Thüringische Landeszeitung (Jena)
Mehrheit der Thüringer für Ende der Russland-Sanktionen
Laut einer TLZ-Umfrage wollen 60 Prozent, dass die EU-Strafmaßnahmen aufgehoben werden. Hohe Ablehnung der USA
Erfurt. Die große Mehrheit der Thüringer ist für ein Ende der Russland-Sanktionen. Dies ergab eine repräsentative Umfrage des Erfurter Meinungsforschungsinstituts Insa im Auftrag dieser Zeitung, die in der vergangenen Woche durchgeführt wurde. Danach sprechen sich 60 Prozent der 1005 Befragten dafür aus, die EU-Wirtschaftssanktionen gegen Russland zu beenden. Nur 18 Prozent sind dagegen. Der Rest hatte keine Meinung oder machte keine Angaben.
Besonders stark ausgeprägt war die Forderung nach einem Ende der Sanktionen bei den Älteren. In der Altersgruppe ab 60 Jahren sprachen sich 72 Prozent dafür aus. Bei den Jungen (bis 29 Jahre) lag die Zustimmung nur bei 41 Prozent. Besonders russlandfreundlich sind die Wähler der Linke mit 75 Prozent, gefolgt von den Anhängern der AfD (69 Prozent). Aber auch bei den Wählern von CDU, SPD, Grünen und FDP gibt es eine klare Mehrheit für ein Ende der Sanktionen. Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten glauben, dass die Sanktionen der Thüringer Wirtschaft schaden. Nur 16 Prozent sind anderer Meinung, der Rest hatte keine Meinung oder wollte sich nicht äußern. Hier ist übrigens mit 75 Prozent die Mehrheit bei den CDU-Wählern am höchsten.
Die Antworten spiegeln eine vergleichsweise hohe Nähe der Thüringer zu Russland wider – und eine starke Ablehnung der USA. So verbinden jeweils etwa ein Drittel der Befragten mit Russland „positive Assoziationen“(30 Prozent) „negative Assoziationen“(31 Prozent) und „neutrale oder keine Assoziationen“(32 Prozent). Die Vereinigten Staaten sehen hingegen nur 8 Prozent der Befragten positiv – und zwei Drittel (67 Prozent) negativ. 19 Prozent äußerten sich neutral.
Die Sanktionen wurden von der Europäischen Union 2014 als Reaktion auf die völkerrechtswidrige Besetzung der ukrainischen Halbinsel Krim und den Abschuss eines malaysischen Flugzeugs mit 298 Menschen über der Ostukraine beschlossen.
Erst in der vorigen Woche hatten die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union in Brüssel die Geltungsdauer bis Januar 2020 verlängert. Russland reagierte mit einer Verlängerung der Gegensanktionen. Auch die USA haben Strafmaßnahmen verhängt.
Hingegen wächst angesichts der Verluste für die Wirtschaft der Druck auf die Bundesregierung für einen Kurswechsel. Alle ostdeutschen Ministerpräsidenten sprechen sich inzwischen offen für ein Ende der Sanktionen aus. In den neuen Ländern gibt aus DDR-Zeiten eine engere Kooperation mit Firmen aus der früheren Sowjetunion.
Auch die Sicht der Thüringer auf China wurde abgefragt. Das Land sehen 15 Prozent der Befragten eher positiv, fast zwei Mal mehr als diejenigen, die das von den USA sagen. Ein gutes Drittel (34 Prozent) betrachtet China negativ. Eine relative Mehrheit von 43 Prozent äußerte sich neutral.
Linke- und AfD-Anhänger russlandfreundlich