet wurde.
In Jena schwelt seit Wochen ein Streit über die Nachfolge in einer onkologischen Praxis (unsere Zeitung berichtete). Patienten sammeln Unterschriften und machen sich für einen Mediziner stark, der vom Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung in Weimar zunächst als Nachfolger des im vergangenen Jahr verstorbenen Klaus Ruffert vorgesehen war. Der Berufungsausschuss aber entschied anders und sprach Peter Fix die Praxis zu. Dass dieser seit dem Sommer zugleich Chefarzt am Klinikum in Weimar ist, sei nicht zu verstehen, sagt Astrid Heßmer. Sie befürchtet, dass die Jenaer Patienten angesichts der Doppelbelastung die Leidtragenden seien.
„Aufgabe des Berufungsausschusses ist es nicht, die Entscheidung des Zulassungsausschusses zu bewerten. Der Berufungsausschuss entscheidet neu“, teilte der Sprecher der KV unserer Zeitung mit. Und er betonte, dass die Ausschüsse unabhängig seien und die KV auf deren Entscheidungen keinen Einfluss nehmen könne.
Fix ist seit dem Sommer Chefarzt der Klinik für Innere Medizin IV – Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin am Sophienund Hufelandklinikum in Weimar. Der Gesetzgeber lässt es zu, dass Chefärzte als Vertragsärzte tätig sind. Zum Beispiel, wenn sie ihr Tätigkeit als Krankenhausarzt zeitlich reduzieren. Die KV ist übrigens in Sichtweite des Krankenhauses.