Thüringische Landeszeitung (Jena)
Land gegen Wasserstoffzug
Thüringen bevorzugt für Linie von Gera nach Leipzig andere umweltfreundliche Fahrzeuge
Bei der Neuvergabe der Bahnstrecke zwischen Gera und Leipzig droht Streit. Während der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig über Wasserstoffzüge nachdenkt, hält Thüringen nichts von dieser Technologie auf der Linie.
Thüringen priorisiert laut Infrastrukturministerium den Einsatz elektrisch angetriebener Züge. Die Strecke sei aus Bundesmitteln des Strukturförderungsgesetzes zur Elektrifizierung vorgesehen. Das sei eine gute Lösung, um auch den Güterverkehr zu stärken und infrastrukturelle Voraussetzungen zu schaffen, damit eventuell Einzellagen des Fernverkehrs in den Frühund
Abendstunden aus Richtung Leipzig nach Gera verkehren können. Bis zur Elektrisierung Wasserstoffzüge einzusetzen, lohne sich angesichts der hohen Investitionskosten für die Infrastruktur nicht.
„Wir wollen mit einer schrittweisen Strategie den Schienenpersonennahverkehr langfristig, etwa bis 2050, komplett klimaneutral umbauen“, sagt Infrastrukturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Die Linke). Die Strategie für einen emissionsfreien Schienennahverkehr konzentriere sich auf einen Mix aus einer möglichst umfassenden Elektrisierung des Schienennetzes sowie den Einsatz von Elektro-AkkuHybrid-Fahrzeugen und Wasserstoffzügen. „Derzeit prüfen wir intensiv, welche Strecken sich am besten für die vorhandenen klimafreundlichen Antriebssysteme eignen“, sagt Hoff. Hybridfahrzeuge könnten zwischen Leipzig und Gera via Oberleitung laden und dann mit Akku bis Saalfeld fahren.
Als erster Meilenstein sollen Wasserstoffzüge auf der Schwarzatalbahn verkehren, möglichst ab 1. Januar 2022. Die Vergabe erfolgt über ein Verhandlungsverfahren. „Mit den vertraglich vorgegebenen Neuausschreibungen der Thüringer Nahverkehrsnetze bis 2028 wollen wir klimaneutrale Antriebstechnologien in der Fläche etablieren“, sagt Hoff. Die Ausschreibung des Ostnetzes, zu dem die Linie Leipzig – Gera zählt, soll noch 2020 starten.