Thüringische Landeszeitung (Jena)
Sahnestückchen am Saale-Radweg
In diesem Jahr wird der Saale-Radweg 25 Jahre alt. Eine Jubiläumstour offenbart Stärken und Schwächen
Dornburg-Camburg. Mittwochvormittag in Jena, das Thermometer in Jena zeigt bereits 32 Grad. Doch, die Räder stehen zu lassen und lieber im Freibad Abkühlung zu suchen, war für die rund zehn Teilnehmer der Jubiläums-Radtour „25 Jahre Saaleradweg“keine Option. „Als Radfahrer hat man ja immer noch den Fahrtwind, der etwas Kühle spendet – wenn‘s nicht gerade bergauf geht“, ermunterte Klaus-Jürgen Weidner seine Mitfahrer. Und Anstiege sind an diesem Tag auf der Etappe von Jena nach Naumburg kaum zu meistern.
Für die Radler war es die vierte Etappe – am Sonntag waren sie in Zell im Fichtelgebirge gestartet, gemeinsam mit der Hofer Politikprominenz und etwa 60 Radlern, die der Einladung des ADFC gefolgt waren. Bei den Folgeetappen radelten die Initiatoren der Jubiläumstour, Klaus-Jürgen Weidner und Sylvana Hapke, die Geschäftsführerin des Saaleradweg-Vereins und des Thüringer Tourismusverbandes Jena-Saale-Holzland in einer Person ist, nicht allein. Jedoch mit weit weniger Mitstreitern. Aber immerhin ließen es sich Bürgermeister und Landräte nicht nehmen, die Tourteilnehmer herzlich zu begrüßen und sogar ein paar Kilometer oder auch eine ganze Etappe mit zu radeln.
So war bereits auf der dritten Etappe in Uhlstädt-Kirchhasel Bürgermeister Toni Hübler samt Gattin Silke zu dem kleinen Tross gestoßen. In DorndorfSteudnitz schloss sich Landrat Andreas Heller der Gruppe an. Hübner, Heller und Dorothea Storch, Bürgermeisterin von Dornburg-Camburg, waren sich einig, dass der Saaleradweg in den vergangenen Jahren immer mehr Touristen in die Region geführt hatte. „Davon profitieren auch die Gemeinden, denn die Gäste besuchen Gaststätten und auch Museen wie unser Flößermuseum in Uhlstädt“, sagte Hübler.
„An manchen Tagen haben wir schon 700 Radler auf dem Flussradweg in der Stadt gezählt“, ergänzte Storch. Doch es müsse gelingen, einige mehr für ein, zwei Tage in der Stadt und Region zu halten, ergänzte Storch. „Zu erleben gibt es hier viel, unsere Burg, das Stadtmuseum, eins der schönsten Freibäder Thüringens und die Dornburger Schlösser beispielsweise. Auch kann man hier vom Rad ins Kanu oder Schlauchboot umsteigen und den Fluss aus anderer Perspektive erleben“, warb sie für ihre Heimatstadt. Um den Weg noch attraktiver und sicherer zu machen, fehle allerdings noch eine Radbrücke im Ortsteil Stöben. „Allerdings sind die Radwegeetappen zwischen Jena und Halle schon sehr gut ausgebaut, wir wären froh, wenn es überall so wäre“, räumte Weidner ein, der stellvertretender Chef des SaaleRadweg-Vereins und beruflich Wirtschaftsförderer der Stadt Hof ist.
Er weiß, wovon er spricht. Schließlich war er von Anfang an dabei, als Kommunalpolitiker aus Hof in der Wendezeit bei ihren Kollegen in Thüringen und Sachsen-Anhalt für einen länderverbindenden Radweg von der Saalequelle im Fichtelgebirge bis zur Mündung in die Elbe bei Barby warben. „In Naumburg haben wir sofort interessierte Partner gefunden“, ergänzte er. Und das Bemühen hatte Erfolg: Seit nunmehr 25 Jahren kann man auf meist gut ausgebauten und beschilderten Wegen über 403 Kilometer einen der romantischsten Flüsse Deutschlands erradeln und dabei Natur und Kultur in Vielfalt erleben. Der Saaleradweg sei damit ein echtes Symbol der 30jährigen deutschen Wiedervereinigung.
„In den ersten zehn Jahren ging es darum, die beste Wegeführung für den Radweg zu finden, heute überlegen wir, wie wir überall die gleiche Wegequalität wie zwischen Jena und Naumburg erreichen können“, sagte Weidner. Daneben seien die Akteure in einigen Regionen dabei, neue Wege zu erschließen, um einige extreme Anstiege zu umfahren, etwa im Landkreis Hof und in den Thüringer Bergen. „Doch rund um die Saaletalsperren wird es da keine Alternativen geben“, räumte er ein.
Auf ihrer zweiten Etappe von Rudolfstein zur Lothramühle an der Hohenwarte-Talsperre hatten die Radler am Montag nach 74 Kilometern satte 1000 Höhenmeter in den Waden. „Das ist anstrengend, aber man wird immer wieder durch tolle Ausblicke belohnt“, ergänzte Sylvana Hapke.
Klaus-Jürgen Weidner sieht für den Saaleradweg noch viel touristisches Potenzial. „Es ist absehbar, dass der Radtourismus mächtig zunehmen wird in den nächsten Jahren. Man muss sich nur die Verkaufszahlen für E-Bikes anschauen“, sagte er. Dann wird auch der Bedarf an gastronomischen und touristischen Leistungen und Angeboten entlang des Saaleradweges wachsen. Er wolle den Gemeinden und Unternehmen in den Nachbarländern keine Ratschläge geben. „Ich denke, dass der Markt das richten wird und hoffe, dass die Unternehmer vor Ort die Chancen nutzen“, sagte er diplomatisch .
Um den Anrainern verlässliche Zahlen zu liefern, auf denen sich etwa ein Geschäft aufbauen lässt, will der Saaleradweg-Verein am Radweg mehr Zählstellen einrichten. „Momentan wissen wir nicht genau, wie viele Radfahrer im Jahr den Weg passieren und wo die am meisten frequentierten Etappen sind“, erklärte er. Vielleicht könne man die Länder für die Finanzierung der Zählsysteme mit ins Boot holen.
Dorothea Storch und Pauline Lörzer, die in der Stadt die touristischen Angebote betreut, wünschen sich mehr Unterstützung durch den Tourismusverband Jena-Saaleland. „Da ist noch Luft nach oben“, sagen sie. •
Zwischen Jena und Naumburg rollt‘s bestens