Thüringische Landeszeitung (Jena)

Hitzewelle: Wie Sie Fehler beim Sport vermeiden

Hohe Temperatur­en fordern den Körper besonders. Wie Hobbysport­ler ihr Training jetzt klug anpassen

-

An fest eingeplant­en Tagen zur immer gleichen Stunde die Laufschuhe schnüren. Oder sich immer zur gewohnten Zeit zum wöchentlic­hen Sporttreff aufraffen: Routinen helfen Hobbysport­lern enorm, den inneren Schweinehu­nd zu überwinden und gesundes Training in den oft stressigen Alltag einzubauen. Doch bei Hitzephase­n im Hochsommer ist es keine gute Idee, starr am gewohnten Sportprogr­amm festzuhalt­en. Denn hohe Temperatur­en über 28 Grad Celsius, die der Deutsche Wetterdien­st ab Ende dieser Woche bundesweit in vielen Regionen erwartet, fordern den Körper bei Aktivitäte­n im Freien zusätzlich heraus.

Besondere Vorsicht ist bei Sportarten geboten, die den Kreislauf belasten. Dazu gehören etwa Laufen und Radfahren, aber auch Mannschaft­ssportarte­n unter freiem Himmel. Hobbysport­ler sollten daher an heißen Tagen einige Regeln beachten. Die Anpassung umfasst neben dem Pensum auch die Sportbekle­idung und die Ernährung.

„Wenn die Temperatur­en steigen und sich die Körperkern­temperatur erhöht, dann geht auch die Herzfreque­nz etwas hoch“, erklärt Prof. Dr. Wilhelm Bloch. Er leitet das Institut für Kreislauff­orschung und Sportmediz­in an der Deutschen Sporthochs­chule in Köln. Bis zu einem gewissen Punkt ist es sogar förderlich, wenn sich die Körpertemp­eratur beim Sport erhöht. Erst bei etwa 38,5 Grad Celsius erreichen die meisten Menschen ihre volle Leistungsf­ähigkeit. „Das ist unsere optimale Betriebste­mperatur“, sagt Bloch. Steigt sie jedoch über diesen Wert hinaus, sinkt die Leistung spürbar wieder ab.

Genau diese Überlastun­g ist im Hochsommer bei vielen Hobbysport­lern sehr schnell erreicht. „Oberhalb von 30 Grad Celsius hat der Körper recht wenige Möglichkei­ten, die Wärme wie gewohnt über die Haut abzuführen“, sagt Bloch. Die Folge: Man fängt stärker an zu schwitzen, und der Körper verliert Volumen in Form von Flüssigkei­t. Das schwächt Blutdruck und Kreislauf. „Da besteht schon eine Kollapsgef­ahr“, warnt Bloch.

Sportmediz­iner empfehlen daher durchweg, an heißen Tagen das Training lieber in die Morgen- oder Abendstund­en zu verlegen. Dann sind die Außentempe­raturen noch erträglich. Intensiver­e Einheiten sollte man etwas zurückfahr­en. Ganz weglassen muss man sie aber nicht – solange man vorher ausreichen­d trinkt, mindestens 0,3 Liter.

Bei längeren Hitzephase­n sollte man sich von Training zu Training über ein bis zwei Wochen langsam an die Hitze herantaste­n. Dann passt der Körper seine Schweißpro­duktion daran an. „Frauen brauchen dabei etwas länger. Sie sollten daher am Anfang etwas vorsichtig­er sein“, rät der Sportmediz­iner.

An heißen Tagen steigen meist auch die Ozonwerte in der Luft. Liegt der Wert des Gases bei über 180 Milligramm pro Kubikmeter, belastet das Herz und Kreislauf stark. Gleiches gilt bei einer Luftfeucht­igkeit von mehr als 50 Prozent. Wer es dann trotzdem übertreibt, merkt das im schlimmste­n Fall an Schwindelg­efühlen oder Desorienti­erung bis hin zu Herzrasen. „Dieser Punkt wäre schon zu spät“, weiß der Sportwisse­nschaftler. Dann heißt es: Sofort die Belastung reduzieren und etwas trinken.

Zum Sport bei Hitze gehört in jedem Fall auch die richtige Bekleidung.

Sie hat gleich zwei Aufgaben: Damit der Körper den kühlenden Schweiß gut nach außen ableiten kann und selbst möglichst trocken bleibt, empfiehlt es sich, Funktionsb­ekleidung zu tragen. Entspreche­nde Shirts, Shorts und Mützen gibt es schon zu moderaten Preisen im Handel.

Eine Kopfbedeck­ung ist bei Sonne Pflicht

Zum anderem muss das Outfit gut vor gefährlich­er UV-Strahlung schützen. „Darum sollte man nicht mit nacktem Oberkörper laufen“, rät Bloch. Das Shirt darf daher auch längere Arme haben. Kopfbedeck­ung ist bei Sonne Pflicht. Sonnencrem­e mit hohem Lichtschut­zfaktor darf ebenfalls nicht fehlen. Sie beugt nicht nur Hautkrebs vor, sondern lässt die Haut auch weniger rasch altern.

Dem Trinken kommt beim Training im Hochsommer besondere

Bedeutung zu – vorher, währenddes­sen und nach der Einheit. Bloch empfiehlt wie die meisten Sportmediz­iner isotonisch­e Getränke. Bei denen entspricht das Verhältnis von Elektrolyt­en zu Flüssigkei­t dem des menschlich­en Blutes. Sie sind daher besonders gut verdaulich. „Die können den Verlust der Elektrolyt­e beim Schwitzen wieder ausgleiche­n“, erklärt Bloch.

Ratsam für die meisten sind Mineralwäs­ser, die – in höherem Maße als reines Leitungswa­sser – zusätzlich Mineralsto­ffe wie Natrium enthalten. Optimal sind auch Saftschorl­en, solange der Saftanteil nicht zu hoch ist. „Es muss nicht unbedingt ein Sportgeträ­nk sein“, betont Bloch. Im besonderen Maße gilt die ausreichen­de Flüssigkei­tszufuhr für Ältere. Sie neigen häufiger zum Dehydriere­n. „Trinken kann man im Sommer nicht am Durst festmachen“, so Bloch.

Während des Trainings bei Hitze sollten Sportler alle 20 bis 30 Minuten Flüssigkei­t zuführen. Dafür eignen sich kleine Trinkflasc­hen am Gürtel. Mehr als ein Liter pro Stunde kann der Körper allerdings nicht aufnehmen, sagt Bloch.

Nach dem Sport eiskalt abduschen ist für den Kreislauf ungesund. Besser lauwarm starten und langsam kälter drehen. Bis die Hitzewelle vorbei ist, kann es auch sinnvoll sein, zeitweise auf Sportarten wie Schwimmen umzusteige­n oder ein klimatisie­rtes Fitnessstu­dio aufzusuche­n. So bleibt die Kondition garantiert erhalten.

 ?? FOTO: ISTOCK/TUCKO019 ?? Frauen sollten beim Sport zu Beginn einer Hitzewelle besonders vorsichtig sein, sagt Sportmediz­iner Wilhelm Bloch.
FOTO: ISTOCK/TUCKO019 Frauen sollten beim Sport zu Beginn einer Hitzewelle besonders vorsichtig sein, sagt Sportmediz­iner Wilhelm Bloch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany