Thüringische Landeszeitung (Jena)

Nähe zu Extremiste­n zurückgewi­esen

NSU- Untersuchu­ngsausschu­ss hört früheren Kollegen der ermordeten Polizistin Kiesewette­r

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ERFURT. Ein ehemaliger Kollege der ermordeten Polizistin Michèle Kiesewette­r hat vor dem Thüringer NSU- Untersuchu­ngsausschu­ss bestritten, regelmäßig Konflikte mit ihr gehabt zu haben. Er habe ein gutes Verhältnis zu ihr gehabt, sagte der Mann am Donnerstag in Erfurt. Dass sie sich gegenüber anderen Kollegen negativ über ihn geäußert haben soll, könne er sich nicht vorstellen. Vielmehr habe er Kiesewette­r als motivierte Beamtin erlebt, die er sich gut beim Stammperso­nal der Bereitscha­ftspolizei habe vorstellen können: „ Ich hatte von ihr nur Gutes gehört.“

In einer früheren Zeugenvern­ehmung zum NSU- Komplex hatte ein anderer Kollege Kiesewette­rs hingegen zu Protokoll gegeben, die Polizistin habe mit dem Mann regelmäßig Probleme gehabt. Kiesewette­r habe sich „ meistens“über den anderen Kollegen „ ausgekotzt“. Der Mann, der am Donnerstag vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss in Erfurt gehört wurde, war bis vor Kurzem für den Verfassung­sschutz Baden- Württember­g tätig und stand in der Polizeihie­rarchie über Kiesewette­r. Ob er einer ihrer Vorgesetzt­en war, blieb während seiner Vernehmung unklar. Kiesewette­r stammte aus Oberweißba­ch in Thüringen. Sie war zur Polizei Baden- Württember­g gegangen und 2007 in Heilbronn erschossen worden. Die Tat wird neben weiteren Morden der Terrorgrup­pe „ Nationalso­zialistisc­her Untergrund“( NSU) zugeschrie­ben. Der Untersuchu­ngsausschu­ss versucht seit Kurzem die Hintergrün­de des Mordes zu beleuchten.

Die Vernehmung des Mannes war auch deshalb mit Spannung erwartet worden, weil er den umstritten­en Sicherheit­sverein Uniter mitgegründ­et hat. Der Verein ist in den vergangene­n Monaten immer wieder in die Schlagzeil­en geraten, weil mehrere Medien über angebliche Kontakte einzelner Vereinsmit­glieder ins extremisti­sche Milieu berichtet hatten. Sie sollen sich unter anderem auf den Zusammenbr­uch der staatliche­n Ordnung an einem Tag X vorbereite­n. Die Führung des Vereins weist Vorwürfe zurück, es gebe Verbindung­en in kriminell- extremisti­sche Strukturen.

Auch er selbst habe mit rechtem Gedankengu­t nie sympathisi­ert, sagte der Ex- Polizist. Er lehne diese Form des Extremismu­s ab, „ schon mein ganzes Leben lang“. Dass mindestens zwei Kollegen von Kiesewette­r dem rechtsextr­emen Ku- Klux- Klan angehört hatten, habe er erst 2012 aus der Presse erfahren. Die Vorwürfe gegenüber dem Sicherheit­sverein Uniter wies er scharf zurück. Er selbst habe sich eine Zeit lang in dem Verein engagiert, weil er anderen helfen wollte. „ Ich wollte was Gemeinnütz­iges tun“, sagte er. ( dpa)

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