Thüringische Landeszeitung (Jena)
Luftwaffen-Inspekteur verteidigt Übungsflüg
Bundeswehrsoldaten haben die Flugschreiber der abgestürzten Eurofighter gefunden. Debatte über Luftkampfmanöver in Urlaubsgebieten
Berlin/Laage. Auch nach der Kollision von zwei EurofighterKampfjets hält der LuftwaffenInspekteur, Generalleutnant Ingo Gerhartz, Übungsflüge über besiedelte Gebiete weiterhin für notwendig. Er begründete dies im Gespräch mit unserer Redaktion mit der Landes- und Bündnisverteidigung sowie mit den Leistungsanforderungen moderner Kampflugzeuge. Sie erforderten „entsprechend dimensionierte Übungsräume“. Bei der Besiedlungsdichte in Deutschland werde sich ein Überfliegen „von gänzlich unbewohntem Gebiet nicht darstellen lassen“. Mehrere Politiker hatten zuvor einen Verzicht auf militärische Übungstiefflüge gefordert. Gerhartz versprach, „wir bemühen uns, die Auswirkungen von Übungsbelastungen auf die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten und auf das absolut unvermeidbare Minimum zu beschränken“. Einen Tag nach der Kollision, bei der ein Pilot starb und einer verletzt wurde, wurden beide Flugdatenschreiber gefunden und geborgen. Hunderte Bundeswehrsoldaten hatten zuvor die Region um die Absturzstellen durchkämmt, um die Flugschreiber und weitere Wrackteile zu suchen. Beim Absturz der beiden Eurofighter war am Montagnachmittag ein Pilot ums Leben gekommen.
Der 27-jährige Kampfpilot habe rund 400 Stunden Flugerfahrung gehabt, twitterte die Luftwaffe. Der zweite wurde verletzt geborgen und in ein Krankenhaus in Rostock gebracht. Er ist den Angaben zufolge ein erfahrener Fluglehrer mit mehr als 3700 Flugstunden. Seine Verletzungen wurden als nicht lebensgefährlich beschrieben. Es gehe ihm den Umständen entsprechend gut, sagte ein Presseoffizier des Geschwaders 73 „Steinhoff“. Beide Piloten hatten sich per Schleudersitz aus ihren Maschinen katapultiert.
Der Bürgermeister von Waren an der Müritz, Norbert Möller (SPD), sprach sich nach dem Unfall für einen Verzicht auf militärische Übungstiefflüge in Urlauberregionen aus. „Viele Touristen haben kein Verständnis dafür, dass ausgerechnet rings um die Müritz solche Tiefflüge geübt werden“, sagte Möller der Deutschen Presse-Agentur. Auch Landespolitiker von Linken und Grünen forderten ein Verbot, zumindest eine kritische Prüfung der Tiefflüge. (gau/dpa)
27-Jähriger hatte 400 Stunden Flugstunden