Thüringische Landeszeitung (Jena)
Für 1000 Euro 2-Raumwohnung einrichten
Tag der offenen Tür im Solidaden Burgau: Die Arbeitsloseninitiative will Menschen mit knappem Budget das Leben erleichtern
Jena. „Hier finde ich immer was!“Beim Tag der offenen Tür im Jenaer Soliladen an der Keslerstraße staunten Besucher am Donnerstag nicht schlecht über die Tiefe des Sortiments. Wie jene Dame aus Winzerla, die immer mal wieder herüberkommt und dann meistens Kleinigkeiten mitnimmt, wie ein Kleidungsstück, eine Blumenvase oder Bio-Entenkraftbrühe für einen Euro. Sie könnte auch eine neue Couchgarnitur, ein Fahrrad oder ein paar frische Pfirsiche erstehen.
Waren, die keine Lebensmittel sind, werden dem Verein zumeist nach Umzügen, Haushaltund Geschäftsauflösungen gespendet. Der holt sie mit seinen Leuten ab und bietet sie zum Verkauf, um wiederum die laufenden Kosten und die Löhne der Mitarbeiter zu finanzieren, einige helfen auch ehrenamtlich. „Manchmal gibt es auch Neuwaren aus Spenden von Möbelhäusern und Herstellerbetrieben“, erzählt Marion Beyer, Regionalleiterin beim Verein Thüringer Arbeitsloseninitiative – Soziale Arbeit (Talisa). Zugleich stellt sie klar: „Wir sind kein Kaufhaus, sondern ein sozialer Verein.“
Der Soliladen in Jena/Thüringen ist für alle, die menschenwürdig wohnen wollen, aber nicht über das Geld verfügen, um in den gewerblichen Einrichtungshäusern einkaufen zu können. Der Laden ist etwa 800 Quadratmeter groß. Er befindet sich in einer Baracke, die früher dem Kraftverkehr diente und heute einem privaten Eigentümer gehört, der an den Verein vermietet. Was kostet es bestenfalls, eine 2-Raum-Wohnung einzurichten? „Für 1000 Euro bekommen wir das schon hin“, sagt Reiner Krosch vom Soliladen. Dabei achten er und seine Leute darauf, dass die abgeholten Möbel eine gute Qualität haben. Ein Kleiderschrank, der mal für 69 Euro beim Möbel-Discounter stand, lässt sich erfahrungsgemäß nach ein paar Jahren der Nutzung und zwei Umzügen kein drittes Mal aufbauen.
Können auch Besucher, die sich nicht der Kategorie Arm zuzuordnen würden, im Soliladen einkaufen? Ja, sagt Marion Beyer. Zwar würde der Fokus vor allem auf Bedürftige gelegt, doch hat man durchaus ein paar teurere Stücke, deren Verkauf es ebenfalls braucht, um die Kosten zu decken. Etwa auch für den Unterhalt des Transporters der Initiative, ohne den gar nichts geht und der liebevoll gepflegt wird.
Wie die meisten sozialen Vereine, muss sich Talisa mächtig strecken, um den Betrieb am Laufen zu halten. Für eine Generalrenovierung oder einen zweiten Transporter ist demzufolge kein Geld da. Dem Zuspruch der Kundschaft tut das keinen Abbruch. Das nette Wort oder die Sauberkeit im Objekt sind da wichtiger als ein schniekes Objekt.