Thüringische Landeszeitung (Jena)
Das Fräulein vom Amt und das kleinste Handy
Verein bereitet Eröffnung eines neuen Museums vor. Derzeit Telefon-Ausstellung in der Imaginata
Frohe Kunde für Museumsfreunde: Jena erhält ein neues Museum. Es wird in der Löbstedter Straße 49 entstehen. Dort, wo sich zu DDR-Zeiten der Großhandel für Obst und Gemüse und nach der Wende eine Diskothek befunden haben, können künftig Besucher die Geschichte des Telefons und der Telekommunikation verfolgen. Eröffnet werden soll es im Frühjahr 2021, und zwar zum zehnjährigen Bestehen des Jenaer Vereins „Telefon und Kommunikation".
Doch bereits jetzt können Interessenten historische Telefone besichtigen und deren spannende Entwicklung bis zum heutigen modernen Smartphone erleben. Denn nicht weit entfernt von dem künftigen Museum in der Imaginata liefert eine Telefon-Ausstellung einen Vorgeschmack auf das, was künftig im Museum zu bewundern sein wird. Es werden rund 500 Exponate präsentiert. Im Museum sollen es fast 1000 werden, wie Udo Buchholz und Bastian Ebert vom Vereinsvorstand neugierig machen.
Udo Buchholz war es auch, der mit seiner Sammelleidenschaft den stattlichen Grundstock des Museumsbestandes zusammengetragen hat. Dafür war der gelernte Elektromonteur und studierte Ingenieur für Informationstechnik viel unterwegs auf Trödelmärkten, Haushaltsauflösungen und an anderen Orten. Gewissermaßen gehört Buchholz sogar selbst zu den Pionieren der modernen Telefonierens.
So eröffnete er 1990 den ersten Telefon-Laden in Jena. Das war in der Sophienstraße. Und zwar mit dem Kuriosum: Er hatte dort noch nicht mal einen Festanschluss. Schließlich herrschte damals noch Mangel an Telefonanschlüssen. Als er dann beim damaligen Postminister Schwarz-Schilling intervenierte, erhielt er schnell einen Anschluss.
Doch zurück zur aktuellen Ausstellung in der Imaginata. Sie hatte nur kurzen Bestand, als sie Mitte Februar eröffnet wurde und einen Monat später wegen Corona dicht machen musste. Nun wird sie noch bis Ende August zu bestaunen sein.
Sie ist auch interaktiv. Das heißt, hier kann man alles anfassen, ausprobieren, hören, sehen und fühlen.
Betagte Technik: Klappenschrank und Wandanlage
So kann der Besucher in einer Telefonbox mit Wählerscheibe anrufen und sich mit jemandem am anderen Ende der Ausstellung unterhalten. Interessant ist es auch, das kleinste funktionierende Handy der Welt in der Hand halten zu können oder auch die Comic-Figuren Goofy und Mickey Mouse, eine Harley Davidson und ein Rennwagenmodell als Telefone zu bestaunen.
Die ältesten Exponate sind Wandanlagen und Klappenschränke, die davon künden, wie man um 1900 Gespräche durch das „Fräulein vom Amt" möglich machte. Der Verein macht auf Vorbestellung auch Führungen möglich, natürlich unter Hygiene-Auflagen.
Wer übrigens beim Aufbau des neuen Museums helfen möchte, ist gerngesehen. So wie das Optische Museum beispielsweise mit Vitrinen half, so wäre es schön, wenn Museen, Firmen und Einrichtungen, aber auch die Stadt das Museumsprojekt unterstützen würden, hofft man im Verein.
Telefonschau in der Imaginata (Stationenpark geöffnet) täglich 10-18 Uhr, Anmeldung: Telefon 03641/889920,