Thüringische Landeszeitung (Jena)
Lübcke-Mord: AfD-Chef Möller beklagt Ungereimtheiten
Nach Geständnis des mutmaßlichen Mörders: „Das ist ein ziemlich mysteriöses Ding“
Erfurt. Auch nachdem der Rechtsextremist Stephan E. den Mord an dem CDU-Politiker Walter Lübcke gestanden hat, sind für den Thüringer AfD-Vorsitzenden Stefan Möller Motivlage und Hintergründe der Tat noch nicht geklärt.
„Das ist noch vieles im Dunkel und im Mysteriösen“, sagte er am Mittwoch auf Nachfrage in Erfurt. Dass Stephan E. den Kasseler Regierungspräsidenten getötet habe, weil dieser sich 2015 flüchtlingsfreundlich äußerte, sei „nicht so richtig logisch“. Zudem gebe es „weitere Ungereimtheiten“im Bereich der Familie. So sei der Tatort von einem Freund der Familie gereinigt worden. „Das ist ein ziemlich mysteriöses Ding“, erklärte Möller. „Da kann man von Aufklärung absolut noch nicht sprechen.“
Der AfD-Politiker fügte erst an dieser Stelle an, dass ein Mord „immer verwerflich“sei. Geschehe er aus politischen Gründen, sei er „eine Katastrophe“und völlig inakzeptabel. Seine Partei habe Gewalt immer abgelehnt, erklärte Möller. Wenn jetzt versucht werde, die AfD für die Mordtat mitverantwortlich zu machen, so sei dies nur „ein ziemlich plumper Versuch, den Fall politisch zu instrumentalisieren“.
Der Landesvorsitzende bekräftigte, dass die Thüringer AfD kein Geld von dem mutmaßlichen Mörder erhalten habe. „Es gab nie eine Spende des Herrn an die AfD Thüringen, weder auf direktem noch indirektem Wege“, sagte er. Dies habe man „sehr gründlich recherchiert“. Gegenteilige Behauptungen seien ein Versuch des politischen Gegners, „Fake News“zu produzieren.
Stephan E., dessen neonazistischer Hintergrund für die Ermittler außer Zweifel steht, hat laut der Generalbundesanwaltschaft bestätigt, Lübcke am 2. Juni per Kopfschuss getötet zu haben. Er will die Tat alleine vorbereitet und dann durchgeführt haben.
Lübcke hatte sich 2015 auf einer Informationsveranstaltung zu einem Flüchtlingsheim gegen Kritik und Schmähungen aus dem Publikum verteidigt. Wer bestimmte Werte des Zusammenlebens nicht teile, könne Deutschland verlassen, sagte er damals.