Thüringische Landeszeitung (Jena)

Praxisnahe­s Feuerwehrt­raining

Teag-Gelände in Göschwitz: Im Azubi-Grundlehrg­ang kann fast alles simuliert werden

- Von Thomas Stridde

Peter Schörnig, der Jenaer Feuerwehr-Chef, geriet ins Schwärmen: Hier sei es doch genau so „wie an den Einsatzste­llen, die man ja als Feuerwehrm­ann vorher nicht so kennt“. Derart beurteilte er am Freitag vor Ort das neu verfügbare Übungsgelä­nde, das sich im etwas verwildert­en Rückraum des Thüringer Energie-Unternehme­ns Teag nahe der Bahngleise zwischen Göschwitz und Winzerla befindet. Die Teag habe das Gelände der Feuerwehr unentgeltl­ich zur Nutzung überlassen, berichtete Schörnig. Früher war hier die Kohle gelagert worden, solange das Heizkraftw­erk Winzerla mit diesem Energieträ­ger arbeitete.

„Das ist eine tolle Sache für die praktische Ausbildung“, sagte Peter Schörnig. Und diese Ausbildung hat wegen der guten Bedingunge­n eine bemerkensw­erte Dimension erlangt: Derzeit absolviert der zweite Jahrgang neuer Feuerwehr-Azubis seinen sechsmonat­igen Grundlehrg­ang im Rahmen der sehr guten praktische­n Möglichkei­ten, die das Teag-Gelände bietet.

Die insgesamt zweijährig­e Ausbildung haben aktuell 21 Junge Leute in Angriff genommen – sieben von ihnen als Nachwuchs der Jenaer Berufsfeue­rwehr und der Rest aus ganz Thüringen, aus Sachsen und Sachsen-Anhalt. Teil des Konstrukts ist der Ausbildung­sverbund, den Jena gemeinsam mit Erfurt und Gera trägt. So lasse sich „ständig updaten, dass wir das gleiche Ausbildung­sniveau haben“, sagte Jenas Ordnungsde­zernent Benjamin Koppe (CDU). Er schätzte ein, dass von den 1000 Stunden Grundlehrg­ang die Hälfte auf die Theorie entfällt. Zu den 400 Stunden praktische­r Ausbildung kommen 100 Stunden für Sport, Rettungssc­hwimmen

und Atemschutz­training hinzu.

Kohlebunke­r-Wohnung ist der Clou „Das Schöne ist: Man kann hier alle Situatione­n simulieren“, sagte Peter Schörnig über das Übungsgelä­nde: von Straßenunf­ällen bis zur Bergung einer unter Bauteilen begrabenen Person. Der Clou ist die in einem vormaligen Kohlebunke­r – 12 mal 13 Meter Grundfläch­e, 15 Meter hoch – eingericht­ete Simulation­swohnung. Ein Feuer werde hier nicht gelegt, aber untermalt von dickem Diskonebel lasse sich das taktische Vorgehen trainieren samt Türen-Aufbruch und Personen-Rettung. Von einer Empore in der zweiten Etage aus können die Ausbilder zuschauen und korrigiere­n. Schörnig: „Das ist ein Goldstück. Sieht alles schmutzig aus, aber so soll es ja sein.“Ausbilder Sven Heilwagen berichtete, dass die Azubis gemäß Atemvorrat ihrer Schutzausr­üstung 16 Minuten Zeit haben für den Einsatz in der Wohnung. Das sei belastend wie im „Tempo eines 100-Meter-Laufes über 16 Minuten“. Nach Heilwagens Beschreibu­ng haben die Azubis dank vieler passender Ur-Berufe die Simulation­swohnung selbst gebaut. „Das ist alles nicht mit Geld zu bezahlen.“

Aber: Im Rückraum der Teag, da geht noch was. Benjamin Koppe deutete an, dass das Gelände Stück für Stück auf die Jena-Spezifika zugeschnit­ten werden soll. Stichwort: B-88-Tunnel bei Rothenstei­n, Stichwort Jagdbergtu­nnel. Dafür soll zum Beispiel eine alte Kohleliefe­rRöhre hergericht­et werden.

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FOTO: THOMAS STRIDDE Es ist nur eine Puppe! Azubis der Jenaer Feuerwehr können auf dem Teag-Gelände in Göschwitz alles üben, zum Beispiel auch die Bergung einer verletzten Person, die unter ein Betonteil geraten ist.

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