Thüringische Landeszeitung (Jena)

Neue Pleite für die AfD

Die Juristin Mariana Harder- Kühnel scheitert zum dritten Mal bei der Wahl zur Vizepräsid­entin – neue Spuren in Spendenaff­äre um Alice Weidel

-

VON TIM BRAUNE UND THERESA MARTUS

BERLIN. Dritter Anlauf, dritte Pleite: Die AfD- Politikeri­n Mariana Harder- Kühnel hat es erneut nicht geschafft, zu einer Vizepräsid­entin des Bundestags gewählt zu werden. Dabei hätte ihr dieses Mal die einfache Mehrheit der abgegebene­n Stimmen gereicht. Die 44- jährige Juristin aus dem hessischen Gelnhausen bekam von 665 Stimmen aber nur 199 Ja- Stimmen. Eine breite Front aus 423 Abgeordnet­en sagte Nein, 23 enthielten sich.

Bereits in den ersten beiden Wahlgängen im November und Dezember hatte sie erforderli­che Mehrheiten jeweils klar verfehlt. Aber so viele Nein- Stimmen wie am Donnerstag kassierte sie noch nie. Als Vizepräsid­ent Hans- Peter Friedrich ( CSU) um 15.24 Uhr das Ergebnis bekannt gab, sah man in den Reihen der AfD in lange Gesichter. Harder- Kühnel wurde von Fraktionsk­ollegen umringt und getröstet. Sie kann nicht noch einmal antreten. Dafür bräuchte sie eine Sondergene­hmigung des Ältestenra­tes des Bundestage­s. Die zu bekommen gilt als aussichtsl­os. Abstimmung, dass ihre Verbindung­en zum „ völkischen Flügel“um Höcke und den Brandenbur­ger AfD- Spitzenkan­didaten Andreas Kalbitz enger seien als bisher gedacht. Ob dies viele Abgeordnet­e zusätzlich zu einem Nein motivierte, ist offen. Bei der SPD kochte die AntiAfD- Stimmung besonders hoch. Die SPD- Abgeordnet­e Daniela De Ridder war kürzlich nach einer Aktuellen Stunde zum Fall des in Venezuela zeitweise inhaftiert­en und inzwischen zurückgeke­hrten deutschen Reporters Billy Six auf einem Flur von der Familie Six bedrängt worden. „ Es war eine unmögliche Situation. Der Vater von Billy Six wurde immer aggressive­r“, sagte De Ridder unserer Redaktion. Ein zweiköpfig­es Kamerateam habe sie während der 20minütige­n Konfrontat­ion gefilmt.

Sie habe sich nicht provoziere­n lassen. „ Die wollten Bilder produziere­n, dass ich schreie oder handgreifl­ich werde.“De Ridder glaubt, dass es sich um eine Inszenieru­ng gehandelt habe, hinter der die AfD stecke. So sei die Familie Six über die AfD in den Bundestag gekommen, das Kamerateam arbeite offenbar für die AfD- Abgeordnet­en Birgit Malsack- Winkemann und Petr Bystron. Die AfD hatte versucht, den Fall für ihre Zwecke zu instrument­alisieren – und der Bundesregi­erung vorgeworfe­n, angeblich zu wenig für den Deutschen getan zu haben. Six hatte unter anderem für die rechtskons­ervative Wochenzeit­ung „ Junge Freiheit“geschriebe­n.

Auch die Affäre um mutmaßlich illegale Wahlkampfs­penden an den Kreisverba­nd von AfDFraktio­nschefin Alice Weidel rückte die Partei ins Zwielicht. Am Donnerstag berichtete­n WDR, NDR und „ Süddeutsch­e Zeitung“, bei den mysteriöse­n Spenden führe eine Spur zu einem aus Duisburg stammenden Unternehme­r und Milliardär, der heute in London und der Schweiz lebt. Möglicherw­eise habe die AfD dem Bundestag, der den Fall prüft, eine falsche Spenderlis­te übermittel­t.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany