Thüringische Landeszeitung (Jena)

„Romeo“macht seinen Weg

Der Kosovo-Albaner Drin Abdullahu ist familiär, beruflich und sportlich in Jena angekommen

- VON MICHAEL GROß

Jena. Es ist fast genau drei Jahre her, da haben wir in dieser Zeitung über ein Theaterpro­jekt von Lehrlingen am Berufsschu­lzentrum Göschwitz berichtet. Sie hatten sich mit Shakespear­es „Romeo und Julia“einen gewaltigen Klassiker ausgesucht. Es wurde ein Erfolg. Besonders erstaunlic­h daran: Die Hauptrolle des Romeo hatte ein junger Kosovo-Albaner übernommen – Drin Abdullahu.

Er war gerade erst ein Jahr zuvor wie viele andere Flüchtling­en aus dem Kosovo gekommen – mit Mutter, Schwester und Bruder. Es verschlug ihn von München nach Jena, wo er am Berufsschu­lzentrum Göschwitz ein Berufsvorb­ereitungsj­ahr absolviere­n und dabei die deutsche Sprache lernen sollte. Und er lernte schnell, so dass er schon nach einem Jahr den Romeo gut auf die Bühne brachte. Doch was ist seitdem aus dem pfiffigen Romeo von 2016 geworden?

Man könnte sagen, er ist auf gutem Wege. Sogar auf einem überrasche­nd guten Weg, der freilich nicht klischeeha­ft auf andere Flüchtling­e übertragen werden kann. Der aber doch zeigt, was möglich ist. Vielleicht hat Drin Abdullahu einfach Talent, ein offenes Wesen, gute Umgangsfor­men und einen Willen, unbedingt all das zu schaffen, was auf ihn in seiner neuen Heimat zukommen sollte.

„Ja, es war schwer, und es ist auch heute noch schwer“, erzählt der junge Mann. „Aber ich wollte gleich von Anfang an die deutsche Sprache gut lernen. Das ist schließlic­h die Voraussetz­ung für alles andere. Wenn man das wirklich will, dann geht das auch“, unterstrei­cht er in gutem Deutsch seinen Willen.

Außerdem kam noch etwas hinzu, wie er berichtet: „Wir waren in der Klasse des Berufsvorb­ereitungsj­ahres alle möglichen Nationalit­äten. Ich konnte kein Afghanisch oder Arabisch, also versuchte ich, mich in Deutsch zu verständig­en.“

Bei einem Praktikum entdeckte er sein Interesse am Elektriker­beruf. Und der Einsatzbet­rieb, die Rautal Gebäudeman­agement GmbH, zeigte sich interessie­rt. So klappte es mit der Aufnahme einer dualen Ausbildung als Elektriker. Der Abschluss dieser Lehre soll Ende des Jahres erfolgreic­h geschafft werden, ist er sich sicher. In den letzten Dezemberta­gen sind Prüfungen. Ein toller Beruf, wie er sagt, habe er doch schon als Kind und Jugendlich­er gern gebastelt und experiment­iert.

Frisch verheirate­t in seiner neuen Heimat

Freilich, der Weg zum erfolgreic­hen Abschluss ist steinig. Seine Noten in der schulische­n Ausbildung könnten noch besser sein, aber er ist sich sicher, noch etwas zusetzen zu können. Schließlic­h möchte er auch in Jena bleiben. Immerhin hat er hier einen wichtigen Schritt zum Heimischwe­rden vollzogen: Er hat im vergangene­n Jahr im Mai geheiratet, und zwar eine deutsche Azubi-Kollegin vom Fach der Augenoptik, das ebenfalls im Göschwitze­r Berufsschu­lzentrum beheimatet ist.

Ja, die Liebe hat dazu beigetrage­n, dass Jena für ihn zur wunderbare Heimatstad­t geworden ist. Aber auch der Sport hat einiges bewirkt. So hatte sich Drin Abdullahu schnell nach einer sportliche Betätigung umgesehen. Eigentlich hatte er sich für Kickboxen interessie­rt und machte dann beim russischen Kampfsport Sambo mit. Doch schließlic­h landete er beim Ringen und trainierte beim KSC Motor Jena. Heute startet er für die Greizer Mannschaft und hat schon so manchen Erfolg für sich verbuchen können. Nahezu täglich trainiert er und möchte noch einiges erreichen in der Bundesliga. Schade findet er nur, dass er für die Deutschen Meistersch­aften nicht startberec­htigt ist, weil er kein deutscher Staatsbürg­er ist. Aber auch das möchte er noch schaffen. Doch alles der Reihe nach.

„Erst einmal die Lehre abschließe­n und dann im Beruf Fuß fassen, denn mein Betrieb hat mir Aussichten auf eine Anstellung gemacht. Ja und dann möchte ich auf jeden Fall auch Kinder haben.“

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FOTO: MICHAEL GROß Drin Abdullahu kam  als Flüchtling aus dem Kosovo, nun steht er vor dem Abschluss einer dreieinhal­bjährigen Elektriker­lehre. Berufsschu­llehrerin Andrea Uhlmann hält große Stücke auf ihn.
 ?? FOTO: WEENSON ANDREW OO ?? Der britische Knabenchor Schola Cantorum gibt ein Benefizkon­zert in Jena
FOTO: WEENSON ANDREW OO Der britische Knabenchor Schola Cantorum gibt ein Benefizkon­zert in Jena

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