Thüringische Landeszeitung (Jena)
Awo erhält vorerst keine Zuschüsse
Bundesverband fordert vom Landesverband Thüringen regelkonforme Gehaltsstrukturen
Der Thüringer Landesverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und seine Beteiligungsgesellschaften erhalten seit Jahresbeginn vom Awo-Bundesverband keine Zuwendungen aus öffentlichen Mitteln und von Förderern mehr. Wie der Bundesverband auf Nachfrage bestätigt, wurden die Zuschüsse im Januar „unverzüglich“eingefroren. Anlass dafür war die Eröffnung eines Aufsichtsverfahrens gegen den Landesverband, nachdem diese Zeitung offengelegt hatte, dass Manager-Gehälter der Thüringer Awo-Tochter AJS gGmbH nicht dem Ende 2017 verabschiedeten Awo-Regelwerk entsprachen, sondern deutlich überhöht waren.
2016/2017 hatte der Bundesverband diese Gehälter zwar schon einmal geprüft und den Landesverband aufgefordert, sie regelkonform zu gestalten. „Doch die Gehälter, die wir damals zu sehen bekamen, lagen deutlich unter dem, was jetzt galt“, sagt Bundesvorstandschef Wolfgang Stadler. Die Bundesspitze
müsse sich den Vorwurf machen, nicht kontrolliert zu haben, ob der Landesverband die 2017 getroffenen Absprachen umgesetzt hat. „Wir hörten, dass es hier eine Compliance-Kommission gibt, also dachten wir, das läuft.“Erst bei der neuerlichen Prüfung im Frühjahr habe sich gezeigt, dass „die Dinge nicht nur nicht rückgängig gemacht wurden, sondern sogar noch etwas draufgesattelt wurde“. Stadler spielt damit auf die 2019 beschlossene Zulage für die bisherigen AJS-Chefs um je 20.000 Euro jährlich an.
Im Ergebnis der jüngsten Prüfung hat der Bundesverband an den Landesverband einen Forderungskatalog gerichtet, der unter anderem eine sofortige Beendigung der „unangemessenen Gehaltsstrukturen“und die Kündigung aller Pensionszusagen vorsieht. Weitere Schritte wollen Bundes- und Landesverband im September beraten.
Die bisherige Awo-Landesvize Katrin Matzky sieht keine Möglichkeit, die Manager-Verträge zu ändern: „Es gibt keinen rechtlichen Grund, sie zu kündigen.“