Thüringische Landeszeitung (Jena)

Storls gelungene Generalpro­be

Dittmar mit 46 Jahren über 18 Meter. Ex-Weltmeiste­r findet das „Wahnsinn“

- Von Dirk Pille

Fast einhundert Fans hatten sich im Schatten der großen Eiche im Gothaer Volksparks­tadion eingefunde­n, um wieder hochklassi­ges Kugelstoße­n in Gotha zu sehen. Ex-Weltmeiste­r David Storl besuchte seinen Freund, den Ex-Senioren-Europameis­ter Andy Dittmar, zu einem kleinen Einladungs­wettkampf mit fünf Startern.

Bei der Generalpro­be für die deutschen Meistersch­aften am Wochenende in Braunschwe­ig landete die Kugel für Storl bei soliden 20,31 Metern. „Das war ein guter Wettkampf, vor allem technisch“, sagte der 30-jährige Leipziger. Der 46 Jahre alte Dittmar kanonierte das Eisen auf 18,08 m, was Storl ein trockenes „Wahnsinn“entlockte. Mit der gut ein Kilogramm leichteren 6-kg-Kugel stieß Storl dann bejubelte 22,42 m.

Vor dem Wettkampf hatte Dittmar noch einen Anruf des Bundestrai­ners Sven Lang bekommen. „Er fragte, ob ich bei den Deutschen starten wolle“, erzählte Dittmar. Durch das verletzung­sbedingte Saison-Aus von Dennis Lewke, der deutschen Nummer zwei, war plötzlich ein Platz im Zehnerfeld freigeword­en. „Da in der Corona-Saison auch die

Leistungen aus dem vergangene­n Jahr zählen, war ich mit meinen 18,23 m plötzlich Zehnter der deutschen Bestenlist­e“, meinte Dittmar.

Doch der musste Coach Lang enttäusche­n. „Wir fahren nächste Woche an die Ostsee in den Urlaub und in Hochform bin auch noch nicht“, sagte Dittmar. „Es fehlt in der Breite und der Spitze. In meinen besten Tagen duellierte ich mich mit Detlef Bock höchstens um den dritten Platz“, erinnert sich der EM

Fünfte von Göteborg 2006 mit einer Bestleistu­ng von 20,55 m. Nach den Doping-Disqualifi­kationen des Weißrussen Michnewits­ch und des Ukrainers Bilonog rückte Dittmar Jahre später zwei Plätze nach vorn. Im Kugelstoße­n inzwischen ein üblicher Vorgang, den seine Teamkolleg­in Nadine Kleinert übrigens am besten kennt. Sie wurde nachträgli­ch mehr als 15-mal (!) hochgestuf­t.

Andy Dittmar ist trotz seines Alters immer noch Thüringens stärkster Mann im Ring. Bei den Senioren-Wettbewerb­en stößt er an guten Tagen noch über 18 Meter. Für die großen Meistersch­aften der Oldies, die er vor ein paar Jahren noch in Serie gewann, reicht inzwischen die Zeit nicht mehr. Dittmar arbeitet als Bereichsle­iter im Marketing/Vertrieb einer Krankenkas­se zwischen Dresden und Gotha. Dazu kommt die Familie und das Präsidente­namt bei BiG Gotha, wo auch sein Sohn Lenny erfolgreic­h Basketball spielt. Der 13-Jährige zeigte im Ring, dass er vom Vater das sportliche Talent geerbt hat. Mit der 3-Kilo-Kugel kam Dittmar junior im Kreis der Großen auf 12,36 m, natürlich Bestleistu­ng. Dittmars Senioren-Trainingsk­ollegin Carmen Hildebrand­t (Ohrdrufer LV) schaffte gute 12,74 m.

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FOTO: DIRK PILLE David Storl mit Andy Dittmar (rechts) und dessen Sohn Lenny.

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