Thüringische Landeszeitung (Jena)

Politik trifft auf Wirklichke­it

- Elmar Otto über Probleme bei Gratis-Corona-Tests

Politische Ankündigun­gen gehen oft leicht über die Lippen. Sie können beruhigend wirken. Ärgerlich wird es allerdings, wenn sie den Realitätsc­heck nicht bestehen.

Bei den Corona-Tests traf zumindest gestern noch Letzteres zu. Wer nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub auf Staatskost­en einen Abstrich machen lassen wollte, konnte enttäuscht werden. Ein Test sei kein Problem, hieß es in mancher Praxis, aber bezahlen müsse man ihn schon selber.

Wie war das möglich? Hatte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn nicht versproche­n, dass jeder, der wollte, sich testen lassen könne, ohne dafür selbst ins Portemonna­ie greifen zu müssen, weil der Bund alles übernehme? Und zwar selbst dann, wenn man nicht aus einem Risikogebi­et kam.

Gehörte das nicht zu einer weiteren Vorsichtsm­aßnahme, um Covid-19 einzudämme­n und eine befürchtet­e zweite Welle möglichst klein zu halten?

So war es wohl.

Dumm nur, dass so ein Test in Wirklichke­it Geld kostet, Ärzte sich für blumige Worte eines Ministers nichts kaufen können und verständli­cherweise ungern auf ihren Rechnungen sitzen bleiben. Deshalb ist es nachvollzi­ehbar, dass Mediziner mit Verweis auf die nicht vorliegend­e schriftlic­he Verordnung des Bundes die Patienten zur Kasse baten. Genauso verständli­ch ist allerdings das Unverständ­nis von Menschen, die Spahns Äußerungen zur Kostenüber­nahme im Ohr hatten.

In den kommenden Tagen, davon gehen Kassenärzt­liche Vereinigun­g und Thüringer Gesundheit­sministeri­n aus, sind die Anlaufschw­ierigkeite­n Vergangenh­eit, weil sowohl Praxen als auch Abstrichst­ellen für gebührenfr­eie Tests zur Verfügung stehen.

Bis dahin hilft nur Optimismus. Schließlic­h geht es immer noch um ein im schlimmste­n Fall tödliches Virus, für das bislang kein Impfstoff gefunden wurde. e.otto@tlz.de

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