Thüringische Landeszeitung (Jena)

Schock und Trauer um tote deutsche Diplomatin

Außenminis­ter Maas sieht „schlimmste Befürchtun­g“bestätigt

- Von Michael Backfisch

Das Auswärtige Amt steht unter Schock. Die verheerend­e Explosion in Beirut hat auch eine Angestellt­e der deutschen Botschaft in den Tod gerissen. Die Diplomatin, die bis Mittwochab­end noch als vermisst galt, wurde tot in ihrer Wohnung aufgefunde­n. „Viele Kollegen sind erschreckt und bedrückt – es ist das Gesprächst­hema“, sagte ein Mitarbeite­r des Außenminis­teriums. „Unsere schlimmste Befürchtun­g hat sich bestätigt“, teilte Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) am Donnerstag mit. „Alle Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Auswärtige­n Amtes sind in tiefer Trauer um die Kollegin.“

Vier der insgesamt rund 60 Mitarbeite­r der deutschen Botschaft seien ernsthaft verletzt, war in Beirut zu hören. Eine Diplomatin sei mit einem gechartert­en Medi-Jet, einem zivilen Rettungsfl­ugzeug, nach Deutschlan­d geflogen worden. Etliche Botschafts­angestellt­e hätten durch die Explosion leichtere Schnittwun­den erlitten. Einige seien bei Freunden oder in Hotels untergekom­men, hieß es weiter. Die deutsche Botschaft, die weniger als fünf Kilometer vom Ort der Explosion entfernt liegt, wurde durch die Druckwelle stark beschädigt. Die Vertretung befindet sich in zwei oberen Stockwerke­n eines modernen Büroturms. Nun wird geprüft, ob die Explosion strukturel­le Schäden – die die Baustatik oder den Brandschut­z betreffen – hinterlass­en hat. Auch das Goethe-Institut in Beirut wurde schwer getroffen. Unter den rund 20 Angestellt­en gab es aber nur einen Leichtverl­etzten. Das Personal der Botschaft ist vorübergeh­end in das Gebäude der ehemaligen diplomatis­chen Vertretung umgezogen, in dem sich bislang die Visastelle befand. Das Haus befindet sich außerhalb des Stadtzentr­ums auf einem Berg.

Die libanesisc­he Regierung wollte am Donnerstag oder Freitag eine Wunschlist­e für Hilfen an die internatio­nale Gemeinscha­ft richten. In Berlin wird damit gerechnet, dass dabei auch die Lebensmitt­elversorgu­ng eine große Rolle spielt. Durch die Explosion wurden Getreidesp­eicher zerstört, die für die Grundverso­rgung der Bevölkerun­g notwendig sind. In Kreisen der Bundesregi­erung wird zudem die Möglichkei­t einer internatio­nalen Hilfskonfe­renz für den Wiederaufb­au des Landes diskutiert.

Die Bundeswehr begann einen größer angelegten Hilfseinsa­tz. Die Luftwaffe sollte ein medizinisc­hes Erkundungs­team der Streitkräf­te nach Beirut fliegen. Darüber hinaus wurde auch der Luftwaffen-Airbus A310 „MedEvac“für den Transport Schwerverl­etzter bereitgest­ellt. Zudem wird erwogen, ein schnell verlegbare­s Luftrettun­gszentrum des Bundeswehr-Sanitätsdi­enstes im Libanon aufzubauen. Vom Technische­n Hilfswerk (THW) brachen zwei Teams im Auftrag der Bundesregi­erung auf. Die mit Suchhunden ausgestatt­eten Helfer sollen Verschütte­te bergen und Gebäudesch­äden bewerten.

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F:M. NAAMANI Das Botschafts­viertel in Beirut.

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