Thüringische Landeszeitung (Jena)

Das Fräulein vom Amt und das kleinste Handy

Verein bereitet Eröffnung eines neuen Museums vor. Derzeit Telefon-Ausstellun­g in der Imaginata

- Von Michael Groß

Frohe Kunde für Museumsfre­unde: Jena erhält ein neues Museum. Es wird in der Löbstedter Straße 49 entstehen. Dort, wo sich zu DDR-Zeiten der Großhandel für Obst und Gemüse und nach der Wende eine Diskothek befunden haben, können künftig Besucher die Geschichte des Telefons und der Telekommun­ikation verfolgen. Eröffnet werden soll es im Frühjahr 2021, und zwar zum zehnjährig­en Bestehen des Jenaer Vereins „Telefon und Kommunikat­ion".

Doch bereits jetzt können Interessen­ten historisch­e Telefone besichtige­n und deren spannende Entwicklun­g bis zum heutigen modernen Smartphone erleben. Denn nicht weit entfernt von dem künftigen Museum in der Imaginata liefert eine Telefon-Ausstellun­g einen Vorgeschma­ck auf das, was künftig im Museum zu bewundern sein wird. Es werden rund 500 Exponate präsentier­t. Im Museum sollen es fast 1000 werden, wie Udo Buchholz und Bastian Ebert vom Vereinsvor­stand neugierig machen.

Udo Buchholz war es auch, der mit seiner Sammelleid­enschaft den stattliche­n Grundstock des Museumsbes­tandes zusammenge­tragen hat. Dafür war der gelernte Elektromon­teur und studierte Ingenieur für Informatio­nstechnik viel unterwegs auf Trödelmärk­ten, Haushaltsa­uflösungen und an anderen Orten. Gewisserma­ßen gehört Buchholz sogar selbst zu den Pionieren der modernen Telefonier­ens.

So eröffnete er 1990 den ersten Telefon-Laden in Jena. Das war in der Sophienstr­aße. Und zwar mit dem Kuriosum: Er hatte dort noch nicht mal einen Festanschl­uss. Schließlic­h herrschte damals noch Mangel an Telefonans­chlüssen. Als er dann beim damaligen Postminist­er Schwarz-Schilling intervenie­rte, erhielt er schnell einen Anschluss.

Doch zurück zur aktuellen Ausstellun­g in der Imaginata. Sie hatte nur kurzen Bestand, als sie Mitte Februar eröffnet wurde und einen Monat später wegen Corona dicht machen musste. Nun wird sie noch bis Ende August zu bestaunen sein.

Sie ist auch interaktiv. Das heißt, hier kann man alles anfassen, ausprobier­en, hören, sehen und fühlen.

Betagte Technik: Klappensch­rank und Wandanlage

So kann der Besucher in einer Telefonbox mit Wählersche­ibe anrufen und sich mit jemandem am anderen Ende der Ausstellun­g unterhalte­n. Interessan­t ist es auch, das kleinste funktionie­rende Handy der Welt in der Hand halten zu können oder auch die Comic-Figuren Goofy und Mickey Mouse, eine Harley Davidson und ein Rennwagenm­odell als Telefone zu bestaunen.

Die ältesten Exponate sind Wandanlage­n und Klappensch­ränke, die davon künden, wie man um 1900 Gespräche durch das „Fräulein vom Amt" möglich machte. Der Verein macht auf Vorbestell­ung auch Führungen möglich, natürlich unter Hygiene-Auflagen.

Wer übrigens beim Aufbau des neuen Museums helfen möchte, ist gerngesehe­n. So wie das Optische Museum beispielsw­eise mit Vitrinen half, so wäre es schön, wenn Museen, Firmen und Einrichtun­gen, aber auch die Stadt das Museumspro­jekt unterstütz­en würden, hofft man im Verein.

Telefonsch­au in der Imaginata (Stationenp­ark geöffnet) täglich 10-18 Uhr, Anmeldung: Telefon 03641/889920,

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Telefonier­en mit der Harley: Udo Buchholz mit einem witzigen Exponat der Telefon-Ausstellun­g in der Imaginata, einem Apparat in Form eines Motorrads. In die Sammlung bemerkensw­erter Telefone hat es auch Goofy geschafft.
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FOTO: MICHAEL GROß
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