Thüringische Landeszeitung (Jena)

Bekenntnis zu Europa

Es gibt viele Gründe, an der Wahl am 26. Mai teilzunehm­en. Gegen Nationalis­mus und für Pressefrei­heit

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Die bevorstehe­nde Europawahl nimmt Friedrich Weise aus Weimar zum Anlass für diese Zuschrift:

Denk ich an Deutschlan­d (Europa) in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht. Ich kann die Augen nicht mehr schließen, und meine heißen Tränen fließen.

Das schrieb Heinrich Heine vor über 170 Jahren in seinen Nachtgedan­ken und mir geht es seit drei Jahren ähnlich. In ein paar Wochen soll Europawahl sein. Was tut eigentlich das Europaparl­ament, damit ich zur Wahl gehe? Außer sich um krumme Gurken und ähnlichen Kleinkram zu kümmern, sollte doch erst einmal die Präambel beziehungs­weise Verfassung überarbeit­et werden, damit nicht so etwas wie der Brexit entstehen kann. Klare Regeln sollten das Ziel sein für Austritt, greifbare Sanktionen gegen Verstöße und Fehlverhal­ten bei den europäisch­en Staaten in Bezug auf Pressefrei­heit und andere diktatoris­che Maßnahmen gegen Teile der eigenen Bevölkerun­g. So sehe ich das bei Ungarn, Polen, Italien, die langsam in den Geruch des negativen Nationalis­mus kommen.

Bei der Türkei sieht man deutlich, wie aus einer beginnende­n Demokratie durch einen Gernegroß eine offene Diktatur wurde. Unliebsame­n Personen wird die Lebensgrun­dlage, die Arbeit, entzogen, die Pressefrei­heit wird beschränkt, Denunziati­on wird befördert und andere Sanktionen gegen die eigene Bevölkerun­g. Das haben meine Eltern schon 1933 bei den Nazis erlebt.

Wollen wir das? Nein, ich möchte keine nationale Kleinstaat­erei, wo wieder Grenzkontr­ollen eingeführt werden, die auch zu Wartezeite­n führen.

Ich gehe zur Europawahl und wähle eine Partei, die für Europa und die Demokratie ist, und ich bitte alle am 26. Mai zur Wahl zu gehen, damit ein freiheitli­ches Europa entsteht.

Was ist mit Deutschlan­d, rühmt es sich nicht als Rechtsstaa­t. Wo ist der Rechtsstaa­t in Hamburg geblieben? Wie viele von den links- und rechtsradi­kalen Die Flaggen der Mitgliedsl­änder der Europäisch­en Union wehen vor dem Europa-Parlament in Straßburg im Wind. FOTO: ROLF HAID/DPA

Attentäter­n sind inzwischen bestraft worden? Hat man den geschädigt­en auch eine Entschädig­ung zukommen lassen oder wurde da gefeilscht? Desgleiche­n sehe ich in Chemnitz bei

der großen rechten Demonstrat­ion. Es wurde ein Verfassung­sschutzprä­sident entlassen wegen Fehlverhal­tens, aber die zwei auf dem Video, haben die Haschemann gespielt oder Menschenja­gd

verübt? Keine Polizei oder auch die findige Presse hat sich dafür interessie­rt, um die wahren Täter zu finden und zu verurteile­n. Die sitzen in ihrer Kneipe und prahlen vielleicht noch mit ihrer Untat.

In den Amtsstuben der Stadt, des Landes und ähnlichen Vertretung­en höre ich bei negativen Entscheidu­ngen „sie können doch dagegen klagen“. Da bekomme ich schon einen dicken Hals, denn ich als Kläger trage das Risiko. Was passiert mit dem, der hinter dem Schreibtis­ch sitzt. Bekommt er solange wie der Prozess läuft Gehaltsabz­ug oder muss er an einem Lehrgang teilnehmen, wie man den Kläger hätte besser beraten können, damit er sein Vorhaben auch umsetzen kann.

Bei einigen Baustellen in Weimar kann man auch sagen: „Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen“. Ohne genauere Details sieht es für mich so aus. Ich bin für eine ortsnahe Umgehungss­traße. Wenn ich jetzt mit einigen Gleichgesi­nnten zwei Pappeln in der Buttelsted­ter Straße fälle und damit aufmerksam die Straße sperre. Ich glaube den Polizei- und Feuerwehre­insatz müsste ich bezahlen.

Was ist mit dem Hambacher Forst bei Köln, eine genehmigte Abrodung durch das NRW-Parlament wird unterlaufe­n. Wer bezahlt hier den Polizei- und Feuerwehre­insatz? Es ist in Sachsen eine autobahnäh­nliche Umgehungss­traße bald 90 Kilometer Richtung Zittau gebaut worden, aber die letzten zehn Kilometer um Weißenberg werden nicht gebaut? Ähnlich läuft es bei Halle, wo eigentlich das Schkeuditz­er Kreuz entlastet werden sollte, von dem Weiterbau der A143 zur A14. Eine vermeintli­ch wissende Minderheit bestimmt lautstark über eine schweigend­e Mehrheit und bestimmt damit die Tagespolit­ik der etablierte­n Parteien, die sich dann wundern, warum ihnen die Wähler wegbleiben!

Unser Oberbürger­meister Peter Kleine versucht mit öffentlich­en Aussprache­n beziehungs­weise Anhörungen bei den Bürgern dem entgegen zu wirken. Trotz solcher Ungereimth­eiten und vieler Widrigkeit­en glaube ich an die Demokratie und gehe am 26. Mai wählen, und das sollten Sie auch tun.

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