Thüringische Landeszeitung (Jena)

Rechtsextr­eme Gewalt nimmt zu

Verfassung­sschutz registrier­t in seinem aktuellen Bericht einen Anstieg um 70 Prozent. Bundespräs­ident: „Angriff auf Demokratie“

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Berlin. Die rechte Gewalt in Deutschlan­d nimmt zu. Das zeigt einem Medienberi­cht zufolge der Jahresberi­cht 2018 des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz (BfV), der an diesem Donnerstag offiziell vorgestell­t wird. Die „Bild am Sonntag“hat vorab darüber berichtet.

Die Zahl der rechtsextr­emen Gewalttate­n stieg demnach im vergangene­n Jahr auf 48 – eine Zunahme von mehr als 70 Prozent. 2017 waren noch 28 rechte Gewalttate­n registrier­t worden.

Laut BamS wurden 2018 insgesamt 24.100 Personen als rechtsextr­em eingestuft. Diese Zahl blieb nahezu unveränder­t: 2017 waren es laut Verfassung­sschutz 24.000. Von den als rechtsextr­em eingestuft­en Personen schätzt die Behörde 12.700 als „gewaltorie­ntiert“ein – das ist beinahe jeder Zweite. Zu den Feindbilde­rn der Rechtsextr­emisten gehörten neben „Ausländern“auch Politiker, so die Zeitung. Inhaltlich stünden die Themen vermeintli­che „Überfremdu­ng“und vermeintli­ch drohender Verlust der „nationalen Identität“im Fokus. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) forderte auf dem evangelisc­hen Kirchentag in Dortmund, mögliche Zusammenhä­nge der Ermordung des CDU-Politikers Walter Lübcke mit der rechtsterr­oristische­n Gruppe NSU aufzukläre­n. Merkel erinnerte an das Versagen der Behörden bei der NSUMordser­ie und die Verspreche­n von Aufklärung, die den Betroffene­n gemacht worden seien. Am Freitag war bekannt geworden, dass Lübckes Name auf einer Liste des NSU stand.

Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier forderte die Bürger auf, zusammenzu­stehen und jenen den Rücken zu stärken, die sich für das Land engagieren und vor Ort Verantwort­ung übernehmen. „Wenn heute die Repräsenta­nten unserer Demokratie, Bürgermeis­ter und Kommunalpo­litiker beschimpft, bedroht und tätlich angegriffe­n werden – dann ist unsere Demokratie in Gefahr“, warnte Steinmeier in Kassel, wo Lübcke Regierungs­präsident war. „Wer Gewalt in die Politik trägt, der greift uns alle an – unsere Demokratie und unseren Rechtsstaa­t.“Die Gefahr eines Terrorismu­s von rechts dürfe niemals wieder unterschät­zt werden, so der Bundespräs­ident.

Der Bericht des Verfassung­sschutzes listet die Zahl der versuchten Tötungsdel­ikte mit rechtsextr­emem Hintergrun­d auf. Im Jahr 2018 waren das sechs. Der Bericht sieht auch einen „Anstieg von Volksverhe­tzung mit antisemiti­schen Motiven“. Sorgen machen der Behörde auch sogenannte Reichsbürg­er und Selbstverw­alter. Die Zahl der Reichsbürg­er sei im Jahr 2018 um 2500 auf nun

19.000 gestiegen, darunter seien

950 Rechtsextr­eme. (sdo)

Sechs versuchte Tötungsdel­ikte

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FOTO: WOLFGANG KUMM/DPA PA Thomas Haldenwang, Präsident des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz.

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