Thüringische Landeszeitung (Jena)
Schwarzer Peter, nein danke
Kleingarten-Regionalverband tagte: Bei Steuerung rund um Wohnbau ist nicht alles in Butter
JENA. Die Kleingärtner wollen nicht den Schwarzen Peter zugeschoben bekommen, sollte es wegen einer ärgerlichen Kniffligkeit Verzögerungen geben. Diese Sorge hat Vorsitzender Klaus Große zur Mitgliederversammlung des Regionalverbandes Jena – Saale-Holzland der Kleingärtner am Wochenende zur Sprache gebracht mit Blick auf die geplante Sozialwohn-Anlage zwischen Karl-LiebknechtStraße und Gembdenbach.
Die Situation: Von dem Vorhaben sind elf Kleingärten berührt; acht müssen aufgegeben werden; drei verkleinern sich um einige Flächenstreifen, inbegriffen der Abriss einer Gartenlaube. Vier der Nutzer nehmen die Chance wahr, ihre Gärten noch so lange wie möglich weiterzubetreiben, so beschrieb es Klaus Große im Gespräch mit der Zeitung. Schließlich soll die Wohnanlage erst 2023 stehen.
Der Regionalverband habe sich kulant verhalten, indem man sich auf eine Pauschale bei der fälligen Entschädigung der Betroffenen geeinigt und immerhin jeweils 600 Euro gespart habe per Verzicht auf Wertermittlungsgutachten, erläuterte Klaus Große. Überdies habe der zuständige Kleingartenverein Am Jenzig auf Entschädigungen zu den betroffenen Wasser- und Stromleitungen verzichtet. Und nun: Für die Extra-Verträge zu den vier Weiternutzungen wolle der kommunale Immobilieneigenbetrieb KIJ den Pachtzins deutlich erhöhen. „In Anbetracht unseres Entgegenkommens kann man sich da nur wundern“, sagte Klaus Große. Klaus Große steht dem Regionalverband der Kleingärtner Jena Saale-Holzland vor. FOTO: STRIDDE
Er hoffe auf eine Lösung jenes Widerspruchs. „Dieses Sozialwohnbau-Projekt will doch niemand ausbremsen.“Schließlich kennt sich der Regionalverband damit aus, wegen großer Projekte unter Druck zu geraten, nur weil er auf sein Recht dringt. „Verhinderer!“, so hieß 2017 und 2018 der Vorwurf aus dem Ortsteilrat Jena-West wegen der Mühltal-Anlage am Ende der Lutherstraße, wo die Ernst-Abbe-Stiftung einen Kindergarten und Mehrfamilienhäuser auf ihren 25 Kleingartenflächen bauen will. „Hier haben wir die Probleme durch Gespräche auf Augenhöhe gelöst“, sagte Große. Es sei auf die offiziellen Kündigungen hin nicht zum Rechtsstreit gekommen, nachdem Ende August des Vorjahres mit der Stiftung ein Kompromiss erzielt wurde. Die Betroffenen wurden gemäß Wertgutachten entschädigt und erhielten überdies einen Aufschlag. Wer wolle, könne seinen Garten nun weiterbewirtschaften, bis zwei Monate vorm Baubeginn ein Bescheid erteilt wird. – Wertermittlung! Das ist für Klaus Große überhaupt ein wichtiges Stichwort. Er ist stolz darauf, dass voriges Jahr die praktische Prüfung für Wertermittler durch den Kleingarten- Landesverband in Jena – konkret im Kleingartenverein „Am Mönchsberg“in Winzerla – veranstaltet wurde. Allein elf Mitstreiter aus Jena und dem Saale-Holzland hätten erfolgreich an jener Ausbildung teilgenommen, so dass es jetzt im Regionalverband 16 Wertermittler gebe. „Mit dieser Anzahl sind wir Spitze in Thüringen.“Schließlich sei die Wertermittlung bei Pächterwechsel selbst innerhalb der Familie Pflicht, zumal so nicht nur eine Wert-, sondern auch eine Bestandsaufnahme erfolge. Wohl werde das im Freistaat nicht überall befolgt. „Wir sehen das aber ganz eng.“ Insgesamt hat sich der Regionalverband 2018 „weiter stabilisiert“, sagte Klaus Große. 125 Vereine des Verbandes führen auf insgesamt 214 Hektar 5114 Parzellen, davon 3371 in Jena und 1743 im Saale-HolzlandKreis. Durch Kauf von Flächen verfügt der Verband über neun Hektar eigenes Land, indessen er von 199 Flächeneigentümern Land gepachtet und an die Vereine weiterverpachtet hat.
2018 waren im Verband 52 Schäden in einem gegenüber dem Jahr davor leicht verschlechterten Gesamtumfang von 23.000 Euro zu regulieren: 22 Schäden entstanden durch Feuer und Einbruch, 30 durch Sturm und Hagel. Der Anteil der Einbruch-Schäden, so erläuterte Große, war leicht rückläufig.