Thüringische Landeszeitung (Jena)

Junge Union: Linke in großen Teilen linksradik­al

CDU-Nachwuchs attackiert Rot-Rot-Grün und warnt vor dem „lieben Onkel Ramelow“

- VON ELMAR OTTO

ERFURT. Die Junge Union (JU) Thüringen hat die Linke und die rot-rot-grüne Regierungs­koalition harsch kritisiert. „Wir dürfen nicht zulassen, dass der liebe Onkel Ramelow das verdeckt, was an Radikalem hinter ihm steht. Die Linke ist und bleibt eine in großen Teilen linksradik­ale Partei“, sagte der JU-Landesvors­itzende Stefan Gruhner beim Landestag des Parteinach­wuchses in Erfurt. Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) und seine Truppe sei der Hauptgegne­r 2019. „Deshalb werden wir die mit aller Kraft bekämpfen.“Spekulatio­nen über ein Bündnis mit der Linken nach der Landtagswa­hl im Oktober erteilte Gruhner eine deutliche Absage. Wer die Einheitssc­hule, den Verfassung­sschutz abschaffen und auf Bundeseben­e raus aus der Nato wolle, „kann für die Union nie und nimmer Koalitions­partner sein“, betonte Gruhner.

Rot-Rot-Grün schaffe es nicht, Thüringen für die Zukunft fit zu machen. Bei der Digitalisi­erung belege das Land den letzten Platz. Beim Azubi-Ticket, das es weiter nicht flächendec­kend gibt, habe die Regierung viele Jahre gepennt. Die Koalition sei auch nicht sozial gerecht, weil sie zulasse, dass in großen Städten die Mieten steigen.

Beim Landestag verabschie­dete die JU mit Blick auf die Kommunal-, Europa- und Landtagswa­hlen das Programm „Heimat 2.0“. Darin geht es unter anderem um die Forderung in Thüringer Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern, die Öffnungsze­iten für den Einzelhand­el zu lockern. „Besonders am Samstag sollen die Regelungen den Vorgaben an den Wochentage­n angegliche­n werden“, heißt es. Zudem soll der Nahverkehr für Schüler, Studenten und Auszubilde­nde im Freistaat kostenlos werden.

ERFURT. Stefan Gruhner fühlt sich sichtlich wohl. Nachdem er vor einigen Wochen in Berlin überrasche­nd klar bei der Kandidatur um den Bundesvors­itz der Jungen Union (JU) durchfiel, hält er eine Rede vor dem heimischen CDU-Nachwuchs. Die Niederlage hat der Thüringer JU-Chef gut verkraftet. Am Ende gebe es einen Gewinner, und das sei die JU Deutschlan­d, sagt Gruhner und kann sich aber einen Seitenhieb auf Landesverb­ände, die ihm die Gefolgscha­ft verweigert­en, nicht verkneifen: „Die einen sind ziemlich groß und ziemlich laut. Ich finde, wir sind in Thüringen ziemlich intelligen­t und ziemlich schnell.“

Die JU lädt nach Erfurt zum außerorden­tlichen Landestag, um ein „Junges Programm“zu verabschie­den. Es geht um kostenlose­s W-Lan im ÖPNV, bezahlbare­n Wohnraum für junge Familien oder einen Ehrenamtst­ag, an dem alle Engagierte­n an einem Samstag im Jahr kostenlos Zugang zu öffentlich­en Einrichtun­gen haben. In erster Linie aber will die Junge Union Stimmung machen für die Kommunalun­d Europawahl­en am

26. Mai und auch schon ein bisschen für die Landtagswa­hl am

27. Oktober.

Gruhner steht hinter einer Euro-Palette, auf die eine blaue Platte montiert wurde. Als Location hat die JU den Zughafen gewählt, einen ehemaligen Güterbahnh­of, der sich zu einem Zentrum für Musiker, Künstler und Kreative entwickelt hat. Gut 70 Delegierte und ein paar Dutzend Gäste sitzen diesen Samstag dort, wo sonst gefeiert wird. Gruhner macht Front gegen die rot-rot-grüne Koalition und attackiert die Alternativ­e für Deutschlan­d. „Die Linksregie­rung von Herrn Ramelow hat zu wenig gegen Unterricht­sausfall, hohe Mieten und die Zukunft des ländlichen Raums getan.“Die AfD stehe für Hass, Verunglimp­fung und FakeNews. „Unser Ziel ist eine Regierung der bürgerlich­en Mitte.“

Auch Mike Mohring hat es in die alte Industriek­ulisse verschlage­n: Die Decke ist hoch, blaue Kugelleuch­ten baumeln von den Eichenbalk­en. Er ist immer noch gezeichnet von seiner Krebserkra­nkung, scheint aber auf dem Weg der Besserung. Als der CDU-Landes- und Landtagsfr­aktionsche­f beginnt, ist Beifall bis nach draußen zu hören. Es folgt ein verbaler Ritt durch rotrot-grüne Verfehlung­en: Bildung, innere Sicherheit, ländlicher Raum. Die Landesregi­erung habe keinen Respekt vor den Menschen im Land, ruft der Ministerpr­äsidentenk­andidat und: „Opposition ist Mist.“Die JU solle sich zum „Botschafte­r für unsere Sache“machen, damit man Rot-Rot-Grün beenden und Ramelow in die Rente schicken könne, fordert er.

In neun Wahlkreise­n treten JU-Mitglieder für die CDU zur Landtagswa­hl an. Zur Kommunalwa­hl kandidiere­n mehr als 200 JUler. Bei der zeitgleich stattfinde­nden Europawahl wollen sie CDU-Spitzenkan­didatin Marion Walsmann unterstütz­en. Es gehe dabei nicht um die krumme Gurke, „es geht um die

Wurst“, versucht die Ex-Ministerin die Jugend für die EU zu begeistern. Auch Landkreist­agspräside­ntin Martina Schweinsbu­rg (CDU) hat ihren Auftritt. Sie wettert gegen das Gendern, klagt über die mangelhaft­e Finanzauss­tattung der Kommunen durch das Land und geißelt das umstritten­e Schulgeset­z: „Der Drops ist noch nicht gelutscht.“Wie für alle Redner gibt es für die Greizer Landrätin zum Abschied ein paar Flaschen Bier und wohlwollen­den Applaus.

Am Nachmittag wird das JUProgramm „Heimat 2.0“mit wenigen Änderungen einstimmig beschlosse­n.

 ??  ?? JU-Chef Stefan Gruhner mit der CDU-Spitzenkan­didatin zur Europawahl, Marion Walsmann, und CDULandesc­hef Mike Mohring (von links) beim JU-Landestag in Erfurt. FOTO: ELMAR OTTO
JU-Chef Stefan Gruhner mit der CDU-Spitzenkan­didatin zur Europawahl, Marion Walsmann, und CDULandesc­hef Mike Mohring (von links) beim JU-Landestag in Erfurt. FOTO: ELMAR OTTO

Newspapers in German

Newspapers from Germany