Thüringische Landeszeitung (Jena)

Grindel, Geld und Grunewald

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VON AXEL EGER

Nein, besser steht der wieder einmal führungslo­se deutsche Fußball ohne seinen peinlich gewordenen Präsidente­n nicht da. Denn die Probleme des Verbandes sind mit Grindels Abgang nicht gelöst.

Eine Hausmacht besaß der erste Mann nie, doch hatte auch niemand in den vergangene­n drei Jahren beim DFB den Mumm, Grindel öffentlich zu kritisiere­n. Erledigt wurde er auf die übliche Weise. Intern schoss man zuletzt die Position des Präsidente­n so lange sturmreif, bis der Inhaber nicht mehr zu halten war. Am Ende war es eine 6000 Euro teure Uhr, die im Milliarden­geschäft des Fußballs den Ausschlag gab. Es ist das alte Dilemma. Den DFB zerreißt es zwischen bemühter Volksverbu­ndenheit und der Selbstherr­lichkeit des größten Sportfachv­erbandes der Welt.

Zufällig bewegt in diesen Tagen eine andere Geld- Debatte den Fußball – die um die Übernahme von Mehrkosten für Polizeiein­sätze bei Risikospie­len. Per Gericht bekam die Stadt Bremen prinzipiel­l recht, solche Forderunge­n an die DFL weiterzure­ichen. Weil aber die Liga ihren Profit lieber für sich behält, will sie die Vereine beteiligen.

Daraufhin ließ ausgerechn­et Werder- Präsident Hubertus Hess- Grunewald einen dreisten populistis­chen Versuchsba­llon steigen. Wenn die Übernahme solcher Zusatzkost­en im Raum steht, müsse man wohl überlegen, Top- Stürmer Kruse zu verkaufen, um für den Fall der Fälle eine Rücklage bilden zu können. Eine schamlose Argumentat­ion. Nachdem der DFB der Stadt Bremen als „ Dank“schon ein Länderspie­l entzogen hatte, reitet nun ein Vereinsbos­s des Profifußba­lls die billigste aller Attacken und spielt acht Wochen vor der Bürgerscha­ftswahl Fans und kommunale Politik gegeneinan­der aus.

Auch wenn Grindel längst über alle Berge ist: Die Scheinheil­igkeit des Geschäfts bleibt.

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