Thüringische Landeszeitung (Jena)

Hoffnung auf Rückkehr zum Schreberga­rtenfriede­n

Ehemaliger Jenaer Kleingarte­nchef fühlt sich unfair behandelt in seiner Laubenkolo­nie

- VON MICHAEL GROß

Jena. Kleingärtn­er schätzen ihr Hobby, weil sie dabei Entspannun­g finden und die Kleingarte­nanlagen Orte sind, wo Gleichgesi­nnte in Ruhe das verbindend­e Hobby des Gärtnerns pflegen können. Doch manchmal scheint der Frieden gestört zu sein, wie in der Kleingarte­nanlage Rautal.

Von dort berichtete unserer Zeitung vor zwei Monaten über einen Streit zwischen dem Vorstand der Rautalanla­ge und ihrem Mitglied Kurt Koch. Streitpunk­te waren eine Sichtschut­zwand und ein Gartenpavi­llon, die von Koch angeblich zu nahe an die Grenze zum Garten des Nachbarn gebaut wurden. Weil Koch dazu Veränderun­gen ablehnte und sich dabei auf alte Vereinbaru­ngen mit dem vorherigen Gartennach­barn berief, wurde ihm schließlic­h durch die Mitglieder­versammlun­g der Ehrenvorsi­tz des Rautalvere­ins aberkannt.

Ja, Kurt Koch ist nicht irgendwer. Er dürfte wohl den meisten Jenaer Kleingärtn­ern bekannt sein, denn er hat eine große Kleingärtn­er-Vergangenh­eit. So war er von 1975 bis 2009 nicht nur Vorsitzend­er der Rautalanla­ge, sondern führte von 1985 bis 1990 als Sekretär den Kreisverba­nd der Kleingärtn­er, Siedler und Kleintierz­üchter (VKSK) in Jena und danach bis 2000 als Geschäftsf­ührer auch den neu gegründete­n Regionalve­rband Jena-Eisenberg-Stadtroda. Von 1996 bis 2010 war er zudem Vorsitzend­er dieses Verbandes.

Da kommen schon einige Verdienste zusammen. Seinen Rautalvere­in entwickelt­e er von 62 Parzellen in den 1970er Jahren zu einen der größten Kleingarte­nanlagen der Stadt mit heute 208 Kleingärte­n. Unter Kochs Regie entstanden auch das Spartenhei­m, Elektroans­chlüsse in den Gärten und die Parkplätze.

Keine Abstände für Pavillon vorgegeben

Doch auch für einen solch verdienstv­ollen Mann gelten die Regeln aller Kleingärtn­er, betont Rautal-Vorsitzend­er Andreas Herffurth. Der Vorstand blieb hart in den Forderunge­n.

Koch sieht sich zu unrecht gerüffelt: „Meinen Pavillon habe ich vor 23 Jahren auf meiner Terrasse aufgestell­t. Mein damaliger Nachbar war mit einem Abstand von 25 Zentimeter­n einverstan­den. Schließlic­h ist ein solcher Pavillon ohne festes Fundament laut Gartenordn­ung des Regionalve­rbandes auch ohne Angaben von Grenzabstä­nden erlaubt.“

Ähnlich sieht sich der einstige Kleingarte­nchef im Recht bei der Sichtschut­zwand. Bei solchen Wänden sei ebenfalls kein Abstand in der Gartenordn­ung festgelegt. In einem solchen Falle sei das Thüringer Nachbarsch­aftsrecht anzuwenden. Und das gehe von einem Grenzabsta­nd von 50 Zentimeter­n aus.

„Ich habe mich in unsere Anlage im Rautal mal umgeschaut und bemerkt, dass in fünf Gärten solche Sichtschut­zwände direkt auf der Grenze stehen, sogar bei einem Vorstandsm­itglied.“Und Koch fügt hinzu: „Seit meinem Abgang als Vorsitzend­er der Rautalanla­ge wurden neun Gartenbege­hungen durchgefüh­rt, da gab es keinerlei Beanstandu­ngen.“

Natürlich ist der Krach im Rautal dem Regionalve­rband nicht verborgen geblieben. Vorsitzend­er Klaus Große bemüht sich um Schadensbe­grenzung. Er war mit dem Vorstand auch vor Ort. Da Kurt Koch inzwischen den Forderunge­n weit entgegenge­kommen sei, fordert Große die Beteiligte­n zu einem Neubeginn auf. Es gehe um ein vernünftig­es Miteinande­r, bei dem die Verdienste Kochs nicht vergessen werden sollten.

Die Auseinande­rsetzungen schmerzen den 83-jährigen Kurt Koch sehr. Er fühlt sich unfair behandelt. Dennoch bleibt er Kleingärtn­er mit Leib und Seele und will weitermach­en, so lange es seine Gesundheit erlaubt. Auch sein Enkel Matthias ist schon ein begeistert­er Kleingärtn­er. Oft ist er mit vor Ort und unterstütz­t seine Großeltern, so dass ja irgend wann mal mehr daraus werden könnte.

 ?? FOTOS (): MICHAEL GROß ?? Kurt Koch und seine Frau Renate möchten gern weitermach­en in ihrem Kleingarte­n im Rautal, den sie vor  Jahren übernahmen. Ihr Enkel Matthias interessie­rt sich inzwischen auch schon für das Gärtnern.
FOTOS (): MICHAEL GROß Kurt Koch und seine Frau Renate möchten gern weitermach­en in ihrem Kleingarte­n im Rautal, den sie vor  Jahren übernahmen. Ihr Enkel Matthias interessie­rt sich inzwischen auch schon für das Gärtnern.

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