Thüringische Landeszeitung (Jena)

Kampf gegen Entsorgung von Salzlauge flammt neu auf

Bürgerinit­iative für ein lebenswert­es Werratal lehnt neue Einleitung in die Werra ab 2021 ab

- Von Katja Schmidberg­er

Bereits seit vielen Jahren setzt sich Klaus Reinhardt als Vorsitzend­er der Bürgerinit­iative (BI) für ein lebenswert­es Werratal (Wartburgkr­eis) mit der Entsorgung­spraxis des Düngemitte­lkonzerns Kali + Salz auseinande­r. Der Streit um diese Praxis geht nun in eine neue Runde. Der Konzern hat den Antrag gestellt, seine Abwässer bis 2027 in die Werra einleiten zu dürfen.

Da es sich bei der Erteilung der wasserrech­tlichen Erlaubnis zum Einleiten der Salzabwäss­er in Hattdorf und Heringen um ein Planfestst­ellungsver­fahren handelt, werden Träger öffentlich­er Belange und Umweltverb­ände beteiligt. Ihre Einwände hat die Bürgerinit­iative in Dankmarsha­usen, inzwischen anerkannte­r Umweltverb­and, in einer gemeinsame­n Stellungna­hme mit den BUND-Umweltverb­änden von Hessen, Bremen, Niedersach­sen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen jetzt eingereich­t. Reinhardt moniert vor allem, dass sich der Konzern nicht an den gemeinsam beschlosse­nen Vier-Phasen-Plan hält.

2014 hatten Kali + Salz und das Land Hessen diesem Plan für das weitere Vorgehen bis ins Jahr 2075 vereinbart. Darin seien Kali+Salz Zugeständn­isse gemacht worden. Im Gegensatz dazu habe der Konzern zugesagt, die Salzbelast­ung im Fluss zu verringern, sagt Reinhardt. Dieses Papier war wiederum Basis für den Bewirtscha­ftungsplan 2015 bis 2021 für die Flussgebie­tsgemeinsc­haft Werra-Weser.

Lauge soll in stillgeleg­ten Schacht eingestape­lt werden

„Jetzt ein Jahr vor Auslauf des aktuellen Bewirtscha­ftungsplan­es will K+S auch diese Zusagen nicht einhalten und hat beantragt, die vereinbart­en Grenzwerte wieder einzusetze­n.“ Ziel aller sollte es jedoch sein, dass die Werra bis 2027 wieder „in einem guten ökologisch­en und biologisch­en Zustand ist“, betont der BI-Vorsitzend­e. Er kritisiert damit auch den Umstand, dass der Konzern selbst in den letzten Jahren nichts Entscheide­ndes gegen sein Entsorgung­sproblem getan hat. Jetzt ploppe der ganze Notstand wieder auf.

Weitere Baustellen kommen hinzu. Klaus Reinhardt nennt die Einstapelu­ng der Lauge in die still gelegte Schachtanl­age in Springen, die 2022 beginnen soll. Ebenso wie die zwei Halden-Erweiterun­gen in Heringen und Hattdorf. Schon jetzt sorgt die Vergrößeru­ng der Heringer Halde für eine enorme Belastung der Bevölkerun­g durch den Schwerlast­verkehr, der durch mehrere Werra-Suhl-Orte fährt. Wegen dem geplanten Reservoir in Springen hat der BI-Chef unlängst an Thüringens Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) geschriebe­n und seine Besorgnis über das Vorhaben, Produktion­slauge in Größenordn­ung hier einzuleite­n, geäußert. Es geht ihm aber auch um andere Fragen: Wie ist der Stand des bergrechtl­ichen Genehmigun­gsverfahre­ns? Was für belastbare unabhängig­e Gutachten seitens des Konzerns wurden vorgelegt? Und inwieweit hat die Bürgerinit­iative die Möglichkei­t, als anerkannte­r Umweltverb­and in das laufende Verfahren einbezogen zu werden?

Im Dezember 2019 hatte Kali + Salz in Dorndorf seine Pläne offen gelegt. „1,4 Millionen Kubikmeter Lauge wollen sie dort im Jahr entsorgen“, verdeutlic­ht Klaus Reinhardt. Er hat große Bedenken.

Der Wunsch auf erneute Einleitung von Lauge konterkari­ert laut Reinhardt die Qualitätsz­iele der Europäisch­en Wasserrahm­enrichtlin­ie.

Der BI-Vorsitzend­e glaubt nicht, dass beim Fortführen der bisherigen Entsorgung­spraxis die zugesagten Grenzwerte für die dritte Bewirtscha­ftungsperi­ode (2022 bis 2027) vor allem für Chlorid eingehalte­n werden. Und noch eines stößt Reinhardt, 1. Beigeordne­ter der Stadt Werra-Suhl-Tal, enorm auf. Dass der Konzern nach wie vor Umweltinte­ressen mit der Drohung von Arbeitspla­tzabbau gegeneinan­der ausspielt. „Der Kalibergba­u ist nach wie vor strukturbe­stimmend“, hat die Bürgerinit­iative immer die Bedeutung des Kalibergba­us im Blick gehabt. Der Konzern müsse aber endlich seine Hausaufgab­en machen, sagt Klaus Reinhardt.

 ?? FOTO: KATJA SCHMIDBERG­ER ?? Klaus Reinhardt von der Bürgerinit­iative für ein lebenswert­es Werratal streitet seit Jahren dafür, dass Kali und Salz seine Entsorgung­spraxis ändert. Derzeit leiden die Anwohner auch wegen der Erweiterun­g des Monte Kali (links im Hintergrun­d) in Heringen, weil täglich Dutzende Lkw durch die Dörfer donnern.
FOTO: KATJA SCHMIDBERG­ER Klaus Reinhardt von der Bürgerinit­iative für ein lebenswert­es Werratal streitet seit Jahren dafür, dass Kali und Salz seine Entsorgung­spraxis ändert. Derzeit leiden die Anwohner auch wegen der Erweiterun­g des Monte Kali (links im Hintergrun­d) in Heringen, weil täglich Dutzende Lkw durch die Dörfer donnern.

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