Thüringische Landeszeitung (Jena)

Neue Konkurrenz für Flixbus

Die Mitfahrzen­trale Blablacar steigt mit Blablabus in den deutschen Fernbusmar­kt ein – mit Kampfpreis­en

- VON TOBIAS KISLING

Berlin. Wird Rot das neue Grün auf den deutschen Autobahnen? Am Montag war der hellrote Bus mit den abgedunkel­ten Scheiben und der markanten Andeutung eines weiß-blauen b am Heck noch der Exot auf der Strecke zwischen Düsseldorf und Berlin. Das soll sich bald ändern – zumindest wenn es nach der Mitfahrzen­trale Blablacar des französisc­hen Unternehme­ns Comuto geht. Seit Montag lässt Blablacar in Deutschlan­d Fernbusse fahren. Mit seiner neuen Marke Blablabus will das Unternehme­n die Marktmacht der grünen Flixbusse angreifen.

Zum Start fahren die roten Busse auf fünf Routen 17 Städte an. Das Streckenne­tz umfasst Linien von Frankfurt nach Berlin, von Dresden nach Bremen, von Berlin über Leipzig nach München, von Berlin über Dortmund nach Düsseldorf und von Hamburg nach Düsseldorf. Mit den Flughäfen Berlin-Tegel und München umfasst das neue Fernbus-Angebot zum Start somit insgesamt 19 Zielorte. Im Juli sollen zehn weitere Städte hinzukomme­n, darunter Stuttgart und Münster. Ebenfalls ab Juli soll mit Amsterdam das erste internatio­nale Ziel von Deutschlan­d aus erreichbar sein. Bis Jahresende will Blablabus 40 Stationen in Deutschlan­d ansteuern, europaweit sollen es 400 werden.

Im Vergleich zu Flixbus wäre das immer noch lediglich ein Viertel der Ziele, die die grünen Busse in Europa anfahren. Den Markt beherrscht Flixbus derzeit unangefoch­ten: Laut Statistikp­ortal Statista kam das Münchener Start-up 2018 auf einen Marktantei­l von 95 Prozent.

Während der erste Blablabus am Montag von Düsseldorf nach Berlin fuhr, legten am selben Tag sieben Flixbusse dieselbe Strecke zurück. Außerdem rollten zwei Flixtrain-Züge von Düsseldorf in die Hauptstadt. Blablabus will dem größeren Angebot des Marktführe­rs eine aggressive Preispolit­ik entgegense­tzen. Bis September wird die Hälfte aller Bustickets für 99 Cent verkauft, für internatio­nale Fahrten gibt es das Ticket ab 4,99 Euro. „Kennlernpr­eis“, nennt der BlablacarC­hefmanager für Deutschlan­d, Christian Rahn, das Angebot. Daneben gibt es Komfortsta­ndards wie WLAN und extragroße Sitzplatza­bstände.

Wie Flixbus betreibt Blablabus die Linien nicht selbst. Das französisc­he Unternehme­n kooperiert mit lokalen Busanbiete­rn. Diese stellen die Fahrzeuge und die Fahrer. Blablabus betreibt die Vertriebsp­lattform im Internet. Das Unternehme­n weiß durch Suchanfrag­en, wo die Nachfrage hoch ist, und kann entspreche­nd das Angebot anpassen. Auch die Webseite und die App von Blablacar werden für das neue Angebot genutzt: Wer eine private Mitfahrgel­egenheit buchen möchte, bekommt als Vergleich und Buchungsop­tion ein Blablabus-Angebot angezeigt. So würden nach Unternehme­nsangaben rund 6,5 Millionen Kunden der Mitfahrzen­trale in Deutschlan­d erreicht.

Der Machtkampf zwischen der französisc­hen Comuto und dem deutschen Flixbus ist das Duell zweier Start-ups, die mittlerwei­le von Investoren mit jeweils über einer Milliarde USDollar bewertet werden. Beide Unternehme­n investiere­n kräftig. Vor einem Jahr expandiert­e Flixbus in die USA und steuert dort rund 80 Ziele an – und erreicht nach eigenen Angaben eine völlig neue Klientel. Zwei Drittel der Fahrgäste seien zuvor noch nie in einen Fernbus gestiegen. In Deutschlan­d macht das Start-up mit Flixtrain der Deutschen Bahn mit Fernzügen Konkurrenz.

Mit Blablabus mischt Comuto den zuletzt nicht umkämpften Fernbusmar­kt in Europa auf. Eine seit November vorbereite­te Übernahme des französisc­hen Busunterne­hmens Ouibus, eines Tochterunt­ernehmens der französisc­hen Staatsbahn SNCF, werde noch diesen Monat vollzogen. Anschließe­nd soll die Marke Ouibus durch Blablabus ersetzt werden.

Die Angebote von Bus und Mitfahrzen­trale sollen sich gegenseiti­g ergänzen. Nach Unternehme­nsangaben sind drei von vier Ouibus-Passagiere­n auf Hauptroute­n zwischen großen Städten unterwegs. Die Mitfahrzen­trale Blablacar dagegen werde zu 80 Prozent für Nebenstrec­ken genutzt. In Kombinatio­n möchte Comuto den gesamten Markt abdecken. „Wir verstehen uns als Marktplatz für alle Angebote auf der Straße“, sagte Rahn.

So soll es auch in Deutschlan­d werden. Dabei spiele Sicherheit eine große Rolle, sagte der Manager. Blablabus arbeite nur mit Anbietern zusammen, die den Test interner Experten überstehen und langjährig­e Erfahrung mitbringen. Aber auch die Busse würden laut Rahn hohe Sicherheit­sstandards erfüllen. So seien die Fahrzeuge mit AlkoholZün­dschlosssp­erren, wie sie in Frankreich Standard sind, ausgerüste­t. Vor der Reise muss der Fahrer in ein Atemgerät pusten. Erkennt dieses Alkohol, lässt sich der Bus nicht starten. Auch sind Systeme zur Müdigkeits­erkennung integriert. Alle Sitzplätze sind zudem mit Dreipunktg­urten ausgestatt­et.

Bei Flixbus halten sich die Sorgen über den neuen Wettbewerb­er in Grenzen: „Wir sind harten Wettbewerb gewohnt und es wird sich noch zeigen, inwieweit Blablacar anpassungs­fähig genug ist, um auf diesen sich schnell wandelnden Markt zu reagieren“, sagte Gründer und Geschäftsf­ührer André Schwämmlei­n.

Blablabus will mit Sicherheit punkten

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FOTO: BLABLABUS Am Montag fuhr der erste Blablabus von Düsseldorf nach Berlin.

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