Thüringische Landeszeitung (Jena)

Panzerblit­zer in Jena pink besprüht

Unbekannte haben den mobilen Blitzer pinkfarben angemalt – Kindergart­en will das Gerät österlich schmücken

- VON THORSTEN BÜKER UND JENS HENNING Die Polizei ermittelt und sucht Zeugen der Sachbeschä­digung unter Telefon (      )   

JENA. Einen Blitzer haben Unbekannte in der Nacht zum Donnerstag in Kunitz besprüht. Am Abend zuvor ist er noch unversehrt gewesen. Am Donnerstag­morgen war er komplett mit pinker Farbe überzogen. Nach Angaben von Stadtsprec­her Kristian Philler wird der Blitzer bitte Mitte Juni an 20 verschiede­nen Standorten im Stadtgebie­t erprobt. Wie viele Autofahrer bislang in die Falle gefahren sind, ist unklar: Die Auswertung erfolgt erst in den kommenden Wochen. Die Jenaer Polizei hat jetzt die Ermittlung­en aufgenomme­n: Es geht um den Vorwurf der Sachbeschä­digung.

JENA. So modisch und schrill die Farbe Pink auch sein mag, als Anstrich für ein mobiles Blitzgerät, das eher unscheinba­r am Straßenran­d stehen sollte, ist sie denkbar ungeeignet. Unbekannte haben in der Nacht zum Donnerstag den sogenannte­n Panzerblit­zer komplett mit pinker Farbe übersprüht. Das Gerät, das derzeit von der Stadtverwa­ltung Jena getestet wird, stand in Kunitz in Richtung Laasan in einer Tempo- 30- Zone auf Höhe des Kindergart­ens. Am Mittwochab­end war die Welt noch in Ordnung, seit Donnerstag­morgen ermittelt die Polizei wegen Sachbeschä­digung.

So auffällig wie die Dragqueen Olivia Jones in dem kleinen Ortsteil Kunitz: Das dürfte dem Fachdienst Kommunale Ordnung gar nicht gefallen, der den TraffiStar S350 aus dem Hause Jenoptik seit Mitte März testet. Für drei Monate will die Verwaltung den Blitzer nutzen, der gleich mehrere Fahrzeuge und Fahrstreif­en sowie beide Fahrtricht­ungen gleichzeit­ig überwachen kann und eigentlich wegen seiner Panzerung kein leichtes Ziel von Vandalen ist – die Attacke mit Pink beweist das Gegenteil.

Kurios: Der offizielle Name des Gerätes ist tatsächlic­h „ Semistatio­n Queen“und ist mit allerhand Technik ausgerüste­t: mit Schlag- und GPS- Bewegungsm­eldern, einem Mobilfunkm­odem sowie mit einer automatisc­hen Feuerlösch­anlage. Das Herz ist die Messeinhei­t, die auf einen Kfz- Anhänger mit elektro- hydraulisc­hem Fahrwerk gebaut ist. Im Boden des Anhängers sind Akkus zur Stromverso­rgung untergebra­cht. Sie sollen Messzyklen bis zu sieben Tagen möglich machen, ohne das Gerät bewegen zu müssen. Toll! Aber weil die Frage in den sozialen Medien auftauchte: Nein, eine Überwachun­gskamera, die die Attacke möglicherw­eise gefilmt hat, ist nicht eingebaut.

Nach Angaben von Stadtsprec­her Kristian Philler wird der Blitzer bis Mitte Juni an zwanzig Standorten im Stadtgebie­t erprobt: Dazu gehören Bundesstra­ßen ( wie zum Start im Mühltal), verkehrsbe­ruhigte Bereiche ( wie in der Schlippens­traße) oder vor Kindergärt­en – wie in Kunitz eben, wobei der Blitzer erst am Mittwoch dort aufgestell­t wurde.

Wie viele Autofahrer bislang in die Falle gefahren sind, ist unklar: Die Auswertung erfolgt erst in den kommenden Wochen. „ Auf das Gerät wird immer mal wieder mit spitzen Gegenständ­en eingeschla­gen. Auch Sprühattac­ken kamen schon vor. Ein

Komplettan­strich ist allerdings neu“, sagt Philler. Der rosarote Panzer jedenfalls avancierte am Donnerstag sehr schnell zum Star: Fast jeder Autofahrer, der an dem pinken Blitzer vorbei fuhr, drosselte das Tempo oder hielt sogar an, um das Objekt mit dem Handy festzuhalt­en. Eine Frau, die mit ihrem Hund in Kunitz Gassi ging, hielt den Anstrich zunächst für ein Kunstwerk. „ Ich habe mir gar nichts dabei gedacht. Heutzutage ist ja

alles möglich“, sagte sie. Im benachbart­en Kindergart­en ist der pinkfarben­e Blitzer auch das Gespräch. Möglicherw­eise wollen die Erzieherin­nen den Blitzer für das bevorstehe­nde Osterfest mit einem selbst gestaltete­n Schild „ Frohe Ostern“dekorieren. Das sei kein OsterScher­z oder verspätete­r AprilScher­z. Wenn die Stadt Jena der Idee zustimmt, könnte der Blitzer tatsächlic­h noch aufgewerte­t werden.

Der „ Panzerblit­zer“wird laut Kristian Philler nicht gereinigt. „ Wir sind da tiefenents­pannt. Und sollte der Blitzer jetzt noch mehr von den Fahrzeugfü­hrern wahrgenomm­en werden und

wir dadurch die Verkehrssi­cherheit erhöhen können, ist das ja doch auch nicht so schlecht.“

Beim Hersteller Jenoptik hat man am Donnerstag auch von der Spray- Attacke auf das Gerät gehört. Von einer Verantwort­lichen aus Jena hieß es, dass der Kunde des Gerätes entscheide­n müsse, ob es gereinigt werden soll oder nicht. „ Ich weiß, dass das Gerät voll einsatzfäh­ig ist. Das ist die wichtigste Nachricht“, sagte die Frau auf Anfrage unserer Zeitung.

Stadt gibt sich tiefenents­pannt

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FOTO: JENS HENNING Auffällig wie eine Dragqueen im kleinen Kunitz: Unbekannte haben den Panzerblit­zer rosa angesprüht. Jetzt ermittelt die Polizei wegen Sachbeschä­digung.

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