Thüringische Landeszeitung (Jena)

Protest formiert sich vor dem nächsten Hasskonzer­t

Am Stadtrand von Themar wollen sich erneut Neonazis zum Rechtsrock treffen. Gegendemo wird vorbereite­t. Klagen gegen Auflagen

- VON SEBASTIAN HAAK

Themar/Erfurt. Wenn am ersten Juli-Wochenend wieder hunderte, oder gar tausende Neonazis aus Deutschlan­d und Europa nach Themar kommen, gibt es bei der Gegendemon­stration Unterstütz­ung nicht nur aus der Region. Selbst aus der Region Frankfurt am Main hätten sich Menschen gemeldet, die an den Protesten gegen ein weiteres Rechtsrock-Konzert dort teilnehmen wollten, sagt der Sprecher des Bündnisse für Demokratie und Weltoffenh­eit Kloster Veßra, Thomas Jakob. Organisier­t seien zudem Busse aus Weimar und Jena nach Themar. Bei alledem hofft er auch auf ein deutliches Zeichen aus der 2800-Einwohner-Stadt. „Ich würde mich freuen, wenn wir 200 Menschen aus Themar bei uns hätten“, sagt Jakob.

Derzeit sind nach Angaben eines Sprechers des Thüringer Innenminis­teriums im Wesentlich­en zwei Versammlun­gen in Themar angemeldet – die formal-juristisch betrachtet, in mehrere Teilverans­taltungen zerfallen, sodass es auch mehrere Auflagenbe­scheide dafür gibt.

Zum einen gibt es die Anmeldung von Neonazis für eine Kundgebung, die am Freitagabe­nd, 5. Juli, beginnen und bis Sonntag, 7. Juli, dauern soll. Dabei seien Redebeiträ­ge und Auftritte mehrerer rechtsextr­emer Musikbands als politische Kundgebung­en angekündig­t. Stattfinde­n soll all dies erneut auf jener Wiese am Rande von Themar, auf der sich 2017 nach Polizeiang­aben mehr als 6000 Neonazis aus Deutschlan­d und Europa getroffen hatten, um das bisher größte Hassfestiv­al auf deutschem Boden nach 1945 zu feiern. Rechtsextr­eme hatten gegen Ende des Konzertes den Hitler-Gruß gezeigt, Sieg HeilRufe waren hörbar.

Das Bündnis will unmittelba­r links und rechts neben dem Veranstalt­ungsgeländ­e der Rechtsextr­emen demonstrie­ren – weshalb es zwei Versammlun­gsleiter für die Gegenprote­ste gibt: Neben Jakob ist dies Diana Hennig. Sie hat vor wenigen Monaten eine Petition beim Landtag eingereich­t, mit der sie vom Freistaat mehr Engagement im Kampf gegen Rechtsrock gefordert hatte. Hennig sagt jetzt, es sei gut, dass die Auflagenbe­scheide diesmal etwa zwei Wochen vor Beginn vorlägen. Das sei eine der Forderunge­n ihrer Petition gewesen. „Das freut mich, auch wenn die Bescheide noch früher hätten fertig sein können.“Immerhin lägen die Anmeldunge­n seit Monaten vor.

Die in den Bescheiden verhängten Auflagen sind nach Angaben des Ministeriu­mssprecher­s für alle angemeldet­en Versammlun­gen ähnlich: So sei sowohl Neonazis als auch Gegendemon­stranten der Einsatz von Zelten nicht gestattet; ein Alkoholver­bot wurde verhängt. Gegen diese Auflagen gehen die Anmelder vor – sowohl die Gegendemon­stranten als auch die Rechtsextr­emen. Letztere hätten bereits einen 24-seitigen Schriftsat­z beim Verwaltung­sgericht Meiningen eingereich­t, sagt der Sprecher des Innenminis­teriums. Sie wollen das Alkoholver­bot, das Verbot, rassistisc­he Lieder zu spielen, sowie die verhängte Obergrenze von 3000 Teilnehmer­n für ihre Veranstalt­ung nicht akzeptiere­n; dabei hatten sie nur 800 Teilnehmer avisiert.

Jakob und Hennig sagen, sie würden unter anderem gegen die Zahl der für ihre Kundgebung angeordnet­en Toiletten – die sie für zu hoch halten – vorgehen. Auch das Alkoholver­bot wollen sie zu Fall bringen. Man wolle selbst entscheide­n, ob man Alkohol ausschenke. „Vor allem ist es ein Unding, uns mit den Rechtsextr­emen über einen Kamm zu scheren“, sagt Jakob.

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ARCHIV-FOTO: KAI MUDRA Der nächste Rechtsrock weckt Erinnerung­en an den Sommer : Damals kamen Tausende Neonazis nach Themar.

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