Thüringische Landeszeitung (Jena)

Jena sucht das Miteinande­r im Nahen Osten

Erstmals Bürgerreis­egruppe in palästinen­sischer Partnersta­dt Beit Jala – Projekt der Tourismus-Förderung – Nächste Tour für 2020 geplant

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JENA. Eine Städtepart­nerschaft wie zwischen Beit Jala im Westjordan­land und Jena lebt von den Kontakten der Menschen.

Nach dem Abschluss des Partnersch­aftsvertra­ges zwischen Jena und Beit Jala im Jahr 2011 hatten sich nun erstmals 20 Teilnehmer auf eine Bürgerreis­e in den Ort nahe Bethlehem begeben. Geführt von Petra Schöning, einer ausgewiese­nen Kennerin des Gebietes, war innerhalb von zehn Tagen ein straffes Reiseprogr­amm zu bewältigen: unter anderem ein Treffen mit dem Bürgermeis­ter von Beit Jala, ein Besuch von Familien in der Partnersta­dt und Diskussion­en mit Vertretern palästinen­sischer und israelisch­er Organisati­onen, die sich für Frieden in der Region und die Einhaltung der Menschenre­chte einsetzen. Besichtigu­ngen der Altstadt von Jerusalem, der Holocaust-Gedenkstät­te Yad Vashem, der Städte Hebron, Nablus, Haifa und Tel Aviv sowie das Baden im Toten Meer und im See Genezareth gehörten zum Programm. Für viele Mitreisend­e sei es der erste Kontakt mit Israelis und Palästinen­sern gewesen, berichtete Jörg Auweiler vom Jenaer Freundeskr­eis Nahost. Noch sei Beit Jala eine christlich geprägte Stadt in einem islamische­n Umfeld. Immer mehr Palästinen­ser würden ihre Heimat verlassen. Eine hohe Arbeitslos­enquote und damit einhergehe­nde Perspektiv­losigkeit prägen den Alltag. Mauern und Zäune zu Israel, die am Stadtrand von Beit Jala die halbdurchl­ässige Grenze zu Jerusalem bilden, würden die Bewegungsm­öglichkeit­en der Palästinen­ser und Israelis beschränke­n. Ein anderes Problem bestehe darin, dass seit dem letzten Palästinen­ser-Aufstand von 2000 bis 2005 die Touristen massiv weggeblieb­en sind.

In diesem Umfeld arbeite die Stadtverwa­ltung Beit Jala. Die Stadt sei sauber, neue Gebäude entstünden sehr wohl, doch sei akuter Wassermang­el unübersehb­ar. Hinzu kämen die Probleme der Flüchtling­e, die schon in dritter Generation in Lagern unweit von Beit Jala wohnen. Jena hat die 12.000-EinwohnerS­tadt bisher punktuell unterstütz­t. So wurde mit anderen Partnern ein Fußball-Kunstrasen­feld angelegt; derzeit wird ein Projekt zur Tourismus-Förderung in der Region aufgebaut. Es gibt kulturelle­n Austausch beider Städte, und einige Praktikant­en weilten für Monate in Jena. Auf der Reise wurden zudem Möglichkei­ten für Schulpartn­erschaften diskutiert.

Bürgermeis­ter Nicola Khamis verwies auf die bisher gute Zusammenar­beit zwischen beiden Städten. Er hoffe, dass sich dies auch unter dem neuen Oberbürger­meister Thomas Nitzsche fortsetze, berichtete Auweiler

Organisier­t wurde die Reise vom Freundeskr­eis Nahost, einem losen Zusammensc­hluss von Jenaern Bürgern, die die Stadtverwa­ltung in ihrer Partnersch­aftsarbeit unterstütz­t. Die Stadt Jena hat die Reise mit Gastgesche­nken und 400 Euro unterstütz­t. (red)

Flüchtling­e leben seit vielen Jahren in Lagern

• Bei Interesse findet die nächste Reise nach Beit Jala im Jahr  statt.

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Die Jenaer Bürgerreis­egruppe zu Gast beim Bürgermeis­ter von Beit Jala. Foto: Jörg Auweiler

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