Thüringische Landeszeitung (Jena)
Studenten zahlen Millionen
Langzeitgebühren finanzieren Tutoren
Erfurt. Thüringer Langzeitstudenten haben ihren Hochschulen im vergangenen Jahr
2,46 Millionen Euro überwiesen. Damit blieben diese Einnahmen relativ konstant, wie aus Daten des Wissenschaftsministeriums hervorgeht. 2017 wurden für das deutliche Überziehen der Regelstudienzeit rund 2,47 Millionen Euro fällig.
In Thüringen müssen Studenten 500 Euro pro Semester zahlen, wenn sie die Regelstudienzeit um mehr als vier Semester – also zwei Jahre – überschreiten. So ist es im Thüringer Hochschulgebührenund -entgeltgesetz geregelt. Nach Ansicht von Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) ist das Überschreiten der Regelstudienzeit kaum ein Problem in Thüringen. Rund 90 Prozent würden ihr Studium beenden, bevor die Gebühren fällig würden.
Bei den Studenten selbst stehen die Abgaben in der Kritik. Als 2018 das Hochschulgesetz novelliert werden sollte, protestierten die Studenten auch gegen die Langzeitstudiengebühren – ohne Erfolg. Mit dem neuen Hochschulgesetz können sie aber mitentscheiden, wofür das Geld eingesetzt werden soll. Dazu stimmt sich das Präsidium einer Hochschule mit einem Gremium ab, in dem die Studenten über eine Stimmenmehrheit verfügen.
Nach Angaben von Florian Rippstein, Sprecher der Konferenz der Thüringer Studierendenschaften (KTS), wurden die Mittel bisher unter anderem für zusätzliche Tutoren ausgegeben, die Studenten Grundlagenwissen vermitteln oder bei der Orientierung in den ersten Wochen helfen. An der TU Ilmenau werde zum Beispiel ein Tutor für ausländische Studenten mit dem Geld finanziert. Dennoch lehnt die KTS Langzeitstudiengebühren weiterhin strikt ab.
Ihre neue Macht, zu entscheiden, was mit dem Geld passiert, wollen die Studenten offenbar auch gegen die Gebühren richten. Laut Rippstein gebe es Überlegungen, das Geld für Protestaktionen gegen Langzeitstudiengebühren zu verwenden.
Gerade Studenten, die neben dem Studium arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen, würden durch die Gebühren schnell in einen Teufelskreis geraten, sagte Rippstein. Um die
500 Euro pro Semester bezahlen zu können, müssten sie noch mehr arbeiten und bräuchten letztlich länger für ihr Studium.
Allerdings können Studenten durch eine Härtefallregelung auch von den Gebühren befreit werden. Im vergangenen Jahr wurden nach den Daten des Thüringer Wissenschaftsministeriums mindestens 632 Härtefälle anerkannt. Allerdings würden nicht an allen Hochschulen im Land Daten dazu erfasst. (dpa)