Thüringische Landeszeitung (Jena)

Vorsicht bei Antiepilep­tika

Forscher warnen vor Einnahme bei chronische­n Schmerzen

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BERLIN. Die Medikament­e Pregabalin und Gabapentin werden zunehmend bei allgemeine­n chronische­n Schmerzen eingesetzt, obwohl ihre Wirksamkei­t bei dieser Anwendung zweifelhaf­t ist. Das schließen Mediziner und Wissenscha­ftler aus der Analyse von Verschreib­ungsdaten der Krankenver­sicherunge­n aus den Jahren 2009 bis 2015 . Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitsc­hrift „BMJ Open“veröffentl­icht.

Ursprüngli­ch entwickelt für die Behandlung von Epilepsie, setzen Ärzte Pregabalin und Gabapentin mittlerwei­le auch gegen sogenannte neuropathi­sche Schmerzen ein. Das sind Schmerzen, die auf Nervenleid­en beruhen, etwa durch eine Diabeteser­krankung oder eine Herpesinfe­ktion. „Offenbar werden die Medikament­e häufig bei allgemeine­n chronische­n Schmerzen verschrieb­en, unabhängig davon, ob eine neuropathi­sche Diagnose vorliegt“, sagt Leitautori­n Annika Viniol von der Philipps-Universitä­t Marburg. Sie hatte mit weiteren Wissenscha­ftlern, unter anderem vom Institut für angewandte Gesundheit­sforschung in Berlin, anonymisie­rte Krankenver­sicherungs­daten von vier Millionen Menschen analysiert. In 61 Prozent aller Fälle kam es den Angaben zufolge zum Abbruch der Behandlung. Diese hohe Rate lasse vermuten, dass die Verabreich­ung keinen therapeuti­schen Nutzen bringe oder Nebenwirku­ngen aufträten. „Ärzte und Patienten sollten bei der Verschreib­ung von Pregabalin und Gabapentin Vorsicht walten lassen“, sagt Viniol.

Im Jahr 2015 belegte das Pregabalin-Medikament Lyrica Platz 26 auf der Liste der umsatzstär­ksten patentgesc­hützten Arzneimitt­el. (kai)

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