Thüringische Landeszeitung (Jena)
„Romeo“macht seinen Weg
Der Kosovo-Albaner Drin Abdullahu ist familiär, beruflich und sportlich in Jena angekommen
Jena. Es ist fast genau drei Jahre her, da haben wir in dieser Zeitung über ein Theaterprojekt von Lehrlingen am Berufsschulzentrum Göschwitz berichtet. Sie hatten sich mit Shakespeares „Romeo und Julia“einen gewaltigen Klassiker ausgesucht. Es wurde ein Erfolg. Besonders erstaunlich daran: Die Hauptrolle des Romeo hatte ein junger Kosovo-Albaner übernommen – Drin Abdullahu.
Er war gerade erst ein Jahr zuvor wie viele andere Flüchtlingen aus dem Kosovo gekommen – mit Mutter, Schwester und Bruder. Es verschlug ihn von München nach Jena, wo er am Berufsschulzentrum Göschwitz ein Berufsvorbereitungsjahr absolvieren und dabei die deutsche Sprache lernen sollte. Und er lernte schnell, so dass er schon nach einem Jahr den Romeo gut auf die Bühne brachte. Doch was ist seitdem aus dem pfiffigen Romeo von 2016 geworden?
Man könnte sagen, er ist auf gutem Wege. Sogar auf einem überraschend guten Weg, der freilich nicht klischeehaft auf andere Flüchtlinge übertragen werden kann. Der aber doch zeigt, was möglich ist. Vielleicht hat Drin Abdullahu einfach Talent, ein offenes Wesen, gute Umgangsformen und einen Willen, unbedingt all das zu schaffen, was auf ihn in seiner neuen Heimat zukommen sollte.
„Ja, es war schwer, und es ist auch heute noch schwer“, erzählt der junge Mann. „Aber ich wollte gleich von Anfang an die deutsche Sprache gut lernen. Das ist schließlich die Voraussetzung für alles andere. Wenn man das wirklich will, dann geht das auch“, unterstreicht er in gutem Deutsch seinen Willen.
Außerdem kam noch etwas hinzu, wie er berichtet: „Wir waren in der Klasse des Berufsvorbereitungsjahres alle möglichen Nationalitäten. Ich konnte kein Afghanisch oder Arabisch, also versuchte ich, mich in Deutsch zu verständigen.“
Bei einem Praktikum entdeckte er sein Interesse am Elektrikerberuf. Und der Einsatzbetrieb, die Rautal Gebäudemanagement GmbH, zeigte sich interessiert. So klappte es mit der Aufnahme einer dualen Ausbildung als Elektriker. Der Abschluss dieser Lehre soll Ende des Jahres erfolgreich geschafft werden, ist er sich sicher. In den letzten Dezembertagen sind Prüfungen. Ein toller Beruf, wie er sagt, habe er doch schon als Kind und Jugendlicher gern gebastelt und experimentiert.
Frisch verheiratet in seiner neuen Heimat
Freilich, der Weg zum erfolgreichen Abschluss ist steinig. Seine Noten in der schulischen Ausbildung könnten noch besser sein, aber er ist sich sicher, noch etwas zusetzen zu können. Schließlich möchte er auch in Jena bleiben. Immerhin hat er hier einen wichtigen Schritt zum Heimischwerden vollzogen: Er hat im vergangenen Jahr im Mai geheiratet, und zwar eine deutsche Azubi-Kollegin vom Fach der Augenoptik, das ebenfalls im Göschwitzer Berufsschulzentrum beheimatet ist.
Ja, die Liebe hat dazu beigetragen, dass Jena für ihn zur wunderbare Heimatstadt geworden ist. Aber auch der Sport hat einiges bewirkt. So hatte sich Drin Abdullahu schnell nach einer sportliche Betätigung umgesehen. Eigentlich hatte er sich für Kickboxen interessiert und machte dann beim russischen Kampfsport Sambo mit. Doch schließlich landete er beim Ringen und trainierte beim KSC Motor Jena. Heute startet er für die Greizer Mannschaft und hat schon so manchen Erfolg für sich verbuchen können. Nahezu täglich trainiert er und möchte noch einiges erreichen in der Bundesliga. Schade findet er nur, dass er für die Deutschen Meisterschaften nicht startberechtigt ist, weil er kein deutscher Staatsbürger ist. Aber auch das möchte er noch schaffen. Doch alles der Reihe nach.
„Erst einmal die Lehre abschließen und dann im Beruf Fuß fassen, denn mein Betrieb hat mir Aussichten auf eine Anstellung gemacht. Ja und dann möchte ich auf jeden Fall auch Kinder haben.“