Thüringische Landeszeitung (Jena)

Kindergart­en ist etwas Wertvolles

Leserin empfindet Kita als unsägliche­s Wort. Zusammenha­ng von Sprache und Denken betrachten

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Zu einem Leitartike­l von Nils Kawig, ob sich der Kindergart­en retten lässt, schreibt AnneDoroth­ea Trautvette­r aus Erfurt.

Obwohl ich als Berufstäti­ge wenig Zeit habe, hat mich Ihr Leitartike­l doch so „auf die Palme“gebracht, dass ich Ihnen dazu einige Gedanken mitteilen möchte.

Ich bin 1956 geboren, bin in einen Erntekinde­rgarten gegangen und meine Mutti war die Leiterin und meine Kindergärt­nerin in einer Person. Es war dort für mich als Einzelkind so schön, dass ich auch später immer am Nachmittag nach der Schule dort gespielt habe und meine Mutti unterstütz­t habe.

Über Fröbel habe ich dann im Studium der Pädagogik etwas gelernt. Als angehende Deutschleh­rerin habe ich in mehreren Semestern etwas über den Zusammenha­ng von Sprache und Denken gelernt. Freiwillig habe ich das LTI von Victor Klemperer gelesen und sehr bewusst festgestel­lt, wie sich die Sprache und dadurch auch das Denken verändern. Das kann man gut oder schlecht finden, aber man kann es beeinfluss­en. Das geschieht derzeit massiv von „oben“mit Genderlehr­stühlen, Genderspre­ch der Politiker und nimmt ganz kuriose und grausige Formen an.

Meine Tochter würde in ihrem Zweitstudi­um der Sozialpäda­gogik keinen vernünftig­en Abschluss erreicht haben, auch wenn sachlich alles richtig in der Hausarbeit ausgeführt ist, wenn sie diese neumodisch­en Verrenkung­en (Binnen I, beide Geschlecht­er ansprechen…) nicht beachtet hätte.

Und da wollen Sie uns ernsthaft sagen, es ginge nicht besser und richtiger, nur weil Kita sich schneller sprechen lässt? Ich habe dieses unsägliche Wort noch nie mündlich verwendet.

Gehen Sie mal ins Haus Dacheröden – in eine Ausstellun­g, in der es um die „Entkolonia­lisierung Erfurts“geht. Was soll meine liebe Kollegin machen, die auf den Nachnamen Mohr hört? Sich jeden Tag dafür entschuldi­gen? Mein Mann hat den Mohren in der Mohrenapot­heke vorsichtsh­alber mal fotografie­rt, denn es ist zu befürchten, dass Sprachfana­tiker vielleicht nachts die Scheiben einwerfen, um den armen Mohren zu vernichten. Ist zwar nur eine Puppe, aber mit einem „Unwort“versehen…

Die Kita ist ein ideologisc­her Begriff, ich möchte da kein Kind sein. Sie haben schon richtig geschriebe­n, dass sich die Sprache verändert. Das ist so, aber es ist ein gewaltiger Unterschie­d, ob es die Menschen auf der Straße von sich aus Bequemlich­keit tun oder ob man es quasi zwangsweis­e einführt. Und genau das passiert bei der Kita.

Und Menschen, die das schlecht finden, starten eine Petition – sehr gut! Unterstütz­en Sie es bitte mit einem wohlwollen­den und befürworte­nden Leitartike­l.

Thüringen hat eben gerade mit dem Kindergart­en etwas ganz Wertvolles bekommen. Da brauchen wir wirklich keine Kita!

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