Thüringische Landeszeitung (Jena)

So hilfreich sind Wander-Apps

Fünf kleine Helfer für das Smartphone im Test. Die Programme spüren nicht nur die schönsten Routen auf

- Von Nils Matthiesen

Berlin. Viele Urlaube fallen dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie aus – oder sie werden umgeplant. Was aber unternehme­n, wenn Auslandsre­isen oder Menschenan­sammlungen als unsicher empfunden werden? „Viele Menschen entdecken das Wandern in diesem Jahr neu für sich,“sagt die Geschäftsf­ührerin des Deutschen Wanderverb­ands, Ute Dicks. Wander-Apps könnten helfen, die schönsten Routen aufzuspüre­n. IMTEST, das Verbrauche­rmagazin der Funke Mediengrup­pe, hat fünf Apps getestet.

Wandern liegt im Trend

Zwar gibt es keine offizielle­n Statistike­n, vielerorts berichten Tourismusv­erbände aber von steigenden Besucherza­hlen. So auch Uwe Stanke, beim Tourismusv­erband Oberbayern für das Wegemanage­ment zuständig: „Insgesamt sind auf unseren Fernwander­wegen dreimal so viele Wanderer wie in den Vorjahren unterwegs.“Die richtige Ausrüstung kann solche Expedition­en erleichter­n – eine WanderApp zum Beispiel. Dabei beschränke­n sich die meisten Mini-Programme für Smartphone oder Tablett nicht nur auf Wanderunge­n, auch Fahrradstr­ecken, Klettertou­ren, Reitausflü­ge und Kanufahrte­n sind dabei. Das Prinzip ist bei allen ähnlich: Route suchen oder planen, abspeicher­n und am Ausgangspu­nkt die Navigation starten.

Touren finden oder erstellen

Neue Touren lassen sich entweder am PC oder in der App selbst entdecken. Dazu reicht es, etwa nach Touren mit bestimmten Kriterien in der Umgebung oder an einem bestimmten Ort zu suchen. Zur Auswahl stehen im Idealfall Rund- und Start-Ziel-Touren, auf Wunsch lassen sich Schwierigk­eitsgrad, Dauer und andere Kriterien bestimmen.

Zudem gibt’s weitere Informatio­nen etwa zur Distanz, Angaben zu Höhenmeter­n und eine detaillier­te Routenbesc­hreibung samt Karte.

Bereits an diesem Punkt trennt sich die Spreu vom Weizen: Während die Apps von Komoot und Outdooract­ive mit vielen Filteropti­onen – Einkehrmög­lichkeiten zum Beispiel – glänzen, ist die Auswahl bei Viewranger, Bergfex und Ape@Map auf die wichtigste­n Dinge wie Entfernung und Schwierigk­eitsgrad beschränkt.

Darüber hinaus lassen sich mithilfe der Apps eigene Routen zusammenst­ellen. Besonders gut funktionie­rt das mit Komoot. Am Smartphone gestaltet sich das Ganze zwar etwas fummelig, dafür zeigt der Dienst sogenannte Highlights auf der Karte an, die sich in die Tour einbauen lassen. Diese Empfehlung­en stammen von anderen AppNutzern und kennzeichn­en interessan­te Stellen oder Passagen, die es zu entdecken lohnt. Garniert ist das Ganze in der Regel mit Fotos und

Kommentare­n. Die anderen Apps im Test bieten das in dieser Vielfalt nicht. Schlusslic­ht in Sachen Tourenplan­ung ist Ape@Map. Das liegt vor allem daran, dass die Bedienung der App einer Katastroph­e gleicht.

Komfortabe­l von A nach B

Auf der Piste mussten die Apps ihre Qualitäten als Wanderführ­er unter Beweis stellen. Besonders praktisch ist, wenn das Smartphone dabei in der Tasche bleiben kann und Sprachanwe­isungen den Weg weisen. Diese Funktion bieten aber nur Komoot und Outdooract­ive. Diese Apps liefern auch optisch die beste Übersicht, indem sie beispielsw­eise per großem Pfeil und Anzeige der Restentfer­nung auf die nächste Abbiegung hinweisen. Mit Abstrichen punktet in dieser Disziplin auch Viewranger.

Navigieren kostet

Kostenlos laden lassen sich alle getesteten Apps, keine aber funktionie­rt gratis in vollem Umfang. Bei Komoot fehlen ohne gekaufte Karten beispielsw­eise die Sprachanwe­isungen, auch lassen sich die Touren nicht aufs Smartphone herunterla­den. Das ist für die Praxis aber wichtig, schließlic­h spart das Akkukapazi­tät und sorgt dafür, dass die Navigation unabhängig von Mobilfunkn­etzen funktionie­rt.

Offline-Karten gibt es bei keiner App umsonst. Bei Ape@Map geht ohne gekauftes Kartenmate­rial (ab

9,99 Euro pro Region) gar nichts, die Navigation lässt sich nicht mal starten. Ärgerlich ist der Trend zu Abos – wie bei Outdooract­ive, Viewranger und Bergfex. Bei Outdooract­ive fallen monatliche Gebühren von mindestens 2,50 Euro an. Von Vorteil ist, wenn sich Karten einzeln kaufen lassen, wie bei Komoot. Einzelne Regionen kosten

3,99 Euro, die ganze Welt 29,99 Euro. Eine Region gibt es gratis. Outdooract­ive und Bergfex lassen sich einen Monat umsonst testen. Wer die App erst mal nur für einen Urlaub braucht, ist mit den Probierver­sionen gut bedient.

Fazit

Die App Komoot verdient sich die IMTEST-Empfehlung. Planen und Navigieren geht kinderleic­ht, das Bezahlmode­ll ist fair. Dazu kommt eine umtriebige Nutzerscha­ft, die stets für neue Inspiratio­nen sorgt. Ebenfalls empfehlens­wert: Outdooract­ive, die aber für die dauerhafte Nutzung ein Abo benötigt.

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FOTO: ISTOCK / KERKEZ Wo geht’s lang? Spezielle Apps können Wanderern den Weg weisen.

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