Thüringische Landeszeitung (Jena)
Gewollte Eskalation
„Pistoleros“und vermeintliche Bedrohungen
Wer hätte ihm etwas antun sollen? Einziges Wurfgeschoss im Eichsfelder Kreistag war die etwas trockene Sonnenblume, die Linke, SPD und Grüne in dieser Sitzung auf ihrer Bank stehen hatten. Ob ihm damit der SPDMann nach seiner körperlichen Unversehrtheit trachten wollte? Wohl kaum.
Björn Höcke, allseits bekannter AfD-Landes- und Fraktionschef in Thüringen, hat die Show als Neumitglied des Eichsfelder Kreistages gesucht, nachdem er zuvor von einem ewigen Sozialdemokraten frontal attackiert worden war. Der hatte ihm klar gemacht, dass er und seine Fraktion nicht mit jemandem wie Höcke, der das Holocaustmahnmal und die deutsche Erinnerungskultur in Misskredit gebracht hat, zusammenarbeiten werde. Für Höcke war das mindestens ehrabschneidend, weshalb er ausufernd darauf reagierte. Schließlich lasse man sich „den Dienst an unserer Heimat nicht vergällen“.
Dass der Sozialdemokrat Funke die Höcke-Personenschützer – es handelt sich um LKA-Beamte – zuvor als „waffentragende Pistoleros“bezeichnete, das ist eine Entgleisung erster Güte – für einen Vertreter einer Regierungspartei. Das ist unwürdig – und sei es auch in der Provinz; zumal eine wirkliche Entschuldigung ausblieb. Dass Höcke daraus aber eine Bedrohung für seine körperliche Unversehrtheit ablesen und deshalb die nichtöffentliche Sitzung nicht ohne Personenschutz abwickeln wollte, lässt sich nur mit „Lächerlichkeit“zusammenfassen. Populisten ist es eigen, dass es ihnen stets um die Eskalation geht – und das entlarvt sie immer wieder neu.