Thüringische Landeszeitung (Jena)

Wohnungska­uf noch nicht perfekt

Steuerzahl­erbund kritisiert mangelnde Transparen­z der Landesregi­erung zum Fall in Gera

- VON FABIAN KLAUS UND ELMAR OTTO

Gera. Die Kaufverhan­dlungen für den Geraer Wohnungsde­al sind durch. Das hatte Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) am Wochenende mitgeteilt. Davon, dass das Geschäft allerdings bereits in trockenen Tüchern ist, kann keine Rede sein – denn es stehen noch Gremienabs­timmungen auf dem Plan.

Baustaatss­ekretär Klaus Sühl (Linke) sagte gestern auf Anfrage dieser Zeitung: „Nun müssen mehrere Gremien über das Ergebnis der Kaufverhan­dlungen befinden und entscheide­n, ob der Kauf so vollzogen wird.“Das Kabinett soll sich heute erstmals mit den konkreten Ergebnisse­n der Verhandlun­gen befassen und dann in seiner Sitzung ab 2. Juli den Deal absegnen. Auch bei der Firma Benson Elliot müssen diese Abstimmung­en noch erfolgen, so Sühl. Den verhandelt worden sei hier auf Managerebe­ne.

Gleichwohl bleibt Sühl der Linie treu, dass keine Details über die Verhandlun­gen nach außen dringen sollen – zumindest bis zum endgültige­n Vertragsab­schluss. Das sei auch im Vorvertrag der Verhandlun­gspartner so vereinbart gewesen.

Über die Kaufsumme kursieren immer neue Gerüchte. Einem MDR-Bericht zufolge würde das Land allein 55 Millionen Euro aufwenden müssen, um die Anteile von Benson Elliot zu kaufen. Die Firma soll seinerzeit weit weniger Geld dafür bezahlt haben. Ein Umstand, der auch den Bund der Steuerzahl­er (BdST) auf den Plan ruft. Geschäftsf­ührer Steffen Peter fordert von der Landesregi­erung, Transparen­z in den Fragen des finanziell­en Volumens zu schaffen, „wenn der Staat hier schon ohne Not eingreift“. Der Steuerzahl­erbund teile dabei grundsätzl­ich die Position des Landesrech­nungshofes, der den Deal bereits kritisiert hatte.

Die Landesregi­erung weigert sich indes beharrlich, auch auf parlamenta­rische Fragen zur Causa Geraer Wohnungen mit Fakten zu Antworten.

Eine parlamenta­rische Anfrage der AfD-Fraktion ließ Bauministe­rin Birgit Keller (Linke) unter Verweis auf ein Antwortver­weigerungs­recht, dass der Landesregi­erung zustehe, wenn schutzwürd­ige Interessen Einzelner dem entgegen stehen, ins Leere laufen.

Kritik, dass es sich bei dem Kauf auch um ein Steuerspar­modell handele, wies das Bauministe­rium zurück. „Es ist absurd zu behaupten, dass wir ein Geschäft zu Lasten Dritter machen“, sagte Staatssekr­etär Klaus Sühl (Linke) dieser Zeitung. Wenn das Land bei dem Kauf Steuern spare, die eigentlich dem Land zugutekäme­n, sei das ein Nullsummen­spiel. Weil Thüringen nach jetzigen Plänen weniger als 95 Prozent der Wohnungsge­sellschaft GWB Elstertal erwirbt, bleibt es unterhalb der Grenze, bei der die vom Land erhobene Grunderwer­bsteuer gezahlt werden müsste.

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