Thüringische Landeszeitung (Jena)
230 Millionen Euro für das Tierwohl
Größere Ställe und kein Beschneiden
Erfurt. Um das Leben der Nutztiere in Thüringen zu verbessern, sollen nach Willen der Thüringer Regierung bis zu 173 Millionen Euro in Ställe und Haltung investiert werden. Hinzu kommen zusätzlich bis zu 63 Millionen Euro für eine tierfreundlichere Bewirtschaftung.
Das Land will dafür verstärkt Fördergelder zur Verfügung stellen, darunter insbesondere aus EU-Programmen. Zusätzliche Landesmittel sind bisher kaum vorgesehen.
Damit summiert sich der theoretische Gesamtaufwand für die Tierwohlstrategie, die heute im Landeskabinett beschlossen werden soll, auf 236 Millionen Euro. Darin sind allerdings noch nicht die Kosten für Weiterbildung und Beratung enthalten. Das 86-seitige Papier liegt dieser Zeitung vor.
Ziel der Strategie ist es, die Gesundheit der Tiere zu verbessern, ihr mögliches Leiden zu vermindern und den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren. Allerdings setzt der Beschluss vor allem auf Empfehlungen.
So will das Land künftig die Züchtung von Rindern ohne Hörner fördern, um die Enthornung der Tiere zu vermeiden. Auch soll mittelfristig verboten werden, die Tiere anzubinden. Mittelfristig verschwinden sollen die sogenannten Vollspaltenböden, durch die Kot und Urin abfließen können, aber die für die Tiere Verletzungsgefahren bieten. Beim Neu- oder Umbau von Rinderställen muss künftig die Liegefläche so bemessen sein, dass alle Tiere gleichzeitig liegen können, heißt es. Überhaupt empfiehlt das Land sogenannte Außenklimaoder Offenställe und Weidehaltung.
Bei Schweinen präferiert die Landesregierung die Gruppenhaltung, das Abschneiden (Kupieren) der Schwänze soll vermieden werden. Außerdem müssen auch hier die Tiere mehr Platz bekommen, um sich artgerecht verhalten zu können. Die Haltung in sogenannten Kastenständen, in denen die Tiere einzeln eingesperrt sind, soll in der Regel nicht mehr möglich sein.
Bei Puten und Legehennen sollen die Schnäbel nicht mehr gekürzt werden.
Agrarministerin Birgit Keller und Sozialministerin Heike Werner (beide Linke) wollen die Strategie an diesem Mittwoch vorstellen.