Thüringische Landeszeitung (Jena)
Offen für die Ambivalenzen im klassischen Weimar-Bild
Hellmut Seemann geht nach 18 Präsidentenjahren in den Ruhestand
Weimar. Heute nimmt Thüringen Abschied von Hellmut Seemann als wichtigem Gestalter des Kulturlebens im Freistaat. Der 65-Jährige geht in Pension. 18 Jahren lang stand der gebürtige Heidelberger an der Spitze der Klassik Stiftung Weimar, die sehr viel mehr als das Erbe von Goethe und Schiller verwaltet.
Die Klassik-Stiftung habe unter der Führung von Hellmut Seemann zu einer selbstkritischen Betrachtung gefunden und sie sei in der Lage, „den Kosmos Weimar nicht zu versteinern“, sondern diesen aktiv zu gestalten, so vorab Kulturminister und Stiftungsratsvorsitzender Benjamin-Immanuel Hoff.
Seemann kam nach Weimar, als die Aufregung des Kulturstadtjahres 1999 bereits hinter dem Ilmstädtchen lag. Ruhe aber sollte nicht einkehren: Nach dem verheerenden Brand der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek sorgte er – mit tatkräftigen Unterstützung auch vieler TLZ-Leser – dafür, dass der Wiederaufbau zu einer Herzensangelegenheit vieler Menschen und zahlreicher Institutionen wurde, die sich mit Spenden beteiligten. Zu einer großen Herausforderung wurde danach der Bau des Bauhaus-Museums. Mittlerweile ist es eingeweiht – und der Streit um Standort und Erscheinungsbild sind beigelegt.
Zum Abschied des KlassikPräsidenten hat die TLZ einige Wegbegleiter befragt, was sie mit Seemann verbindet. „In seinen späten Weimarer Jahren hat mich erstaunt und bewegt, dass er sich zunehmend mit den Brüchen und Ambivalenzen in diesem Weimar-Bild auseinandergesetzt und die Klassikstiftung dafür – nicht zuletzt in der gemeinsamen Konzeptualisierung des Quartiers der janusköpfigen Moderne beim NS-Gauforum – geöffnet hat“, hebt Volkhard Knigge von der Gedenkstätte Buchenwald hervor.
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