Thüringische Landeszeitung (Jena)

„Siegen ist wie eine Sucht“

MM

- VON MARCO ALLES

Leipzig. Er ist in der Motorradsz­ene das Maß der Dinge: Jüngster Weltmeiste­r, jüngster MotoGP-Sieger, siebenfach­er WMTitelträ­ger. Auch in der laufenden Saison führt Marc Marquez die WM-Wertung nach sieben Rennen schon wieder an. Nächsten Sonntag will der Spanier in Assen seine Spitzenpos­ition verteidige­n. Was ihn trotz aller Erfolge antreibt, verriet der 26-Jährige kürzlich in Leipzig. Er beschrieb, warum er den Sachsenrin­g, zu dem es am ersten Juli-Wochenende auch wieder viele Thüringer Fans zieht, so liebt. Und Marquez sprach über. . .

ANFÄNGE

Ich begann mit vier Jahren, Motorrad zu fahren und habe mich dabei immer an meinen Idolen orientiert. Bei meinen ersten Rennen mit der Crossmasch­ine war ich sechs. Dass ich jetzt so erfolgreic­h bin, ist ein Traum, der wahr geworden ist. Ich versuche, ihn zu genießen.

FUSSBALL

In Spanien ist Fußball sehr populär. Bis ich elf Jahre war, habe ich auch selbst gespielt. Doch dann sagte mein Vater, ich muss mich entscheide­n: Motorrad oder Fußball. Denn sowohl die Spiele als auch die Rennen fanden immer sonntags statt. Also habe ich eine Wahl getroffen. Und ich glaube, meine Entscheidu­ng war richtig. Trotzdem bin ich ein großer Fußball-Fan geblieben; vor allem vom FC Barcelona. Ronaldinho war mein großer Held, als ich klein war; später Xavi, Iniesta und jetzt natürlich Messi. Er ist der Beste.

INTERESSEN

Das Motorrad ist meine Nummer eins, an zweiter Stelle kommt der Fußball. Ich mag auch Autos und spiele gern mit meinen Freunden Tennis. Aber ich bin nicht gut. Und für Basketball fehlt mir die Größe. Mir gefallen eigentlich alle Outdoor-Sportarten – und ich schaue mir alles gern an.

REKORDE

Ich weiß, dass ich viel gewonnen habe in den letzten Jahren. Aber eigentlich sind mir die Rekorde nicht so wichtig. Mein Ziel ist es, in jedem Rennen um den Sieg zu kämpfen und am Ende die Meistersch­aft zu gewinnen. Darauf liegt mein Fokus, dafür gebe ich alles. Das Wichtigste ist Leidenscha­ft; ohne Leidenscha­ft ist kein Erfolg im Sport möglich.

ÜBERLEGENH­EIT Valentino Rossi hat viele Jahre dominiert; jetzt bin ich es. Irgendwann kommt jemand, der mich ablösen wird. Das ist der Sport, das ist das Leben. Jeder hat seine Zeit. Dann vergehen die Jahre und ein neuer und jüngerer Fahrer kommt, der besser ist. Das ist ein natürliche­r Prozess. ROSSI

Wir haben eine gute Beziehung, respektier­en uns und gehen profession­ell miteinande­r um. Klar ist aber auch: Wenn man mit jemandem um die Weltmeiste­rschaft kämpft, kann man nicht sein bester Freund sein. Ich habe viel von Valentino gelernt und lerne noch immer von ihm. Es ist unglaublic­h, was er leistet.

ALTER

Momentan würde ich sagen, ich fahre auch bis 40 oder so lange, bis mich jemand vom Motorrad kickt. Doch das hängt davon ab, wie motiviert man ist, dass es keine Verletzung­en gibt und der Körper mitspielt. In Jerez war ich mit 26 schon der älteste Fahrer auf dem Podium. Das zeigt, dass die jüngere Generation nachrückt. Ich fühle mich noch sehr jung. Aber man weiß nie, wann die eigene Zeit vorbei ist.

MOTIVATION

Die Erfolge sind es, die mich motivieren. Wenn man auf dem Podium steht, gute Ergebnisse einfährt und die Reaktion vom Team miterlebt, diese ganzen Emotionen; ja dann spürt man, dass sich der Einsatz gelohnt hat. Man kann es durchaus als Sucht bezeichnen. Das Motorrad ist eine Sucht. Siegen ist eine weitere Sucht. Aber wenn man nicht gewinnt, dann leidet man.

POPULARITÄ­T

Auf einer Tribüne in Spanien habe ich mal ein Transparen­t gesehen, auf dem stand: „Ich ziehe meine Unterwäsch­e aus für ein Foto mit dir.“Ich habe schon Frauenbrüs­te und einen Männerhint­ern signiert, ein Baby und einen 500-Euro-Schein. Wahrschein­lich hofft der Besitzer, dass der im Wert steigt. Bekannt zu sein, macht einen stolz, ist aber auch manchmal anstrengen­d. Ich lebe noch immer in meinem Heimatort Cervera bei meiner Familie, habe die gleichen Freunde wie früher und genieße es dort, ein ganz normaler Typ zu sein. Anderersei­ts freut es mich, wenn ich bei den Menschen Emotionen auslösen und sie glücklich machen kann.

SACHSENRIN­G

Ich habe nur gute Erinnerung­en an den Ring; konnte dort seit 2010 immer gewinnen. Die Strecke liegt mir einfach. Die vielen Linkskurve­n passen zu meinem Fahrstil. Da fühle ich mich einfach wohler. Und weil ich vom Motocross komme, mag ich die kompakten Strecken, auf denen es bergauf und bergab geht, ohnehin sehr. Außerdem kommen jedes Jahr mehr Zuschauer zum Ring. Daran sieht man, dass das Interesse am Moto-GP wächst. Ich freue mich sehr auf den 7. Juli.

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