Thüringische Landeszeitung (Jena)
Erneut Attacke auf St. Michael
Zum wiederholten Male Fenster der Stadtkirche zerstört. Die Gemeinde wehrt sich gegen Graffiti Schmiererei
Jena. Und abermals scheint kein Täter greifbar. Wiederholt – und diesmal in der Nacht zum Dienstag – haben nach Polizeiangaben Unbekannte an der Stadtkirche St. Michael Scheiben eingeworfen. Entzwei gegangen sind in etwa vier Metern Höhe Teile des großen Fensters neben dem Brautportal an der Südfront des Gebäudes. Superintendent Sebastian Neuß hatte am Mittwoch auf Nachfrage der TLZ das Dilemma vor Augen, dass die Kirchgemeinde ohne ermittelte Täter auf den Kosten der Reparatur sitzenbleibt. Ein Gebäude wie die Stadtkirche sei auf Elementarschäden versichert, nicht aber auf Vandalismusfolgen. „Das wären Unsummen“, die die Kirche für derlei Policen zu berappen hätte, sagte der Superintendent.
Letztmals waren im November 2018 kurz nacheinander zwei Scheiben zerstört worden, berichtete Erik Förster, der Vorsitzende der Stadtkirchgemeinde. Politische Motive hinter diesen Taten vermutet Förster eher nicht, wie er sagte. „Ich könnte mir die Kategorie Mutprobe vorstellen.“
Immer auf ein Neue ratlos machen solche Taten Gemeindekirchenratsvorsitzenden Georg Elsner. „Was will man da versichern? Das ist doch einfach etwas, was sich nicht gehört“, sagte Elsner am Mittwoch. Er hadere angesichts der jüngsten Attacke zudem mit der Theorie, dass ein Stein geworfen worden sei; der Schaden lasse doch ein größeres Wurfgeschoss vermuten. Mit 300 bis 400 Euro Reparaturkosten rechnet der Gemeindekirchenratsvorsitzende nach den Erfahrungen vom Herbst 2018. Ein Problem sei überdies die nötige Bleiverglasung der Fenster. „Man braucht auch Leute, die so etwas können.“Da gebe es nur noch wenige Befähigte.
Die bemalten Bleiverglasungen der Stadtkirche sind nach Elsners Beschreibung bereits allesamt vergittert. Was die „normalen“ Scheiben angeht, habe man bislang davon abgesehen. „Aber wenn das so weitergeht ...“Ein anderes Ärgeri t ll n die Farbreien dar. Beispiel die amte Nordauer des Johannisfriedhofs sei mit Graffiti verschandelt, berichtete Georg Elsner. Für eine Reiniung habe die chgemeineulich 350 aufgebracht. Aber vielleicht findet sich ein Dreh, diese Schmierereien nachhaltig einzudämmen. Erik Förster berichtete, dass die Gemeinde versuche, ein Schutzsystem zu implementieren, zumal etwa auch die Nord-Fassade der Stadtkirche immer wieder von Graffiti-Attacken betroffen sei. Zuletzt war nach Försters Darstellung eine Firma gefunden worden, die das alte Mauergestein im so genannten ZyklonSandstrahlverfahren von Graffiti befreite. Auf den zum Teil verputzten Flächen jedoch sei das Verfahren nicht anwendbar gewesen. Und so soll auf jenen Flächen die Aufbringung eines Schutzsystems erprobt werden, das die besonders leichte Entfernung von Graffiti ermöglicht. Zwar ist das Projekt nicht zuletzt wegen der DenkmalschutzBelange noch nicht genehmigt. Doch liegt in dem Vorhaben, wie Erik Förster es beschreibt, ein einfaches Kalkül: Verschwinden die Graffiti immer wieder schnell, kommt die Kommunikation im Sinne der Farbdosen-Leute nicht zustande.