Thüringische Landeszeitung (Jena)
Hoffnung auf Rückkehr zum Schrebergartenfrieden
Ehemaliger Jenaer Kleingartenchef fühlt sich unfair behandelt in seiner Laubenkolonie
Jena. Kleingärtner schätzen ihr Hobby, weil sie dabei Entspannung finden und die Kleingartenanlagen Orte sind, wo Gleichgesinnte in Ruhe das verbindende Hobby des Gärtnerns pflegen können. Doch manchmal scheint der Frieden gestört zu sein, wie in der Kleingartenanlage Rautal.
Von dort berichtete unserer Zeitung vor zwei Monaten über einen Streit zwischen dem Vorstand der Rautalanlage und ihrem Mitglied Kurt Koch. Streitpunkte waren eine Sichtschutzwand und ein Gartenpavillon, die von Koch angeblich zu nahe an die Grenze zum Garten des Nachbarn gebaut wurden. Weil Koch dazu Veränderungen ablehnte und sich dabei auf alte Vereinbarungen mit dem vorherigen Gartennachbarn berief, wurde ihm schließlich durch die Mitgliederversammlung der Ehrenvorsitz des Rautalvereins aberkannt.
Ja, Kurt Koch ist nicht irgendwer. Er dürfte wohl den meisten Jenaer Kleingärtnern bekannt sein, denn er hat eine große Kleingärtner-Vergangenheit. So war er von 1975 bis 2009 nicht nur Vorsitzender der Rautalanlage, sondern führte von 1985 bis 1990 als Sekretär den Kreisverband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK) in Jena und danach bis 2000 als Geschäftsführer auch den neu gegründeten Regionalverband Jena-Eisenberg-Stadtroda. Von 1996 bis 2010 war er zudem Vorsitzender dieses Verbandes.
Da kommen schon einige Verdienste zusammen. Seinen Rautalverein entwickelte er von 62 Parzellen in den 1970er Jahren zu einen der größten Kleingartenanlagen der Stadt mit heute 208 Kleingärten. Unter Kochs Regie entstanden auch das Spartenheim, Elektroanschlüsse in den Gärten und die Parkplätze.
Keine Abstände für Pavillon vorgegeben
Doch auch für einen solch verdienstvollen Mann gelten die Regeln aller Kleingärtner, betont Rautal-Vorsitzender Andreas Herffurth. Der Vorstand blieb hart in den Forderungen.
Koch sieht sich zu unrecht gerüffelt: „Meinen Pavillon habe ich vor 23 Jahren auf meiner Terrasse aufgestellt. Mein damaliger Nachbar war mit einem Abstand von 25 Zentimetern einverstanden. Schließlich ist ein solcher Pavillon ohne festes Fundament laut Gartenordnung des Regionalverbandes auch ohne Angaben von Grenzabständen erlaubt.“
Ähnlich sieht sich der einstige Kleingartenchef im Recht bei der Sichtschutzwand. Bei solchen Wänden sei ebenfalls kein Abstand in der Gartenordnung festgelegt. In einem solchen Falle sei das Thüringer Nachbarschaftsrecht anzuwenden. Und das gehe von einem Grenzabstand von 50 Zentimetern aus.
„Ich habe mich in unsere Anlage im Rautal mal umgeschaut und bemerkt, dass in fünf Gärten solche Sichtschutzwände direkt auf der Grenze stehen, sogar bei einem Vorstandsmitglied.“Und Koch fügt hinzu: „Seit meinem Abgang als Vorsitzender der Rautalanlage wurden neun Gartenbegehungen durchgeführt, da gab es keinerlei Beanstandungen.“
Natürlich ist der Krach im Rautal dem Regionalverband nicht verborgen geblieben. Vorsitzender Klaus Große bemüht sich um Schadensbegrenzung. Er war mit dem Vorstand auch vor Ort. Da Kurt Koch inzwischen den Forderungen weit entgegengekommen sei, fordert Große die Beteiligten zu einem Neubeginn auf. Es gehe um ein vernünftiges Miteinander, bei dem die Verdienste Kochs nicht vergessen werden sollten.
Die Auseinandersetzungen schmerzen den 83-jährigen Kurt Koch sehr. Er fühlt sich unfair behandelt. Dennoch bleibt er Kleingärtner mit Leib und Seele und will weitermachen, so lange es seine Gesundheit erlaubt. Auch sein Enkel Matthias ist schon ein begeisterter Kleingärtner. Oft ist er mit vor Ort und unterstützt seine Großeltern, so dass ja irgend wann mal mehr daraus werden könnte.