Thüringische Landeszeitung (Jena)
Porzellan unterm Hammer
JENA. Für die Jenaer Musikfreunde war dies ein besonderes Ereignis, als sie in der Rathausdiele ein Kammerkonzert von Teilnehmern der „Dualen Orchesterakademie Thüringen“mit einem interessanten Programm erleben konnten. Diese vom Freistaat Thüringen für jeweils zwei Jahre ausgeschriebene Konstellation vereint erstmalig nach Probespiel in Thüringen am Ende ihres Studiums in der Heimat zehn Streichinstrumentenspieler, um zu jeweils fünft in der Jenaer Philharmonie sowie der Theater und Philharmonie Thüringen GmbH (Gera) von Mentoren betreut ihre musikalische Praxis zu vervollkommnen.
Zu Beginn wurde man insofern in ein besonderes Flair mitgenommen, denn wann hat man schon einmal die Ouvertüre zur Operette „Die Fledermaus“von Strauß in dieser Streicherbesetzung gehört; es war eine Kostprobe ausgewogener Virtuosität, dabei konnte man die Schwierigkeiten des Zusammenwirkens erahnen. Ebenfalls neu war die Bekanntschaft mit Giovanni Bottesini (1812-1889), der seinerzeit berühmteste Kontrabassist, Komponist und Dirigent. Als Freund von Verdi dirigierte er 1871 die Uraufführung von „Aida“in Kairo. Sein großes Streichquintett c-moll op. 99 interpretierten Benjamin Pant, Anna Zaubzer (Violinen), Louise Denis-Nesprias (Viola), Han-Yun Cheng (Violoncello) und Joana Dimova (Kontrabass); das war Spätromantik pur. Im Streichquintett G-Dur op. 77 von Dvorak präsentierten Barbara Parker-Kostner, Anqi Shen (Violinen), Christian Götz (Viola), Stefan Petkovic (Violoncello) und Rafael Baena-Nieto (Kontrabass) etwas vom damaligen Zeitgeist, wo sich der Komponist bewusst von Wagner abwandte, um eigene Wege zu finden.
Nicht enden wollenden Beifall gab es für alle Mitwirkenden, die als Zugabe die furiose Klanggewalt von „Fuga y misterio“des Tangokönigs Astor Piazolla, 1968 in Buenos Aires komponiert, präsentierten. Man kann schon jetzt auf das Ende dieser 1. Dualen Akademie im kommenden Jahr gespannt sein.