Thüringische Landeszeitung (Jena)

Ortsbürger­meister will sich an Blitzer ketten

Peter Stampf kämpft für Erhalt der Säule in Erfurt. Landespoli­zei bei der Neubewertu­ng der Standorte bisher skeptisch

- VON HOLGER WETZEL

Erfurt. Die neue Strenge der Landespoli­zei bei der Bewertung von stationäre­n Blitzern trifft im Erfurter Ortsteil Sulzer Siedlung auf wenig Verständni­s. „Wenn sie uns den Blitzer wieder wegnehmen wollen, kette ich mich an“, droht der Ortsteilbü­rgermeiste­r Peter Stampf (Freie Wähler).

Jahrelang hatte der Ortsteilra­t für einen stationäre­n Blitzer gekämpft. Im November 2015 wurde er installier­t und sorgt seitdem dafür, dass in der Stotternhe­imer Straße deutlich weniger gerast wird. Die viel befahrene Hauptstraß­e führt zwischen City und Autobahn mitten durch die Siedlung hindurch. Doch bleibt der Blitzer nach aktuellem Stand nur noch bis Ende November stehen. Für die Zeit danach muss das Bürgeramt den Betrieb der stationäre­n Säulen im Stadtgebie­t neu ausschreib­en. Für die Standorte braucht es grünes Licht der Landespoli­zei – und das fehlt bisher für die Stotternhe­imer Straße.

Auch für die Talstraße, die Bindersleb­ener Landstraße und den Juri-Gagarin-Ring hat es die Stadt noch nicht geschafft, die Landespoli­zei von der Notwendigk­eit der dauerhafte­n Tempokontr­olle zu überzeugen.

Hintergrun­d ist eine Neu-Formulieru­ng der gesetzlich­en Grundlage, die Standorte nun vor allem nach der Unfallhäuf­igkeit bewertet und anderen Aspekten wie der Unfallpräv­ention weniger Gewicht einräumt. Peter Stampf fordert den Innenminis­ter auf, die Formulieru­ng erneut zu ändern und die Gefahrenab­wehr mit in die Aufgaben der Blitzer aufzunehme­n.

„Ich sehe nicht ein, dass erst schwere Unfälle passieren müssen, bevor wieder ein Blitzer aufgestell­t wird“, betont der Ortsbürger­meister. Für die Sulzer Siedlung verweist er auf die Zahlen, die Ordnungs-Dezernent Andreas Horn (CDU) unserer Zeitung bestätigt hatte: Vor dem Blitzer fuhren laut Testmessun­gen 47 Prozent der täglich rund 12.000 Fahrzeuge zu schnell. Seit die Säule steht, sind es vier Prozent. Als sie wegen Vandalismu­s vermeintli­ch, aber nicht tatsächlic­h ausfiel, gingen die Verstoßzah­len sofort wieder in die Höhe.

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FOTO: MARCO SCHMIDT Peter Stampf kämpft für den Fortbestan­d der Tempoüberw­achung in der Sulzer Siedlung. Sollte jemand den Blitzer abbauen wollen, kettet er sich an.

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