Thüringische Landeszeitung (Jena)
Schock und Trauer um tote deutsche Diplomatin
Außenminister Maas sieht „schlimmste Befürchtung“bestätigt
Das Auswärtige Amt steht unter Schock. Die verheerende Explosion in Beirut hat auch eine Angestellte der deutschen Botschaft in den Tod gerissen. Die Diplomatin, die bis Mittwochabend noch als vermisst galt, wurde tot in ihrer Wohnung aufgefunden. „Viele Kollegen sind erschreckt und bedrückt – es ist das Gesprächsthema“, sagte ein Mitarbeiter des Außenministeriums. „Unsere schlimmste Befürchtung hat sich bestätigt“, teilte Außenminister Heiko Maas (SPD) am Donnerstag mit. „Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes sind in tiefer Trauer um die Kollegin.“
Vier der insgesamt rund 60 Mitarbeiter der deutschen Botschaft seien ernsthaft verletzt, war in Beirut zu hören. Eine Diplomatin sei mit einem gecharterten Medi-Jet, einem zivilen Rettungsflugzeug, nach Deutschland geflogen worden. Etliche Botschaftsangestellte hätten durch die Explosion leichtere Schnittwunden erlitten. Einige seien bei Freunden oder in Hotels untergekommen, hieß es weiter. Die deutsche Botschaft, die weniger als fünf Kilometer vom Ort der Explosion entfernt liegt, wurde durch die Druckwelle stark beschädigt. Die Vertretung befindet sich in zwei oberen Stockwerken eines modernen Büroturms. Nun wird geprüft, ob die Explosion strukturelle Schäden – die die Baustatik oder den Brandschutz betreffen – hinterlassen hat. Auch das Goethe-Institut in Beirut wurde schwer getroffen. Unter den rund 20 Angestellten gab es aber nur einen Leichtverletzten. Das Personal der Botschaft ist vorübergehend in das Gebäude der ehemaligen diplomatischen Vertretung umgezogen, in dem sich bislang die Visastelle befand. Das Haus befindet sich außerhalb des Stadtzentrums auf einem Berg.
Die libanesische Regierung wollte am Donnerstag oder Freitag eine Wunschliste für Hilfen an die internationale Gemeinschaft richten. In Berlin wird damit gerechnet, dass dabei auch die Lebensmittelversorgung eine große Rolle spielt. Durch die Explosion wurden Getreidespeicher zerstört, die für die Grundversorgung der Bevölkerung notwendig sind. In Kreisen der Bundesregierung wird zudem die Möglichkeit einer internationalen Hilfskonferenz für den Wiederaufbau des Landes diskutiert.
Die Bundeswehr begann einen größer angelegten Hilfseinsatz. Die Luftwaffe sollte ein medizinisches Erkundungsteam der Streitkräfte nach Beirut fliegen. Darüber hinaus wurde auch der Luftwaffen-Airbus A310 „MedEvac“für den Transport Schwerverletzter bereitgestellt. Zudem wird erwogen, ein schnell verlegbares Luftrettungszentrum des Bundeswehr-Sanitätsdienstes im Libanon aufzubauen. Vom Technischen Hilfswerk (THW) brachen zwei Teams im Auftrag der Bundesregierung auf. Die mit Suchhunden ausgestatteten Helfer sollen Verschüttete bergen und Gebäudeschäden bewerten.