Thüringische Landeszeitung (Jena)

Rechnungsh­of kritisiert Kreditplän­e

Thüringer Landesregi­erung soll zunächst ihre Rücklagen aufbrauche­n

- Von Elmar Otto

Der Thüringer Rechnungsh­of sieht die Höhe der geplanten neuen Schulden durch die rot-rotgrüne Landesregi­erung kritisch. „Die rechnerisc­h mögliche Kreditaufn­ahme nach der Landesschu­ldenregel wird maximal ausgenutzt, ohne dies im Einzelnen zu begründen“, kritisiert­e Rechnungsh­ofpräsiden­t Sebastian Dette im Gespräch mit dieser Zeitung. „Auch wir sind der Auffassung, dass neue Schulden unumgängli­ch sind, aber bevor neue Schulden aufgenomme­n werden, sollte zunächst die Rücklage aufgebrauc­ht werden“, forderte er.

Mit einer Neuverschu­ldung in Höhe von 1,82 Milliarden Euro im Haushalt 2021 will die Koalition auf die wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Krise reagieren. Die Rücklage beläuft sich dem Rechnungsh­of zufolge auf 1,25 Milliarden Euro. „Vorhandene Finanzieru­ngsspielrä­ume im laufenden Haushalt 2020 bleiben ungenutzt“, sagte Dette. Als Beispiele nannte er freie Mittel im Wohnungsba­uvermögen, nicht abfließend­e Mittel des Haushalts, weil zu viel Geld veranschla­gt wurde, und noch nicht durchgefüh­rte Projekte. „Ohne vorherigen Kassenstur­z darf es keine neuen Kredite geben. Es kann nicht sein, dass die Pandemie als Vorwand genutzt wird, um Geld für ideologisc­he Steckenpfe­rde auszugeben“, mahnte der Rechnungsh­ofchef.

Die Landesregi­erung rechnet als Folge der Covid-19-Ausbreitun­g derzeit mit fast einer Milliarde Euro weniger Steuereinn­ahmen in diesem Jahr. Für dadurch notwendige neue Schulden soll es einen Nachtragsh­aushalt geben, der aber erst nach der nächsten Steuerschä­tzung im September im Parlament besprochen werden soll.

Sie stimme mit dem Rechnungsh­of überein, dass die Ausgaben dauerhaft auf Sinnhaftig­keit zu prüfen seien, so Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD). Die Erfahrung habe gezeigt, dass in „ganz erhebliche­m Umfang“im Haushalt vorgesehen­e Ausgaben nicht vollständi­g abfließen. „Hier gilt es, realitätsn­aher als bisher zu planen.“

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