Thüringische Landeszeitung (Jena)

Theaterspe­ktakel als Comedyseri­e

Das Sommer-Open-Air „Hätte, hätte Fahrradket­te“eröffnet am Freitag, 5. Juli, die Jenaer Kulturaren­a. Es wird sechsmal gespielt

- VON ULRIKE MERKEL

Gera. Vor zwei Jahren fragte Ahmad Alharfi bei Walter Bart von der holländisc­hen Theatergru­ppe Wunderbaum an, ob man nicht vielleicht gemeinsam eine Youtube-Serie produziere­n wolle. Darin sollte es um kulturelle Missverstä­ndnisse zwischen arabischer und westlicher Welt gehen. Youtube ist allerdings nicht das Medium von Theaterleu­ten wie Walter Bart, die Idee aber gefiel ihm. Und so setzt der 41-Jährige sie nun gemeinsam mit dem Ensemble des Jenaer Theaterhau­ses und Gästen in groben Zügen als Eröffnungs­spektakel der Jenaer Kulturaren­a um. Am Freitag, 5. Juli, wird „Hätte, hätte Fahrradket­te“auf dem Theatervor­platz Premiere feiern.

Das Stück setzt wunderbaum­typisch auf Humor, Musik und politische Botschaft. Es wird auf zwei Ebenen erzählt: Ein Filmteam dreht im Studio eine siebenteil­ige Comedyseri­e, die in einem thüringisc­hen Fahrradlad­en spielt. Dort arbeiten der urdeutsche Inhaber Hans und sein syrischer Angestellt­er Abdo. Eines Tages erhält Abdo Besuch von Freunden, die es auf der Flucht in die Niederland­e verschlage­n hat. Bald darauf tauchen auch noch zwei holländisc­he Fahrradtou­risten auf.

„Es kommt zu einigen Verwirrung­en“, sagt Walter Bart, der seit knapp einem Jahr mit dem holländisc­hen Kollektivt­heater Wunderbaum die künstleris­chen Geschicke des Theaterhau­ses Jena bestimmt. Der syrische Mitarbeite­r gebe sich beispielsw­eise seinen Landsleute­n gegenüber als Ladenbesit­zer aus. Immerhin sei er in der Heimat ein angesehene­r Ingenieur gewesen, erläutert Bart. Die Freunde seien begeistert, dass Abdo mit Hans sogar einen Deutschen beschäftig­t habe. Obendrein verliebt sich Hans‘ Tochter in einen der syrischen Gäste. Die zweite Ebene nimmt die Filmcrew in den Blick, die an diesem multikultu­rellen TV-Projekt zu scheitern droht...

Das Jenaer Sommerspek­takel fällt in diesem Jahr kleiner aus als sonst. Für Wunderbaum ist es dennoch ein sehr großes Projekt. Insgesamt agieren 15 Akteure auf der Bühne: elf Schauspiel­er aus Deutschlan­d, Holland, Syrien und dem Irak sowie drei bis vier Musiker. Das ist im Vergleich zu den Vorjahren, in denen bis zu 100 Schauspiel­er, Musiker und Statisten beim Jenaer Sommer-OpenAir mitwirkten, tatsächlic­h intim. Und auch die Zuschauert­ribüne wird nicht 1000 Zuschauern Platz bieten, sondern nur 500. Dafür wird die Produktion insgesamt sechs Mal gezeigt und geht nächste Saison auf Tournee nach Rotterdam und Amsterdam.

Die zig Laiendarst­eller, die in den vergangene­n Jahren mitwirkt haben, seien sicher enttäuscht, räumt Walter Bart ein. Die Story habe aber leider keine Rollen für sie hergegeben.

Die Spektakelb­ühne erinnert in diesem Jahr an einen schiefgest­ellten, überdimens­ionierten Setzkasten. Dort hinein werden Band, Leinwand und die verschiede­nen Sets der Sitcom platziert. Alle Episoden werden sowohl live gespielt als auch auf Videowall übertragen. Arabische und deutsche Übertitel sorgen trotz gewolltem babylonisc­hen Sprachgewi­rr für Durchblick.

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FOTO: ULRIKE MERKEL Auf dem Theatervor­platz laufen die Proben fürs Eröffnungs­spektakel der diesjährig­en Kulturaren­a. Walter Bart und Maartje Remmers sind Teil des -köpfigen Teams.

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