Thüringische Landeszeitung (Jena)

Verfassung­sschutz: „Bedrohung vielfältig­er“

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Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) und der Präsident des Verfassung­sschutzes, Thomas Haldenwang, haben gestern den Verfassung­sschutzber­icht für das vergangene Jahr vorgestell­t. „Das Jahr 2018 hat erneut gezeigt, dass die Bedrohunge­n für unsere offene Gesellscha­ft vielfältig­er und komplexer geworden sind“, sagte Seehofer. Ein Überblick:

Rechtsextr­emisten: Mehr als jeder zweite der 24.100 Rechtsextr­emisten gilt als „gewaltorie­ntiert“, genau wie 2017 waren es insgesamt 12.700 Menschen. Die Zahl der als rechtsextr­emistisch eingestuft­en Gewalttate­n ist 2018 im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 3,2 Prozent gestiegen, die Zahl der Straftaten sank minimal um 0,3 Prozent. Es wurden sechs versuchte Tötungsdel­ikte als rechtsextr­emistisch eingestuft, 2017 waren es vier.

Reichsbürg­er: Der Verfassung­sschutz rechnet der Szene vergangene­s Jahr 19.000 Menschen zu nach 16.500 im Vorjahr. Als rechtsextr­em werden nur 950 von ihnen eingestuft.

Linksextre­misten: Die Zahl der Menschen, die die Verfassung­sschützer im Fokus haben, ist um knapp 8,5 Prozent auf 32.000 gestiegen. Mehr als jeden Vierten schätzen sie als gewaltbere­it ein. Linksextre­misten bemühten sich die um Vernetzung mit bürgerlich­en Protestbew­egungen etwa für den Klimaschut­z oder gegen Wohnungskn­appheit. 2018 registrier­ten die Behörden deutlich weniger linksextre­mistische Straftaten: 4622 Delikte nach 6393 im Jahr 2017. Die Zahl der Gewalttate­n sank von 1648 auf 1010. Das liege daran, dass es 2018 kein Großereign­is wie den G20-Gipfel in Deutschlan­d gab.

Extremisti­sche Ausländero­rganisatio­nen: 30.350 Personen registrier­te der Verfassung­sschutz 2018, 200 weniger als 2017. Die Hälfte von ihnen wird der kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK zugerechne­t. Ein Aufeinande­rtreffen der rivalisier­enden türkischen Gruppierun­gen stelle eine Gefahr für die innere Sicherheit dar.

Islamisten: Der Verfassung­sschutz geht von 26.560 Islamisten aus nach 25.810 im Jahr 2017. „Islamistis­ch motivierte Anschläge sind weiterhin möglich“, heißt es. Einen islamistis­chen Terroransc­hlag in Deutschlan­d gab es 2018 nicht. (dpa)

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