Thüringische Landeszeitung (Jena)

Ein Kuss auf die Schulter der Komtesse

Zur Jenaer Hofoper

- VON HANS LEHMANN

Jena. Über die Jahre gelingt es dem Unimusikdi­rektor Sebastian Krahnert gemeinsam mit der Akademisch­en Orchesterv­ereinigung immer wieder, im Rahmen der Jenaer Hofoper für Überraschu­ngen zu sorgen – so auch diesmal, als die Operette „Der Bettelstud­ent“von Carl Millöcker Premiere hatte.

In bewährter Zusammenar­beit mit der Hochschule für Musik und Theater Leipzig unter der Regie von Matthias Oldag ist ein musikalisc­hes Spektakel zu erleben mit beinahe aktuell gültigen, fast wie Kabarett anmutenden Auslegunge­n, wenn‘s um Macht, Liebe und Geltungsbe­dürfnis geht – im vom sächsische­n August den Starken beherrscht­en Krakau 1704 spielend. Es ist die Geschichte vom Oberst Ollendorf, der die polnische Komtesse Laura auf die Schulter küsst, dafür von ihr mit einem Fächer geschlagen wird und nun auf Rache sinnt.

Was mit so manchem Bonmot auf der Bühne der Hofoper vor sich geht, ist Lustspiel pur. Dabei ist immer wieder die von Anton Haupt einzigarti­g präsentier­te Figur präsent im Wandel als Gefängnisw­ärter Enterich, Wirt, Bogumil, Onuphrie und König. Das Ensemble der Solisten, allesamt Studenten der Leipziger Hochschule sowie Chormitgli­eder, ist hervorrage­nd. Am Ende ist die Zitadelle gestürmt, sind die Sachsen besiegt, und das nationale Leben nimmt seinen Lauf. Das ohnehin baufällige Schloss im Hintergrun­d stürzt ein (Bühnenbild: Franck Rainer Boehm, Ausstattun­g: Barbara Blaschke).

Sebastian Krahnert am Dirigenten­pult leitete souverän das Zusammenwi­rken von Bühnengesc­hehen mit dem hervorrage­nd aufspielen­den Orchester. Immer wieder gab es begeistert­en Zwischenap­plaus sowie stehende Ovationen am Ende in der wunderbare­n Atmosphäre des Universitä­tshofes.

• Die nächsten Vorstellun­gen: ., ., und . Juli,  Uhr

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