Thüringische Landeszeitung (Jena)
Heimlichkeiten, Schlechtigkeiten
„Jetzt muss es aber endlich mal vorangehen!“Freunde der Jenaer Stadtpolitik ist dieses Argument wohlvertraut. Bei der Eichplatzdebatte 2013 bis 2014 war der Satz immer wieder zu hören: Der Eichplatz sehe ungepflegt aus, igitt, ein Parkplatz im Herzen von Jena. Man müsse da schnell was bauen. – Der Eichplatz sieht übrigens immer noch so aus.
In der Debatte um den Radweg unter der Camsdorfer Brücke läuft es auch darauf hinaus. Dabei ist der Frust bei der AG Radverkehr angesichts endloser Debatten absolut nachvollziehbar. Die Camsdorfer Brücke ist nur ein von vielen Problemzonen des Radverkehres. Auf Seiten der Stadt muss es aber Grenzen für „Jetzt aber los“geben. Dann nämlich, wenn es unfair wird. Und es ist unfair, wenn zur Veröffentlichung zugesagte Dokumente zwei Tage vor der Sitzung durch die Stadt immer noch nicht veröffentlicht sind. Wie soll sich der Hobby-Ornithologe oder der ehrenamtliche Baumfreund denn so auf den Termin vorbereiten? Es ist unfair, wenn immer noch nicht öffentlich gesagt wird, wie teuer die Unterfahrung wird. Mit der Gesamtsumme für die Landfeste kann niemand etwas anfangen. Ein Stadtrat muss abwägen, ob für das Geld nicht andere Dinge sinnvoller wären. Fördergelder wachsen nicht am Baum.
Das Eichplatz-Projekt ist in Jena vor fünf Jahren auch deshalb abgewählt worden, weil die Verwaltung zu stolz war, die Bürger wirklich ernst zu nehmen. Mit Offenheit und Transparenz fängt das an.