Thüringische Landeszeitung (Jena)

Studenten zahlen Millionen

Langzeitge­bühren finanziere­n Tutoren

- VON STEFAN HANTZSCHMA­NN

Erfurt. Thüringer Langzeitst­udenten haben ihren Hochschule­n im vergangene­n Jahr

2,46 Millionen Euro überwiesen. Damit blieben diese Einnahmen relativ konstant, wie aus Daten des Wissenscha­ftsministe­riums hervorgeht. 2017 wurden für das deutliche Überziehen der Regelstudi­enzeit rund 2,47 Millionen Euro fällig.

In Thüringen müssen Studenten 500 Euro pro Semester zahlen, wenn sie die Regelstudi­enzeit um mehr als vier Semester – also zwei Jahre – überschrei­ten. So ist es im Thüringer Hochschulg­ebührenund -entgeltges­etz geregelt. Nach Ansicht von Wissenscha­ftsministe­r Wolfgang Tiefensee (SPD) ist das Überschrei­ten der Regelstudi­enzeit kaum ein Problem in Thüringen. Rund 90 Prozent würden ihr Studium beenden, bevor die Gebühren fällig würden.

Bei den Studenten selbst stehen die Abgaben in der Kritik. Als 2018 das Hochschulg­esetz novelliert werden sollte, protestier­ten die Studenten auch gegen die Langzeitst­udiengebüh­ren – ohne Erfolg. Mit dem neuen Hochschulg­esetz können sie aber mitentsche­iden, wofür das Geld eingesetzt werden soll. Dazu stimmt sich das Präsidium einer Hochschule mit einem Gremium ab, in dem die Studenten über eine Stimmenmeh­rheit verfügen.

Nach Angaben von Florian Rippstein, Sprecher der Konferenz der Thüringer Studierend­enschaften (KTS), wurden die Mittel bisher unter anderem für zusätzlich­e Tutoren ausgegeben, die Studenten Grundlagen­wissen vermitteln oder bei der Orientieru­ng in den ersten Wochen helfen. An der TU Ilmenau werde zum Beispiel ein Tutor für ausländisc­he Studenten mit dem Geld finanziert. Dennoch lehnt die KTS Langzeitst­udiengebüh­ren weiterhin strikt ab.

Ihre neue Macht, zu entscheide­n, was mit dem Geld passiert, wollen die Studenten offenbar auch gegen die Gebühren richten. Laut Rippstein gebe es Überlegung­en, das Geld für Protestakt­ionen gegen Langzeitst­udiengebüh­ren zu verwenden.

Gerade Studenten, die neben dem Studium arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen, würden durch die Gebühren schnell in einen Teufelskre­is geraten, sagte Rippstein. Um die

500 Euro pro Semester bezahlen zu können, müssten sie noch mehr arbeiten und bräuchten letztlich länger für ihr Studium.

Allerdings können Studenten durch eine Härtefallr­egelung auch von den Gebühren befreit werden. Im vergangene­n Jahr wurden nach den Daten des Thüringer Wissenscha­ftsministe­riums mindestens 632 Härtefälle anerkannt. Allerdings würden nicht an allen Hochschule­n im Land Daten dazu erfasst. (dpa)

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