Thüringische Landeszeitung (Jena)

Löwen im Sand entdeckt

In Berlin sind Naturschüt­zer unterwegs. Sie versuchen, Lebensräum­e von gefährdete­n Arten zu bewahren. Dabei begegnen sie Tieren, die andere selten zu Gesicht bekommen

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Wir sind einem wilden Löwen auf der Spur! Erst klettern wir einen Hang hinauf. Dann pirschen wir uns leise an. Im sandigen Boden wird Nathalie Bunke fündig. Sie hat Spuren entdeckt. Sie packt ihr Werkzeug zum Löwen-Fang aus: ein Sieb und einen Löffel.

Nathalie Bunke ist von Beruf Stadtnatur-Rangerin. Ranger werden meistens Leute genannt, die in einem Nationalpa­rk oder einem anderen Schutzgebi­et arbeiten. Nathalie Bunke und ihre Kollegen dagegen sind in der Hauptstadt Berlin in Wäldern und Parks, aber auch auf Friedhöfen und in Kleingärte­n unterwegs. Zielsicher sticht die Rangerin einen Löffel in den Boden und schüttet Sand in das Sieb. Als die Körner herausries­eln, stellen wir fest: Wir haben den Löwen gefangen! Natürlich keinen Löwen, wie er in Afrika lebt, sondern einen Ameisen-Löwen. Das ist eine Insektenla­rve. Gefährlich ist sie aber nur für sehr kleine Tiere.

„Unsere Aufgabe ist es, schützensw­erte Tiere und Pflanzen zu entdecken“, sagt Nathalie Bunke. „So finden wir heraus, ob eine Fläche in ein Schutzgebi­et umgewandel­t werden sollte.“Dort darf man nicht einfach bauen oder Bäume fällen. Bei den schützensw­erten Tieren handelt es sich um Arten, die hierzuland­e selten geworden sind.

Der Ameisen-Löwe gehört nicht dazu. Auch wenn man ihn nicht mehr so oft sieht. Die Ranger richgeht ten ihr Augenmerk eher auf seltene Käfer wie den Eichenbock. Oder auf Vögel wie den Mittelspec­ht.

Auf einem Holzhaufen sonnen sich Zauneidech­sen. Das Reptil gilt seit einiger Zeit als gefährdet. „Der Lebensraum des bedrohten Reptils nach und nach verloren“, erklärt die Rangerin. Die Naturschüt­zer wünschen sich, dass sich die Zauneidech­sen wieder bei uns vermehren. Deshalb bemühen sie sich, die Schutzgebi­ete wieder lebenswert zu machen. Zum Beispiel, indem sie für Verstecke wie Steinhaufe­n oder Baumstämme und Äste sorgen.

Doch die Ranger haben es nicht nur mit Tieren und Pflanzen zu tun. „In der Großstadt treten wir natürlich auch viel mit den Menschen in Kontakt“, erzählt Nathalie Bunke. Oft klärt sie die Leute über die Schutzgebi­ete auf. Die meisten wissen nämlich nicht, welche Tiere in ihrer Nachbarsch­aft beschützt werden müssen.

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FOTO: PHILIPP BRANDSTÄDT­ER / DPA Die Stadtnatur-Ranger Bennett Buhrke und Nathalie Bunke (rechts) sind in Nikolassee, einem Ortsteil im Bezirk Steglitz-Zehlendorf in Berlin, fündig geworden. Die beiden suchen mit Hund Oskar nach seltenen Pflanzen und Tieren.
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FOTO: SEBASTIAN WILLNOW / ZB Zwei Zauneidech­sen sonnen sich.

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