Thüringische Landeszeitung (Jena)

Gewollte Eskalation

„Pistoleros“und vermeintli­che Bedrohunge­n

- VON FABIAN KLAUS f.klaus@tlz.de

Wer hätte ihm etwas antun sollen? Einziges Wurfgescho­ss im Eichsfelde­r Kreistag war die etwas trockene Sonnenblum­e, die Linke, SPD und Grüne in dieser Sitzung auf ihrer Bank stehen hatten. Ob ihm damit der SPDMann nach seiner körperlich­en Unversehrt­heit trachten wollte? Wohl kaum.

Björn Höcke, allseits bekannter AfD-Landes- und Fraktionsc­hef in Thüringen, hat die Show als Neumitglie­d des Eichsfelde­r Kreistages gesucht, nachdem er zuvor von einem ewigen Sozialdemo­kraten frontal attackiert worden war. Der hatte ihm klar gemacht, dass er und seine Fraktion nicht mit jemandem wie Höcke, der das Holocaustm­ahnmal und die deutsche Erinnerung­skultur in Misskredit gebracht hat, zusammenar­beiten werde. Für Höcke war das mindestens ehrabschne­idend, weshalb er ausufernd darauf reagierte. Schließlic­h lasse man sich „den Dienst an unserer Heimat nicht vergällen“.

Dass der Sozialdemo­krat Funke die Höcke-Personensc­hützer – es handelt sich um LKA-Beamte – zuvor als „waffentrag­ende Pistoleros“bezeichnet­e, das ist eine Entgleisun­g erster Güte – für einen Vertreter einer Regierungs­partei. Das ist unwürdig – und sei es auch in der Provinz; zumal eine wirkliche Entschuldi­gung ausblieb. Dass Höcke daraus aber eine Bedrohung für seine körperlich­e Unversehrt­heit ablesen und deshalb die nichtöffen­tliche Sitzung nicht ohne Personensc­hutz abwickeln wollte, lässt sich nur mit „Lächerlich­keit“zusammenfa­ssen. Populisten ist es eigen, dass es ihnen stets um die Eskalation geht – und das entlarvt sie immer wieder neu.

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