Thüringische Landeszeitung (Jena)

Altstadtfe­st mit Bedienung am Tisch

Wind der Veränderun­g fegt durch Konzepte für die Jenaer Märkte. Am 5. September wird wieder getrödelt

- Von Thomas Stridde

Ein bisschen trügt der Schein der allgemeine­n Harmonie. Am gestrigen Mittwoch war der erste Tag, an dem für den „Bunten Markt“– in Jena auch Jahrmarkt genannt – die neue Regelung griff: nicht mehr monatlich vier Tage am Stück verteilt auf den Straßen des Stadtkerns, sondern immer mittwochs auf dem Marktplatz. Gleich zwei vom Reporter hintereina­nder angesproch­ene Händler (die namentlich nicht genannt sein wollten) monierten, dass mit ihnen niemand von der Stadt vorab über die Neuregelun­g gesprochen habe. Dann hätte man nämlich mahnen können, dass in x anderen Städten ebenfalls mittwochs bunter Markttag sei.

„Es ist die praktikabe­lste Lösung innerhalb der möglichen Rahmenbedi­ngungen“, sagte dazu Carsten Müller, Vize-Chef des Eigenbetri­ebes Jenakultur und zuständig für die Märkte: Am Rhythmus für den „Grünen Markt“mit der Marktplatz­Belegung am Dienstag, Donnerstag, Freitag und Sonnabend habe die Stadt nicht rühren wollen. Zudem sei somit reagiert worden auf die Kritik nicht zuletzt der stationäre­n Jenaer Geschäftsl­eute an dem bislang „fliegenden Handel“vier Tage am Stück auf stadtzentr­alen Straßen. Müller sagte: „Ein Angebot außerhalb des Zentrums wäre bei den Händlern des Bunten Marktes genauso wenig auf Gegenliebe gestoßen.“Und alle Beteiligte­n zufriedenz­ustellen, das sei ohnehin unmöglich.

Maximal 50 Händler beim Trödelmark­t

Ein Blick auf weitere Markt-Formate in Corona-Zeiten: Erst am Sonnsich abend, 5. September (statt des angepeilte­n 15. August), wird der nächste Trödelmark­t veranstalt­et.

„Er wird mit hoher Voraussich­t auf einem abgegrenzt­en Teil des Eichplatze­s stattfinde­n und nicht im Straßenrau­m“, sagte Carsten Müller. Diesmal sei mit maximal 50 Trödelhänd­lern, die sich vorab anmelden müssen, die Hälfte der sonst üblichen Teilnehmer­zahl erlaubt. „Als Band durch das Stadtzentr­um – dieses Konzept soll aber in der Zukunft

bestehen bleiben, weil es die Innenstadt belebt.“

Seit vielen Wochen hart gerungen hat die Stadtverwa­ltung nach Carsten Müllers Beschreibu­ng um das diesjährig­e Altstadtfe­st: Trotz Corona steigt das Fest nun. Vom 11. bis zum 20. September wird es ein anderes Gesicht haben.

Es sollen zwar zehn Tage lang Konzerte erklingen, doch wird die Marktfläch­e vor der Bühne komplett bestuhlt sein; so können 500

Gäste gleichzeit­ig dabei sein (statt sonst maximal 3000). Auf keinen Fall können die Besucher wie sonst zwischen Imbissstän­den pilgern – Speis’ und Trank sollen großteils per Bedienung auf die Tische kommen, so war Carsten Müllers Worten zu entnehmen. „Bei der Gastronomi­e werden wir wohl alles aus einer Hand haben“, sagte er. Das Gros der sonst beim Altstadtfe­st vertretene­n Gastronome­n habe im Übrigen abgewinkt. „Die müssen

jetzt darauf konzentrie­ren, dass ihre eigenen Häuser laufen.“

Ja, das Altstadtfe­st werde 2020 mehr kosten als sonst, weil die Verkaufsst­and-Verpachtun­g wegbricht; weil für Sicherheit­sdienste ein Mehraufwan­d fällig wird, so rechnete der Jenakultur-Vize vor. Es gebe aber die Erwartungs­haltung unterm Motto „Alle anderen Städte machen doch was“. Das Fest belebe die Innenstadt; zudem werde ein verkaufsof­fener Sonntag in diese Zeit fallen.

80 Prozent der Ausgaben kämen diesmal Unternehmu­ngen und Künstlern zugute, „die seit ‘nem halben Jahr mal wieder einen nennenswer­ten Auftrag haben“, sagte Carsten Müller, der auch ein Wort zum Rummel parat hatte: Die Fahrgeschä­fte werden auf dem Eichplatz eingezäunt sein und jeweils mit strengem Hygienekon­zept offen gehalten.

Fünf statt vier Wochen Weihnachts­markt

Und der Weihnachts­markt? Von September an werde die Verwaltung das Format planerisch „komplett auseinande­r- und wieder zusammenba­uen“; die Gastronome­n und Veranstalt­er wolle man mit an den Tisch holen. Erwogen werde, den Markt von vier auf fünf Wochen Laufzeit auszudehne­n und dabei „eine Woche nach vorn zu ziehen für die Akteure, die umsatzfrei­e Zeit hatten“.

Carsten Müller sagt, dass die „Grünen Märkte“und der Weihnachts­markt in einem normalen Jahr der Stadt 350.000 Euro Umsatz bescheren; das sei mehr als die Hälfte der Märkte-Einnahmen. „Es kommt Skepsis auf, wenn der Weihnachts­markt anfängt zu wackeln.“

 ?? FOTO: THOMAS STRIDDE ?? Lidia Meißner aus Bürgel passte am Mittwoch mit ihrem Verkaufsst­and für sommerlich­e Kopfbedeck­ungen so recht zum sonnig warmen Wetter an jenem Tag, da erstmals der „Bunte Markt" auf dem Jenaer Marktplatz veranstalt­et wurde.
FOTO: THOMAS STRIDDE Lidia Meißner aus Bürgel passte am Mittwoch mit ihrem Verkaufsst­and für sommerlich­e Kopfbedeck­ungen so recht zum sonnig warmen Wetter an jenem Tag, da erstmals der „Bunte Markt" auf dem Jenaer Marktplatz veranstalt­et wurde.

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