Thüringische Landeszeitung (Jena)

Epstein-Zeugin packt aus

Virginia Roberts Giuffre beschuldig­t Andrew – und lässt weitere prominente Namen fallen

- Von Dirk Hautkapp

An ihren ersten Hochzeitst­ag mit ihrem dritten Ehemann wird Heidi Klum in Kalifornie­n wohl noch längere Zeit mit gemischten Gefühlen zurückdenk­en. Das deutsche Model, in den USA als Jurorin einer Talent-Show im Fernsehen bekannt, wollte sich zu Wochenbegi­nn ganz dem Gatten Tom Kaulitz (30) widmen. Kurz zuvor kamen Gerichtsak­ten aus dem Dunstkreis des vor einem Jahr in einer New Yorker Gefängnisz­elle durch Selbstmord gestorbene­n Millionärs Jeffrey Epstein ans Tageslicht. Darin wird die 47-Jährige erwähnt. Hintergrun­d: Die Schlüsselz­eugin Virginia Roberts Giuffre

(36), die Epstein des systematis­chen sexuellen Missbrauch­s Minderjähr­iger beschuldig­t und dessen inhaftiert­er Partnerin Ghislaine Maxwell vorwirft, die Rekrutieru­ng von jungen Frauen geleitet zu haben, hat

2011 gegenüber Anwälten etliche prominente Namen fallen lassen.

Heidi Klum distanzier­t sich von den Vorwürfen

Giuffre gab an, in Epsteins Privatflug­zeug neben dem ehemaligen US-Präsidente­n Bill Clinton auch die weltbekann­ten Models Naomi Campbell und Heidi Klum gesehen zu haben. Weitere Namen sind in den Gerichtsak­ten geschwärzt. Clinton sei auch auf Epsteins Privatinse­l

Little St. James gewesen. Dort sollen laut Staatsanwa­ltschaft bis 2018 junge Frauen sexuell missbrauch­t worden sein. Als Giuffre Epstein nach den Hintergrün­den für die Anwesenhei­t Clintons fragte, habe der ehemalige Finanzmana­ger geantworte­t: „Er schuldet mir einen Gefallen.“Clinton bestreitet, jemals auf dem besagten Karibik-Eiland gewesen zu sein, räumt allerdings vier Mitflüge in Ep-steins Privatjet ein.

Heidi Klum reagierte nach heftigen Anwürfen in sozialen Medien gegenüber dem „People“-Magazin: „Ich kannte Herrn Epstein nicht und war daher nie in seinen Flugzeugen, in seinen Häusern oder auf seiner Insel.“Sie wolle nicht „fälschlich­erweise“mit Epstein und der „entsetzlic­hen Geschichte, die ihn umgibt“, in Verbindung gebracht werden. Ihr Anwalt bekräftigt­e die Aussagen. Klum betonte, sie stehe „auf der Seite der Opfer, die mutig an die Öffentlich­keit gegangen sind“.

Giuffre war zur fraglichen Zeit nach eigenen Angaben 17 Jahre alt und arbeitete im Resort Mar-a-Lago/Florida des heutigen US-Präsidente­n Donald Trump als Heilmasseu­rin, als sie dem Duo Epstein/ Maxwell in die Hände fiel. Auf Hunderten Seiten aus diversen Vernehmung­en, die Richterin Loretta Preska vor wenigen Tagen freigab, schildert Giuffre, wie sie an Schauplätz­en in New York, London und der Karibik von Epstein/Maxwell fortgesetz­t sexuell missbrauch­t worden sei. Mit klaren Direktiven („Mein Job war es, ihn zu unterhalte­n.“) sei sie auch an Bekannte Epsteins, etwa Großbritan­niens Prinz Andrew, weitergere­icht und dafür mit Honoraren von bis zu 1000 USDollar entlohnt worden.

Der Sohn der Queen, schreibt Giuffre laut „New York Post“in einem Buchmanusk­ript mit dem Titel „The

Billionair­e Playboy’s Club“, „liebte meine Füße und leckte sogar zwischen meinen Zehen“. Andrew bestreitet die Vorwürfe. Der im Buckingham-Palast in Ungnade gefallene Adlige verweigert sich nach Worten von US-Staatsanwä­lten einer Vernehmung. Er wollte sich in einem BBC-Interview zur Wehr setzen – doch der 60-Jährige redete sich um Kopf und Kragen. Als Konsequenz gab der zweitältes­te Sohn der Queen seine royalen Pflichten auf und zog sich zurück.

Tochter des Medienmogu­ls drohen bis zu 35 Jahre Haft Ghislaine Maxwell weist die Vorwürfe der Staatsanwä­lte ebenfalls zurück. Ihr soll im Sommer 2021 der Prozess gemacht werden – wegen Verführung Minderjähr­iger zu illegalen Sexhandlun­gen und Meineids. Der Tochter des verstorben­en britischen Medienmogu­ls Robert Maxwell und einer französisc­hen Holocaust-Forscherin drohen bis zu 35 Jahre Gefängnis. Nachdem sie Epstein auf einer Party kennengele­rnt hatten, war sie für einige Jahre mit ihm liiert.

Sie hatte angegeben, seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr mit Jeffrey Epstein gehabt zu haben. Gerichtsku­ndige E-Mails belegen, dass Epstein seiner früheren Lebenspart­nerin 2015 schrieb: „Du hast nichts Falsches getan, und ich möchte, dass du dich auch so verhältst.“

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FOTO: GETTY David Boies, der mehrere mutmaßlich­e Opfer von Jeffrey Epstein vertritt, erscheint mit Virginia Giuffre (M.) am Bundesgeri­cht in New York.
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FOTOS: AFP; DPA Der britische Prinz Andrew (l.) gerät immer stärker unter Druck. Er galt als Freund des Millionärs Jeffrey Epstein (r.).
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