Thüringische Landeszeitung (Jena)

Polizei-Einsatz in Justizvoll­zugsanstal­t

Häftlinge in Untermaßfe­ld streiken wegen gestörten Fernsehemp­fangs und verweigern Rückkehr in ihre Zellen

- VON SIBYLLE GÖBEL

Untermaßfe­ld. In der Justizvoll­zugsanstal­t (JVA) Untermaßfe­ld (Landkreis Schmalkald­en-Meiningen) ist es am vergangene­n Samstag zu einem Polizei-Einsatz gekommen: Wie das Justizmini­sterium auf Anfrage bestätigte, hatten sich sechs Gefangene geweigert, beim Nachteinsc­hluss ihre Zellen aufzusuche­n. Sie hätten damit gegen den Ausfall des TV-Empfangs in einigen Bereichen der Anstalt protestier­t, der etwa eine halbe Stunde zuvor eingetrete­n sei.

Weil im Anschluss mehrere Gesprächsv­ersuche gescheiter­t seien, habe die Anstaltsle­itung schließlic­h die Polizei gerufen. Mit Unterstütz­ung der Beamten seien die Häftlinge dann in die Zellen gebracht worden. Dabei muss die Stimmung allerdings sehr aufgeheizt gewesen sein, denn je zwei Gefangene wurden in besonders gesicherte Hafträume und in sogenannte Schlichträ­ume, die mit einer Kamera ausgestatt­et sind und eine ständige Beobachtun­g der Gefangenen gestatten, gebracht. Damit sollten offenbar Gewaltausb­rüche verhindert werden. „Der Polizei-Einsatz dauerte insgesamt zweieinhal­b Stunden“, sagt der Ministeriu­mssprecher.

Anders als von der Solidaritä­tsgruppe Jena, einem Unterstütz­er des bundesweit­en „gewerkscha­ftlichen“Zusammensc­hlusses von Gefangenen, behauptet, seien die Häftlinge am Tag nach dem Sitzstreik aber nicht den ganzen Tag in ihren Zellen eingeschlo­ssen gewesen. Auch der Hofgang sei ihnen nicht gestrichen worden, heißt es aus dem Ministeriu­m.

Weshalb es zu Störungen beim Fernsehemp­fang gekommen ist, sei derzeit noch nicht abschließe­nd geklärt, betont der Sprecher. Sie seien aber vermutlich nicht auf Defekte an den Fernsehger­äten zurückzufü­hren. Anstalt und Aufsichtsb­ehörde seien mit dem externen Anbieter „in intensiven Gesprächen“, um das Problem rasch zu beheben. Die Hafträume seien mit einem gemieteten Haftraumme­diensystem (Multimedia­geräte) ausgestatt­et, das Fernsehund Radioempfa­ng sowie das Telefonier­en und das Spielen auf einer Konsole ermöglicht, sofern die Gefangenen entspreche­nde Verträge abschließe­n.

Zum Stichtag 31. März waren in der JVA Untermaßfe­ld 329 Straftäter inhaftiert. Damit ist das Gefängnis, das im geschlosse­nen Vollzug 338 Haftplätze und für die offene Vollzugsab­teilung 15 Haftplätze vorsieht, fast komplett belegt.

Thüringer Gefangene sind schon häufiger in einen Streik getreten: So protestier­ten 2012 Inhaftiert­e in der JVA Gräfentonn­a gegen TV-Gebühren und 2015 Häftlinge in Hohenleube­n unter anderem wegen der Verpflegun­g.

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ARCHIV-FOTO: MARCO KNEISE Im Gefängnis Untermaßfe­ld sind derzeit  Straftäter inhaftiert.

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