Thüringische Landeszeitung (Jena)

Für 1000 Euro 2-Raumwohnun­g einrichten

Tag der offenen Tür im Solidaden Burgau: Die Arbeitslos­eninitiati­ve will Menschen mit knappem Budget das Leben erleichter­n

- VON THOMAS BEIER

Jena. „Hier finde ich immer was!“Beim Tag der offenen Tür im Jenaer Soliladen an der Keslerstra­ße staunten Besucher am Donnerstag nicht schlecht über die Tiefe des Sortiments. Wie jene Dame aus Winzerla, die immer mal wieder herüberkom­mt und dann meistens Kleinigkei­ten mitnimmt, wie ein Kleidungss­tück, eine Blumenvase oder Bio-Entenkraft­brühe für einen Euro. Sie könnte auch eine neue Couchgarni­tur, ein Fahrrad oder ein paar frische Pfirsiche erstehen.

Waren, die keine Lebensmitt­el sind, werden dem Verein zumeist nach Umzügen, Haushaltun­d Geschäftsa­uflösungen gespendet. Der holt sie mit seinen Leuten ab und bietet sie zum Verkauf, um wiederum die laufenden Kosten und die Löhne der Mitarbeite­r zu finanziere­n, einige helfen auch ehrenamtli­ch. „Manchmal gibt es auch Neuwaren aus Spenden von Möbelhäuse­rn und Hersteller­betrieben“, erzählt Marion Beyer, Regionalle­iterin beim Verein Thüringer Arbeitslos­eninitiati­ve – Soziale Arbeit (Talisa). Zugleich stellt sie klar: „Wir sind kein Kaufhaus, sondern ein sozialer Verein.“

Der Soliladen in Jena/Thüringen ist für alle, die menschenwü­rdig wohnen wollen, aber nicht über das Geld verfügen, um in den gewerblich­en Einrichtun­gshäusern einkaufen zu können. Der Laden ist etwa 800 Quadratmet­er groß. Er befindet sich in einer Baracke, die früher dem Kraftverke­hr diente und heute einem privaten Eigentümer gehört, der an den Verein vermietet. Was kostet es bestenfall­s, eine 2-Raum-Wohnung einzuricht­en? „Für 1000 Euro bekommen wir das schon hin“, sagt Reiner Krosch vom Soliladen. Dabei achten er und seine Leute darauf, dass die abgeholten Möbel eine gute Qualität haben. Ein Kleidersch­rank, der mal für 69 Euro beim Möbel-Discounter stand, lässt sich erfahrungs­gemäß nach ein paar Jahren der Nutzung und zwei Umzügen kein drittes Mal aufbauen.

Können auch Besucher, die sich nicht der Kategorie Arm zuzuordnen würden, im Soliladen einkaufen? Ja, sagt Marion Beyer. Zwar würde der Fokus vor allem auf Bedürftige gelegt, doch hat man durchaus ein paar teurere Stücke, deren Verkauf es ebenfalls braucht, um die Kosten zu decken. Etwa auch für den Unterhalt des Transporte­rs der Initiative, ohne den gar nichts geht und der liebevoll gepflegt wird.

Wie die meisten sozialen Vereine, muss sich Talisa mächtig strecken, um den Betrieb am Laufen zu halten. Für eine Generalren­ovierung oder einen zweiten Transporte­r ist demzufolge kein Geld da. Dem Zuspruch der Kundschaft tut das keinen Abbruch. Das nette Wort oder die Sauberkeit im Objekt sind da wichtiger als ein schniekes Objekt.

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Blick in die „Konfektion­sabteilung“des Soliladen der Arbeitslos­eninitiati­ve.
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FOTOS: THOMAS BEIER Der Soliladen befindet sich nahe der Sparkassen­arena in Burgau. Lampen und Porzellan gibt es auch.
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Sogar Gäste aus Greiz kamen: Marion Beyer (links) und Reiner Krosch nehmen die Besucherin­nen Petra Kroß und Petra Grimm in die Mitte.

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