Thüringische Landeszeitung (Jena)
Blick hinter den Mythos
Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason aktualisiert seine unterhaltsame Bandbiografie
Geradezu in den Himmel gelobt wurde die erste Version von Nick Masons Pink-Floyd-Biografie „Inside Out“bei ihrem Erscheinen vor immerhin vierzehn Jahren. Die Lobhudeleien hatten ja recht: Der Schlagzeuger der englischen Band überraschte mit einem Werk, das in einem frischen, distinguiert-frechen Ton verfasst war. Ihm gelang sogar das Kunststück, den Mythos Pink Floyd auseinanderzunehmen, ohne ihn zu zerstören.
Die erweiterte Neuauflage, als handliches Paperback, folgt dem bewährten Konzept und schreibt die Geschichte einer Band fort, die es eigentlich nicht mehr gibt, um die Stationen nach der Jahrtausendwende: die spektakuläre Wiedervereinigung für Live 8, der Tod von Keyboarder Rick Wright und Stammdesigner Storm Thorgerson, die Arbeiten an dem nun wahrscheinlich letzten Pink-Floyd-Album
„The endless River“.
Einige überraschende Einblicke sind inklusive. Etwa, wer den entscheidenden Schritt für den Auftritt bei Live 8 gemacht hat. Mason ist ein sympathischer Erzähler, der scheinbar als ausgleichendes Element zwischen den Polen Roger Waters und David Gilmour funktioniert. Den beiden Alphatieren, Streithähnen, Sturköpfen oder wie man sie vielleicht sonst noch öffentlich wahrnehmen mag.
Man kann es natürlich nur vermuten. Aber der Schreibstil und die preisgegebenen Informationen lassen darauf schließen: Mason verrät mit seiner Nabelschau nicht so viel, als dass andere vorgeführt werden. Aber eben genug, um ein Licht zu werfen auf einige gut gehütete Geheimnisse und Abläufe dieser an überraschenden Wendungen und Streitereien nicht gerade armen Bandhistorie.
Er spart nicht mit Selbstironie, ist zu Scherzen aufgelegt, die nicht aufdringlich wirken. Selbst eine spielerische Großspurigkeit ist Teil des Unterhaltungsprogramms. Das Geheimnis der Kurzweil: Anekdoten werden nicht auf Länge getrimmt. Und: Allzu ernst nimmt sich der Schlagzeuger einer der erfolgreichsten Popgruppen zum Glück nicht.
Dazu gehört auch das Reflektieren der eigenen Bedeutung: „Mir wird langsam klar, dass jeden Abend irgendwo Pink-Floyd-Musik gespielt wird, nur nicht von mir.“
• Nick Mason: Inside Out – Meine Geschichte mit Pink Floyd, Edel Books, Seiten, , Euro