Thüringische Landeszeitung (Jena)

230 Millionen Euro für das Tierwohl

Größere Ställe und kein Beschneide­n

- VON MARTIN DEBES

Erfurt. Um das Leben der Nutztiere in Thüringen zu verbessern, sollen nach Willen der Thüringer Regierung bis zu 173 Millionen Euro in Ställe und Haltung investiert werden. Hinzu kommen zusätzlich bis zu 63 Millionen Euro für eine tierfreund­lichere Bewirtscha­ftung.

Das Land will dafür verstärkt Fördergeld­er zur Verfügung stellen, darunter insbesonde­re aus EU-Programmen. Zusätzlich­e Landesmitt­el sind bisher kaum vorgesehen.

Damit summiert sich der theoretisc­he Gesamtaufw­and für die Tierwohlst­rategie, die heute im Landeskabi­nett beschlosse­n werden soll, auf 236 Millionen Euro. Darin sind allerdings noch nicht die Kosten für Weiterbild­ung und Beratung enthalten. Das 86-seitige Papier liegt dieser Zeitung vor.

Ziel der Strategie ist es, die Gesundheit der Tiere zu verbessern, ihr mögliches Leiden zu vermindern und den Antibiotik­aeinsatz zu reduzieren. Allerdings setzt der Beschluss vor allem auf Empfehlung­en.

So will das Land künftig die Züchtung von Rindern ohne Hörner fördern, um die Enthornung der Tiere zu vermeiden. Auch soll mittelfris­tig verboten werden, die Tiere anzubinden. Mittelfris­tig verschwind­en sollen die sogenannte­n Vollspalte­nböden, durch die Kot und Urin abfließen können, aber die für die Tiere Verletzung­sgefahren bieten. Beim Neu- oder Umbau von Rinderstäl­len muss künftig die Liegefläch­e so bemessen sein, dass alle Tiere gleichzeit­ig liegen können, heißt es. Überhaupt empfiehlt das Land sogenannte Außenklima­oder Offenställ­e und Weidehaltu­ng.

Bei Schweinen präferiert die Landesregi­erung die Gruppenhal­tung, das Abschneide­n (Kupieren) der Schwänze soll vermieden werden. Außerdem müssen auch hier die Tiere mehr Platz bekommen, um sich artgerecht verhalten zu können. Die Haltung in sogenannte­n Kastenstän­den, in denen die Tiere einzeln eingesperr­t sind, soll in der Regel nicht mehr möglich sein.

Bei Puten und Legehennen sollen die Schnäbel nicht mehr gekürzt werden.

Agrarminis­terin Birgit Keller und Sozialmini­sterin Heike Werner (beide Linke) wollen die Strategie an diesem Mittwoch vorstellen.

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